Schwere Tage im Elefantenpark
Es sind schwere Tage, die wir im Kaeng Krachan Elefantenpark derzeit durchleben müssen. Erneut haben wir einen Elefanten an das Herpesvirus verloren. Wir sind bestürzt und frustriert.
Heute Samstagmorgen ist unsere fünfjährige Elefantenkuh Ruwani verstorben. Wie Umesh und Omysha haben wir auch Ruwani an das Elefantenherpesvirus verloren. Wir sind bestürzt über die tragische Abfolge dieser drei Todesfälle bei uns im Kaeng Krachan Elefantenpark.
Machtlos gegen das Virus
«Einen dritten Elefanten in so kurzer Zeit an dieses gefürchtete Virus zu verlieren, ist ein tragischer Verlust für den Zoo Zürich», sagt unser Zoodirektor Severin Dressen. Und weiter:
«Für uns als Zoo ist es besonders frustrierend, dass wir trotz bester veterinärmedizinischer Versorgung durch das Universitäre Tierspital Zürich machtlos gegen das Virus sind.»
Videobotschaft unseres Direktors
Videobotschaft von Zoodirektor Severin Dressen zu den Todesfällen im Kaeng Krachan Elefantenpark. Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Ruwani zeigte bis gestern keine Krankheitsanzeichen. In den Tagen davor hatte ihre Virenlast zwischen erhöhten und wieder niedrigeren Werten geschwankt.
Um einen Ausbruch der Krankheit Elephant Endotheliotropic Herpes Virus-Hemorrhagic Disease (EEHV-HD) zu verhindern, startete der Zoo bei Ruwani früh eine begleitende Behandlung mit antiviralen Medikamenten.
«Die Behandlung eines an den Folgen des Elefantenherpesvirus erkrankten Tieres mit antiviralen Medikamenten ist nach aktuellem Wissensstand die erfolgversprechendste Therapie.»
Das sagt Willem Schaftenaar, tierärztlicher Berater des Europäischen Erhaltungszuchtprogrammes EEP für Asiatische Elefanten und ehemaliger Tierarzt des Zoos in Rotterdam. «Leider sind die Erfolgsaussichten aber immer noch gering», sagt Schaftenaar weiter.
Der Spezialist für das Elefantenherpesvirus sagt zudem: «Der Zoo Zürich betreibt ein vorbildliches Monitoring der Elefanten mittels regelmässiger Blutwertkontrollen. Damit kann frühzeitig eine erhöhte Virenlast im Körper festgestellt werden und es können sofort entsprechende Massnahmen eingeleitet werden.»
Die Krankheit verlief sehr schnell: Ruwani war bis wenige Tage vor ihrem Tod noch munter. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Grundsätzlich tragen die meisten Elefanten das Herpesvirus in sich, sei es in Zoos oder in der Wildnis. Jungtiere stecken sich wahrscheinlich bei älteren Tieren in der Gruppe an.
Regelmässige kurze Kontakte mit dem Virus sorgen dafür, dass junge Elefanten im Laufe der Zeit Antikörper dagegen entwickeln. Was effektiv zu einem der gefürchteten Virenschübe bei Elefantenjungtieren führt, ist der Forschung noch weitgehend unklar.
Die erlebten Todesfälle und die intensive medizinische Behandlung der erkrankten Elefanten können bei den höchst sozialen Tieren Unruhe auslösen. Dadurch kann das Immunsystem zusätzlich auf die Folgeerkrankung durch das Herpesvirus anfällig werden.
Ruwani war unser erster Elefant in dritter Generation im Zoo. Hier die ganze Familie mit Ruwani (vorne), Grossmutter Ceyla-Himali (l.) und Mutter Farha. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Ruwani bildete zusammen mit ihrer Mutter Farha und Grossmutter Ceyla-Himali eine der beiden matriarchalen Elefantengruppen im Zoo Zürich. Umesh und Omysha bildeten zusammen mit ihrer Mutter Indi und Schwester Chandra die andere Gruppe.
Geringes Risiko für verbleibende Elefanten
Elefanten sind besonders zwischen dem zweiten und etwa dem achten Lebensjahr dafür anfällig, aufgrund eines Herpesvirenschubs schwer zu erkranken. In dieser Zeit lässt der Schutz durch die Antikörper der Mutter nach und das Immunsystem hat unter Umständen noch keine eigenen Antikörper gebildet.
Nach dem Tod Ruwanis ist deren Mutter Farha mit 17 Jahren der jüngste Elefant im Zoo Zürich. Der Zoo geht davon aus, dass für die fünf verbliebenen Elefanten nur ein geringes Erkrankungsrisiko besteht. Die verbleibenden Tiere werden aber weiterhin medizinisch überwacht.
Ruwani war eine Wasserratte und ging gerne für einen Schwumm ins Unterwasserbecken. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Zukunft der Elefanten im Zoo Zürich
Elefanten leben in matriarchisch geführten Familienverbänden. Im Zoo Zürich leben derzeit zwei Familien mit zwei Leitkühen (Indi und Ceyla-Himali) sowie der Bulle Thai. Elefantenfamilien wachsen auf natürliche Weise durch die Geburt von Töchtern, Nichten und Enkelinnen, die ein Leben lang in der Gruppe bleiben.
In Absprache mit dem Europäischen Erhaltungszuchtprogramm EEP für bedrohte Asiatischen Elefanten wird der Zoo Zürich das weitere Vorgehen besprechen.
Ruwani (vorne) mit ihrer Mutter Farha. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini