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  • Sumatra-Orang-Utan Cahaya mit Jungtier Utu im Zoo Zürich.

    Medien-Apéro Februar: Orang-Utan

    Eine für Orang-Utans etwas rasante Familienplanung: hier die freudige Geburt eines weiteren Ambassadors, dort die wichtige Unterstützung des Orang-Utan-Schutzprogramms der Stiftung PanEco auf Sumatra.

    Orang-Utans sind Bewohner des Kronendachs der Regenwälder von Sumatra und Borneo. Sie sind die grössten Säugetiere, die sich in diesem Bereich des Waldes aufhalten. Und dies ohne «Netz»: Um sicheren Halt in dieser Höhe zu haben – die Weibchen wiegen um die 40, die Männchen um die 80 Kilogramm – sind sowohl die Hände wie die Füsse als Greiforgane ausgebildet. So setzen die Tiere beim Hangeln und Futter suchen im Geäst immer mindestens eine Hand oder ein Fuss als Sicherungspunkt ein.

    Variables Nahrungsangebot

    Die Pflanzengesellschaften des Regenwaldes sind wohl artenreich, das Nahrungsangebot für die Orang-Utans im Kronenbereich ist jedoch grossen Schwankungen unterworfen. Reifende Früchte in grossen Bäumen etwa bieten temporär einen reich gedeckten Tisch, an den sich gleich mehrere Orang-Utans «setzen» können. Dann aber folgen Phasen, in denen nur noch ein knappes Futterangebot aus Rinde und Blättern besteht und die Tiere einzeln oder mit ihrem Nachwuchs unterwegs sind. Dieses räumlich und zeitlich variierende Futterangebot verhindert, dass Orang-Utans dauerhaft in Gruppen leben können.

    Langer Weg zur Selbständigkeit

    Menschenaffen haben – nicht unähnlich zum Menschen – eine geringe Fortpflanzungsdynamik. Die Tragzeit ist mit gegen neun Monaten lang, die Jungtiere entwickeln sich langsam und erreichen erst spät ihre Unabhängigkeit. Diese Merkmale sind gerade beim Orang-Utan ausgeprägt. Die Jungtiere werden mit etwa drei Jahren entwöhnt, bleiben dann aber noch ein paar weitere Jahre bei der Mutter, um sich all das räumliche und ökologische Wissen anzueignen, das es braucht, um in ihrem komplexen Lebensraum überleben zu können.

    Unerwartet rascher Zuwachs im Bestand der Zürcher Gruppe

    Elf Tiere umfasst aktuell der Bestand an Sumatra-Orang-Utans im Zoo Zürich, zur Zeit der grösste in einem europäischen Zoo. Ein älteres Weibchen lebt alleine, die anderen – wenn auch Orang-Utans meist als Einzelgänger unterwegs sind – in einer Gruppe. Nebst dem grossen Zuchtmann Djarius sind das Timor mit ihren beiden erwachsenen Töchtern Xira und Cahaya und der jüngeren Tochter Mimpi sowie fünf Enkelkinder.

    Das jüngste Enkelkind kam am 4. Februar zur Welt und ist die Tochter von Cahaya (als Vater kommen Djarius und der 13-jährige Hadiah, Sohn von Xira, in Frage). Dieser Nachwuchs war nicht erwartet worden. Nicht dass man die Schwangerschaft von Cahaya übersehen hätte, vielmehr war die Möglichkeit dieser Schwangerschaft nicht erwartet worden. Solange eine Orang-Utan-Mutter ein Jungtier säugt, und das ist etwa während drei Jahren der Fall, sorgt in der Regel eine Laktationsamenorrhö dafür, dass es nicht zu einem Eisprung kommt. Geburtsintervalle von vier bis fünf Jahren, oft gar sechs bis acht Jahren oder mehr sind bei Orang-Utans üblich – im Freiland haben Sumatra-Orang-Utans die längsten Geburtsintervalle aller Säugetiere.

    Der zweitjüngste Spross von Cahaya, Tochter Riang, wurde im Juni 2017 geboren. Ihre jüngere Schwester Utu («Floh») hat nun das übliche Geburtsintervall mit knapp 20 Monaten deutlich unterschritten. Für Cahaya stellt sich die Herausforderung, die sich in ihrem Fell festklammernde Tochter Utu zu betreuen und gleichzeitig aber auch auf die schon recht selbständige Riang einzugehen, die zwischendurch die Aufmerksamkeit ihrer Mutter einfordert und auch noch gesäugt werden möchte.

