
Zwergdommel
Ixobrychus minutus
Die Zwergdommel (Ixobrychus minutus) ist ein wenig bekannter Vertreter der Reiherfamilie. Mit einer Körperlänge von lediglich 33 bis 38 Zentimetern gilt sie als die kleinste Reiherart Europas. Aufgrund ihrer scheuen Lebensweise und perfekten Tarnung bleibt sie selbst für erfahrene Ornithologen oft unsichtbar. Ihr Gefieder ist ideal an die Schilflandschaften angepasst: beige bis gelblich-braune Töne durchzogen von dunklen Streifen machen sie beinahe unsichtbar im Röhricht. Besonders markant ist ihr Verhalten bei Gefahr: Die Zwergdommel streckt ihren Hals senkrecht nach oben, wodurch sie mit den senkrechten Schilfstängeln verschmilzt – ein Paradebeispiel für mimetische Anpassung.
Ihr bevorzugter Lebensraum sind ausgedehnte Schilfgebiete an Seen, Flüssen oder Feuchtgebieten, wo sie dichte Vegetation zum Verstecken und ausreichend Nahrung findet. Als Zugvogel überwintert die Zwergdommel in Afrika südlich der Sahara unter anderem auch in Madagaskar und kehrt im Frühjahr nach Europa zurück. In der Schweiz weilt sie fürs Brutgeschäft zwischen Ende April und Ende September. Bedeutend sind vor allem die Bestände am Neuenburgersee. Der Brutbestand in der Schweiz wird auf 90 bis 120 Paare geschätzt.
Während der Brutzeit beginnt das Männchen mit dem Nestbau und lockt dabei ein Weibchen an. Die Nester befinden sich gut versteckt im Schilf, meist nur knapp über dem Wasserspiegel.
Zwergdommeln sind Einzelgänger und meiden den Kontakt zu Artgenossen ausserhalb der Brutzeit. Auch ihre Rufe sind ungewöhnlich – ein leiser, dumpfer Laut, der an das Bellen eines Hundes erinnert und im Röhricht nur schwer zu orten ist. Ihre Nahrung besteht vorwiegend aus kleinen Fischen, Amphibien, Insekten und Krebstieren, die sie mit ihrem spitzen Schnabel blitzschnell erbeuten. Die Jagd erfolgt oft in geduckter Haltung, wobei sie sich langsam durch das Schilf bewegt oder regungslos auf Beute lauert.
Trotz ihrer Anpassungen ist die Zwergdommel in vielen Regionen Europas stark gefährdet, ebenso in der Schweiz. Der Verlust geeigneter Lebensräume durch Trockenlegung von Feuchtgebieten, intensive Landwirtschaft und Bebauung stellt eine ernste Bedrohung dar. Zudem sind ihre Brutplätze empfindlich gegenüber Störungen, etwa durch Freizeitaktivitäten oder Wassersport. Schutzprogramme konzentrieren sich auf die Erhaltung und Renaturierung von Schilfgebieten, um der Art eine langfristige Überlebenschance zu geben.
Verwandtschaft | Stelzvögel, Reiher |
Lebensraum | Feuchtgebiete, Mangrovensümpfe |
Lebensweise | Einzelgänger |
Ernährung | Amphibien, Fische, Insekten |
Gewicht | 140 – 160 g |
Spannweite | 52 – 58 cm |
Gelegegrösse | 5 – 6 Eier |
Brutdauer | 17 – 19 Tage |
Nestlingsdauer | 25 – 30 Tage |
Lebenserwartung | ca. 6 Jahre |
