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  • Die Tüpfelhyänen in der Lewa Savanne des Zoo Zürich mit einem toten Schaf.

    Das eigene Fleisch ist das beste - Teil 1

    Zoodirektor Severin Dressen über den Fleischkonsum im Zoo und woher das beste Futter für unsere Raubtiere kommt. Erster Teil.

    Viele unserer Tiere ernähren sich von Fleisch oder Fisch. Daran wird sich auch nichts ändern.

    Viele unserer Besucher*innen konsumieren bei uns im Zoo ebenfalls Fleisch oder Fisch. Hier allerdings können wir eine Verhaltensänderung feststellen, analog zum Trend der Schweizer Gesamtbevölkerung: der Pro-Kopf-Fleischkonsum sinkt (mit Ausnahmen) seit den 1980-er-Jahren, wenn auch langsam. Um dem wachsenden Bedürfnis nach vegetarischen oder veganen Alternativen gerecht zu werden, haben wir im Zoo früh reagiert und unser Gastronomie-Angebot angepasst.

    Heute ist knapp die Hälfte der warmen Gerichte in unserem Angebot fleischlos. Der Verkaufsanteil warmer, vegetarischer Hauptmahlzeiten liegt bei uns bei 44 Prozent. Rechnet man eine einfache Wurst ebenfalls als Hauptmahlzeit, liegt der fleischlose Anteil noch bei einem Drittel. In Anbetracht dessen, dass sich in der Schweiz nur ungefähr fünf Prozent der Bevölkerung ausschliesslich fleischlos ernährt, ist das ein hoher Anteil.

    Woher kommen unser Fleisch und unsere Fische? Bereits vor Jahren hat der Zoo entschieden, in seiner Gastronomie ausschliesslich auf Schweizer Produkte zu setzen. Das bedeutet: kein Crevettencocktail und auch kein Meeresfisch – zumindest für unsere Besucher*innen. Denn natürlich ernähren wir unsere Meerestiere artgerecht: Garnelen für die Meeresfische und wiederum Meeresfische für die Seehunde und Pinguine.

    Schauen wir uns den Speiseplan unserer tierischen Fleischfresser genauer an, ist dieser sehr vielseitig. Bei den Vögeln stehen zum Beispiel kleine Mehlwürmer auf dem Menü. Der Löwe wiederum verspeist ganze Rinderteile.

    Eines aber ist allen Tieren gemeinsam: Auch sie bekommen ausschliesslich Schweizer Fleisch verfüttert, möglichst aus der Umgebung. Und manchmal ist die Fleischherkunft sogar lokaler als nur lokal, denn: Wir verfüttern auch Tiere aus unserem eigenen Zoo.

    Es kommt immer wieder vor, dass wir Tiere aus unserem Betrieb schlachten müssen. Die Gründe dafür sind unterschiedlich. Es kann etwa passieren, dass sich ein Tier verletzt und es keine Heilungsmöglichkeit gibt.

    Es kann aber auch sein, dass wir Tiere haben, die wir nicht länger halten können. Zum Beispiel dann, wenn unser Leierhirsch keinen anderen erwachsenen Hirsch neben sich akzeptiert und uns kein anderer Zoo einen geeigneten Platz für ihn anbieten kann. Dann kann es vorkommen, dass wir ein junges Hirschmännchen schlachten müssen.

    Was auf den ersten Blick befremdlich erscheinen mag, macht auf den zweiten Blick viel Sinn: Unsere Fleischfresser brauchen Fleisch. Für das Raubtier macht es dabei keinen Unterschied, ob dieses Fleisch ein Hirsch aus dem Zoo ist oder eine Kuh vom nahegelegenen Bauernhof. Für uns hingegen schon: Wir wissen mit Sicherheit, dass unser Hirsch bis zum Moment der Schlachtung die besten Lebensbedingungen hatte und dass er aufgrund seines Futters – ohne Antibiotika und Medikamente – zum besten Fleisch für unsere Tiere wird.

    Zu dieser Kolumne gibt es einen zweiten Teil:

    Fortsetzung

    Zoodirektor Severin Dressen 2020 im Masoala Regenwald des Zoo Zürich.

    Zoodirektor Severin Dressen.

    Nebenstehender Text erschien erstmals im Rahmen der «Zoologisch»-Kolumne Severin Dressens im «SonntagsBlick-Magazin».