    Bisher galt im Zuchtprogramm die Empfehlung, dass für die Beeinflussung der Geburtsintervalle 30 Monate nach der letzten Geburt mit der Verabreichung der Pille begonnen werden sollte. Diese Empfehlung muss wohl überdacht werden …

    Als «vom Aussterben bedroht» eingestuft

    Knapp 150 Sumatra-Orang-Utans leben in 27 europäischen Zoos. Ihre Zucht wird im Rahmen eines Erhaltungszucht-Programms koordiniert. Dieser Bestand hat sich in den letzten 15 Jahren kaum verändert. Die langsame Populationsdynamik der Orang-Utans bedeutet auch, dass Verluste nicht schnell ausgeglichen werden können.

    Verluste erleiden die wildlebenden Orang-Utan-Populationen insbesondere durch Lebensraumverlust wie etwa bei der Umwandlung von Regenwald in Ölpalmplantagen oder durch Holzschlag. Strassen zerschneiden die Lebensräume zusätzlich. Weiter werden den Populationen immer noch illegalerweise Jungtiere zur Haltung als «Haustiere» entnommen. Die Internationale Naturschutz-Union IUCN stuft den Sumatra-Orang-Utan als «vom Aussterben bedroht» ein, aufgrund der massiven und rasanten Lebensraumverluste und des damit einhergehenden Populationsrückgangs in den letzten 35 Jahren. Deshalb sind Lebensraumschutz und die Betreuung konfiszierter und verletzter Orang-Utans und deren Auswilderung in intakte Lebensräume zentrale Massnahmen zum Schutz der weiterhin schrumpfenden Bestände. Der Zoo Zürich unterstützt als eines seiner zentralen Naturschutzprojekte die vor Ort tätige Stiftung PanEco bei diesen Aktivitäten.

    Ungewöhnlich viele Jungtiere im Orang-Utan-Schutzprogramm

    Überraschende Neuzugänge gibt es zum Anfang des neuen Jahres nicht nur im Zoo, sondern auch auf Sumatra in der Heimat der Sumatra-Orang-Utans: Rundeng, wie wir sie nennen, ist der jüngste, je in die Auffang- und Pflegestation des Orang-Utan-Schutzprogramms gebrachte Orang-Utan-Patient. Der grosse Unterschied zu Utu: Rundeng hat keine Mutter mehr, die sich liebevoll um sie kümmert. Das müssen die Pflegerinnen der Auffang- und Pflegestation übernehmen. Denn Rundeng wurde in den letzten Tagen des alten Jahres alleine in einer Palmölplantage aufgefunden – gerade einmal zwei Wochen alt. Zum Glück wurde die Polizei angerufen, die das Baby in die Station des Orang-Utan-Schutzprogramms brachte.

    Das Orang-Utan-Schutzprogramm ist eines von acht vom Zoo Zürich unterstützten Naturschutzprogrammen. Es wird von der Schweizer Stiftung PanEco zusammen mit der Indonesischen Partnerstiftung YEL betrieben und engagiert sich seit rund 20 Jahren ganzheitlich gegen das Aussterben der Orang-Utans und für den Schutz ihres Lebensraums, des tropischen Regenwalds. Kern des Programms ist der Aufbau von zwei neuen Orang-Utan-Populationen. Der Tiere werden aus Käfighaltungen gerettet oder aus den Fängen von Schmugglern befreit und vom Team der Auffang- und Pflegestation gesund gepflegt, aufgezogen und sorgfältig auf ein Leben in der Wildnis vorbereitet. Sind sie psychisch und physisch gesund, werden die Tiere in eine der beiden Auswilderungsstationen gebracht und im geschützten Regenwald angesiedelt.

    Zur gleichen Zeit wie Rundeng, wurden innerhalb von nur zwei Wochen sieben weitere Orang-Utans eingeliefert. Acht neue Orang-Utans in der Auffang- und Pflegestation innerhalb weniger Wochen – das ist durchaus aussergewöhnlich. Im letztjährigen Mittel waren es pro Monat 2.2 Orang-Utans. Zudem scheint sich ein Trend zu bestätigen, den die PanEco-Mitarbeitenden seit mehreren Monaten auf Sumatra beobachten: Es kommen immer mehr sehr junge Patienten in die Station. Das kann unter anderem daran liegen, dass gefangen gehaltene Jungtiere rascher als früher gemeldet werden, weil sich die Bevölkerung vermehrt der Illegalität dieses Tuns bewusst ist. Die Sensibilisierungsarbeit diverser Artenschutzorganisationen, darunter auch PanEco, scheint also Früchte zu tragen. Zudem funktioniert die staatliche Aufsichtsbehörde in Sumatra immer besser und Wildtierschmuggler werden immer öfters an der Grenze gestoppt.

