Medien-Apéro März: Erdmännchen
Erdmännchen müssen sich in ihrer afrikanischen Heimat gegen verschiedene potenzielle Fressfeinde behaupten. Nur durch eine ausgeklügelte Kommunikation und Kooperation zwischen den Gruppenmitgliedern ist dies möglich.
Die Erdmännchen gehören in der Lewa Savanne zu den Lieblingen der Besucherinnen und Besucher. Sie faszinieren mit ihrem Aussehen und Verhalten sowie mit ihrem charakteristischen «auf zwei Beinen stehen». In ihrer südafrikanischen Heimat sind Erdmännchen verschiedenen Gefahren ausgesetzt. Nur das Leben in der Gruppe und eine enge Kooperation ermöglichen ihnen das Überleben.
Fressfeinde lauern überall
Erdmännchen leben in offenen Savannen, in denen sie zum Teil weite Strecken zurücklegen müssen, um Futter zu finden. Da sie auf der Futtersuche häufig graben, können sie nicht gleichzeitig nach Raubfeinden Ausschau halten. Die offene Landschaft sowie das Graben nach Nahrung machen Erdmännchen somit zu einer leichten Beute für Angreifer. Mit ihrer Körpergrösse passen sie in das Beuteschema verschiedener Tiere wie Raubvögel, Schakale oder auch Schlangen. Um die Wahrscheinlichkeit eines unentdeckten Angriffes zu verringern, stellen sich einige Erdmännchen als «Wachposten» an exponierten Stellen auf. Sie haben einen speziellen Ruf, mit dem sie die anderen Gruppenmitglieder darüber informieren, dass jemand Wache steht. Sichten sie einen potenziellen Fressfeind, geben die Wächter einen spezifischen Alarmruf von sich.
Kommunikation ist alles
Die Alarmrufe zwischen den Gruppenmitgliedern sind sehr spezifisch. Sie geben dem Empfänger nicht nur Auskunft über die Richtung des Angreifers, sondern auch darüber, wie nahe die Gefahr ist. Je nachdem ob ein Angreifer aus der Luft oder vom Boden kommt, reagieren die Tiere mit Blick nach oben oder sie laufen direkt in den nächstgelegenen Bau. Der Alarmruf für eine Schlange führt meist dazu, dass sich die ganze Gruppe um die Schlange versammelt und sie mobbt, damit sie das Gebiet verlässt.
Neben der Feindvermeidung ist die Kommunikation unter den Gruppenmitgliedern auch in anderen Bereichen wichtig. So äussert jedes Erdmännchen alle paar Sekunden einen Kontaktruf. Er fördert den Gruppenzusammenhalt während der Nahrungssuche. Jungtiere geben konstante Bettellaute für Futter von sich. Hat ein erwachsenes Tier Futter gefunden, wechseln die Bettellaute in einen schrilleren «Gib-mir-das-Futter»-Ruf.
Neben den akustischen Rufen ist auch die Kommunikation über den Geruch wichtig. So markieren sich alle Gruppenmitglieder gegenseitig, was zu einem typischen Gruppengeruch führt. Dies hilft vor allem, gruppenfremde Artgenossen zu erkennen.
Gemeinsame Jungenaufzucht
In ihrer südafrikanischen Heimat leben Erdmännchen in Gruppen von 3–20 Tieren, wobei auch grössere Gruppen vorkommen. Generell pflanzt sich nur das dominante Paar fort. In den ersten Wochen nach der Geburt übernimmt jeweils ein erwachsenes Tier die Rolle des Babysitters, während der Rest der Gruppe auf Nahrungssuche ist. Der Babysitter wechselt normalerweise jeden Tag. So kümmert sich die ganze Gruppe um die Aufzucht der Jungtiere. Dies geht soweit, dass mehrere Weibchen die Jungtiere säugen, auch wenn sie selbst keine Jungen haben. Sobald die Jungen mit der Gruppe auf Nahrungssuche gehen, werden sie von verschiedenen «Helfern» gefüttert. Dank diesen Helfern ist die Überlebenschance der Jungtiere grösser, als wenn sich nur die Eltern um sie kümmern würden.
Erdmännchen im Zoo Zürich
Der Zoo Zürich hält seit rund einem Jahr Erdmännchen, seit der Eröffnung der neuen Lewa Savanne. Angefangen hat der Zoo mit zwei Männchen und einem Weibchen. Diese hatten in der Zwischenzeit verschiedene Würfe, wodurch die Gruppengrösse auf derzeit dreizehn Tiere angewachsen ist. Kürzlich hat das dominante Weibchen wieder Junge geworfen. Wie viele Jungtiere es sind, ist noch nicht bekannt.
Forschung mit Zoo-Erdmännchen
Neben ihrer Aufgabe als Botschafter für ihre Art sollen die Erdmännchen des Zoo Zürich künftig auch Teil der Forschung werden. Sie sollen als eine zusätzliche Forschungsgruppe für Dr. Marta Manser dienen, eine der führenden Erdmännchenexpertinnen weltweit. Marta Manser forscht an der Universität Zürich vor allem im Bereich Kommunikation und Entscheidungsfindung innerhalb von Erdmännchengruppen. Sie hält an der Uni auch zwei eigene Erdmännchengruppen.
Der Medien-Apéro hat als Zoommeeting stattgefunden. Hier gibt es die Aufzeichnung davon zum nachträglichen Schauen:
(Kenncodezugriff: .D4&4VCf)
VIDEOS
Videos unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.
Erdmännchen im Zoo Zürich (mit UT)
Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schynder
Audio
Tierstimmen unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.
Alarmrufe der Erdmännchen
Ruf 1: Alarm Bodenräuber, weit bis mittelnah (50-200m). | Ruf 2: Alarm Schlange oder Räuberkot, grosse Erregung. | Ruf 3: Alarm Schlange oder Räuberkot, mittlere Erregung. | Ruf 4: Alarm Raubvogel, weit bis mittelnah (200-1000m).
Coypright: Kalahari Meerkat Project, University of Zurich
Bilder
Bilder unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Nicky Kaufmann
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Peter Bolliger
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Rita Schlegel
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Rita Schlegel
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Erdmännchen in der Lewa Savanne.
Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schnyder