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  • Kleiner Antillen-Leguan im Exotarium des Zoo Zürich.
    Nasenbär liegt im Zoo Zürich auf dem Rücken.

    Vom Kochtopf auf die Rote Liste

    Im Exotarium ist eine neue Tierart eingezogen: der Kleine Antillen-Leguan. Er teilt sich die Anlage mit dem Antillen-Ochsenfrosch. Beide Arten sind vom Aussterben bedroht.

    Der Mensch hat mit seiner Vorliebe für ihr Fleisch viele Tierarten ausgerottet oder mindestens an den Rand des Aussterbens gedrängt. Auf Inseln lebende Tierarten sind aufgrund ihrer beschränkten Populationsgrösse besonders anfällig dafür. So hat der Mensch zum Beispiel verschiedene Inselpopulationen der Galapagos-Riesenschildkröten ausgerottet, weil er sie als lebenden Proviant auf die Schiffe mitnahm.

    Auch den Kleinen Antillen-Leguan und den Antillen-Ochsenfrosch hat der Mensch ihres Fleisches wegen bejagt. Nicht umsonst trägt der Leguan den lateinischen Namen «Iguana delicatissima», was man mit «sehr köstlicher Leguan» übersetzen kann. Und der Frosch heisst auf englisch «Mountain Chicken», weil er wie Hühnchen schmeckt.

    Der menschliche Appetit auf das Fleisch der beiden Arten hat dazu geführt, dass die Bestände über die Jahre stark zurückgegangen sind. Heute stehen beide Arten aber jeweils noch grösseren Bedrohungen gegenüber.

    Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Ein Pilz bedroht das «Berg-Poulet»

    Mit einer Grösse von bis zu zwanzig Zentimetern und einem Gewicht von bis zu einem Kilogramm stand der Antillen-Ochsenfrosch lange auf dem Speiseplan der menschlichen Bewohner der Antillen-Inselgruppe. Er wurde so stark bejagt, dass er auf einigen Inseln ausstarb.

    Heute kommt der Frosch nur noch auf den Inseln Dominica und Montserrat vor. Bis 2002 wurden auf Dominica jedes Jahr 8000–36'000 Tiere dieser Art gefangen. Sie landeten als Nationalgericht im Kochtopf.

    Antillen-Ochsenfrosch im Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini

    Dann brach die Ochsenfrosch-Population auf Dominica in den Jahren 2002 bis 2004 massiv ein. Von 2009 bis 2010 passierte das gleiche auf Montserrat.

    Heute gibt es auf Dominica wahrscheinlich weniger als 200 wildlebende Tiere. Auf Montserrat könnte die Art sogar ausgestorben sein.

    Grund für diesen akuten und extremen Rückgang der Populationen ist die Verbreitung des Chytridpilzes auf den beiden Inseln. Der Pilz gilt weltweit als ein Hauptgrund für den zum Teil katastrophalen Rückgang vieler Amphibienpopulationen.

    Die Jagd auf den Ochsenfrosch ist heute auf beiden Inseln verboten. Die Populationen gehen aber weiterhin zurück.

    Antillen-Ochsenfrosch im Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini

    Zuerst bejagt, dann verdrängt

    Auch die Jagd nach den Antillen-Leguanen war einst über das ganz Verbreitungsgebiet der Art üblich. Heute ist die Jagd auf das Tier verboten. In einigen Gebieten ging die Bejagung allerdings erst zurück, als die Populationen bereits zusammengebrochen waren und es sich für die Jäger schlicht nicht mehr lohnte, die inzwischen seltenen Tiere zu suchen. Von einigen Inseln ist der Antillen-Leguan inzwischen ganz verschwunden.

    Kleiner Antillen-Leguan im Exotarium des Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Pascal Marty

    Nach starken Tropenstürmen im Jahr 2017 ist die Wilderei an vielen Orten wegen Nahrungsknappheit zudem wieder angestiegen, was zu einer weiteren Abnahme der Leguan-Population geführt hat.

    Auch der Antillen-Leguan ist inzwischen nicht mehr nur durch die Wilderei bedroht, sondern kämpft mit einer zusätzlich Gefahr. Der Grüne Leguan, ein naher Verwandter des Antillen-Leguans, ist heute seine grösste Bedrohung.

    Der Mensch hat den Grünen Leguan auf vielen Inseln ausgesetzt oder unbeabsichtigt eingeführt. Dieser kreuzt sich mit den Antillen-Leguanen, was zu einer Hybridisierung der beiden Arten führt. Zudem vermehrt sich der Grüne Leguan schneller als der Antillen-Leguan und verdrängt ihn damit.

    Kleiner Antillen-Leguan im Exotarium des Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Pascal Marty

    Weiter setzt die wiedererstarkte Wilderei den verbleibenden Populationen des Antillen-Leguans zu. Eine zunehmende Zerstückelung des natürlichen Lebensraumes auf den Inseln führt dazu, dass sich die einzelnen Leguan-Populationen nicht mehr untereinander mischen können. Auch sterben viele Leguane bei Strassenunfällen, und Katzen und Hunde töten vor allem Jungtiere.

    Schafe und Ziegen zerstören die Vegetation und damit die Nahrungsgrundlage der Echse. In einigen Gebieten hat man die Ziegen und Schafe entfernt und die Landschaft renaturiert. Hier zeigen erste Auswilderungsprojekte positive Ergebnisse.

    Heute geht man von einer Population von etwa 13'000–20'000 Antillen-Leguanen aus. Gelingt es nicht, den jetzigen Rückgang zu stoppen, werden in 30–40 Jahren nur noch etwa 13% der heutigen Populationen vorhanden sein.

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