    Rundeng und die anderen Jungtiere werden im Durchschnitt etwa sechs Jahre in der Auffang- und Pflegestation verbringen, bis sie bereit sind für einen Umzug in eine unserer Auswilderungsstationen auf Sumatra. Die jungen Orang-Utans stellen grosse Ansprüche an die Pflegerinnen der Auffang- und Pflegestation. Ähnlich wie Menschenbabys sind die Kleinen auf eine engmaschige 24-Stunden-Betreuung angewiesen. Trotz der grossen Nähe, die bei dieser Betreuung entsteht, müssen sich die Pflegerinnen immer bewusst sein, dass die Orang-Utans Wildtiere sind und als solche auch in den Regenwald zurückkehren werden. Wärme und Nähe sind aber wichtige Faktoren, damit sie sich gesund entwickeln können.

    Die aufwändige Betreuung zur Rettung der kleinen Orang-Utans ist zwingend nötig. Der Hintergrund: In Südostasien werden immense Flächen an Regenwald gerodet. Der weltweite Hunger nach Palmöl wächst in rasantem Tempo. Der Regenwald in Indonesien und Malaysia muss daher Palmöl-Monokulturen weichen. Dadurch verlieren zahlreiche Tiere und Pflanzen ihren Lebensraum, so auch der Orang-Utan. Je kleiner der noch verbleibende Lebensraum der «Wald-Menschen» wird, desto mehr kommt es zu Tier-Mensch-Konflikten in den angrenzenden Plantagen. Orang-Utans sterben beim Versuch der Menschen, sie zu vertreiben. Zurück bleiben oft die Jungtiere der getöteten Mütter. Zum Glück werden einige wenige von ihnen gemeldet und in die Obhut des Orang-Utan-Schutzprogramms gebracht. Sie erhalten damit eine zweite Chance auf ein Leben im Regenwald.

    Videos

    Videos unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.

    Sumatra-Orang-Utan Utu

    Am 4. Februar hat Cahaya ein kleines Mädchen auf die Welt gebracht.
    Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder | Nicole Cathomen

    Naturschutzprojekt Sumatra – kurz

    Video: Zoo Zürich, naturemovie.ch

    Naturschutzprojekt Sumatra – lang

    Video: Zoo Zürich, naturemovie.ch

    Menschenaffen-Playlist

    Videos der Menschenaffen im Zoo Zürich und in den Naturschutzprojekten.

    Bilder

    Bilder unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.

    Sumatra-Orang-Utans Cahay und Utu Zoo Zürich

    Cahaya mit ihrer Tochter Utu.
    Copyright: Zoo Zürich, Marco Schaffner

    Sumatra-Orang-Utan Cahaya mit Jungtier Utu im Zoo Zürich.

    Cahaya mit ihrer Tochter Utu.
    Copyright: Zoo Zürich, Marco Schaffner

    Sumatra-Orang-Utans Cahay und Utu.

    Cahaya mit ihrer Tochter Utu.
    Copyright: Zoo Zürich, Doris Heimgartner

    Sumatra-Orang-Utan Cahaya mit Jungtier Utu im Zoo Zürich.

    Cahaya mit ihrer Tochter Utu.
    Copyright: Zoo Zürich, Doris Heimgartner

    Bilder aus dem Orang-Utan-Schutzprogramm

    Bilder unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über die Stiftung PanEco und/oder den Zoo Zürich freigegeben.

    Junge Sumatra-Orang-Utans im PanEco-Schutzprogramm.

    Junge Sumatra-Orang-Utans im PanEco-Schutzprogramm.
    Copyright: Stiftung PanEco

    Junge Sumatra-Orang-Utans im PanEco-Schutzprogramm.

    Junge Sumatra-Orang-Utans im PanEco-Schutzprogramm.
    Copyright: Stiftung PanEco

    Junger Sumatra-Orang-Utan im PanEco-Schutzprogramm.

    Junger Sumatra-Orang-Utan im PanEco-Schutzprogramm.
    Copyright: Stiftung PanEco

    Junger Sumatra-Orang-Utan im PanEco-Schutzprogramm.

    Junger Sumatra-Orang-Utan im PanEco-Schutzprogramm.
    Copyright: Stiftung PanEco