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  • Plattschwanzgecko im Masoala Regenwald

    Medien-Apéro Februar: Masoala

    Waren die Tiere im Zoo früher vielfach quasi auf dem Präsentierteller für die Besucher leicht beobachtbar, haben heute selbst die Elefanten die Möglichkeit, sich in ihrer Anlage für Momente «unsichtbar» zu machen. Wie ungleich leichter haben es da kleinere Tiere, sich in ihren naturnah gestalteten Zoo-Lebensräumen den Blicken der Besucher zu entziehen. Das fordert die Besucher: Sie brauchen etwas Geduld, den aufmerksamen Blick und manchmal die Hilfe des Zufalls. Gewisse Tiere sind aber auch dann noch den echten «Entdeckern» vorbehalten.

    Gegen vierzig Arten an Wirbeltieren teilen sich den über einen Hektar grossen Lebensraum Masoala Regenwald. Bei einem Spaziergang durch diesen Regenwald sieht man zwar immer Tiere, aber nie Vertreter aller Arten. Einzelne Arten haben eine eher heimliche Lebensweise, werden gerne übersehen oder halten sich auf ihren tageszeitlichen «Wanderungen» etwas abseits der Besucherwege auf. Als Besucher muss man die Augen offen halten und aufmerksam sein, will man von der hier vorhandenen Artenfülle etwas mitbekommen. Aber nicht für alle Arten reicht es, aufmerksam zu sein, da gibt es noch grössere Herausforderungen.

    Unheimlich heimlich

    Eine solche Herausforderung sind die Plattschwanzgeckos. Die bis dreissig Zentimeter lange Echse ist nachtaktiv und macht Jagd auf allerlei Insekten. Als Vertreter der Geckos klettert sie auch an glatten Oberflächen hervorragend. Tagsüber verlässt sich der nur auf Madagaskar beheimatete Plattschwanzgecko ganz auf seine Tarnung. Seine Ruheplätze wählt er auf Baumstämmen oder – bei uns im Masoala Regenwald – gelegentlich auch auf der metallenen Konstruktion des Baumkronenwegs. Sein flacher Körper schmiegt sich der Unterlage an, die Beine sind an den Körper angelegt und der Kopf weist nach unten. Ein gezackter Hautsaum, der den Körper umgibt, löst die Körperkonturen auf. Farblich und in der Musterung können sich die Tiere erstaunlich weit an ihren Untergrund anpassen. Solchermassen getarnt verbringen immer wieder Plattschwanzgeckos den Tag an einem Baumstamm – vom Besucherweg aus eigentlich «gut sichtbar», für die meisten Besucher aber «unsichtbar». Ihr Anblick bleibt dann nur den wirklich guten Beobachtern vorbehalten (oder jenen, die sich bei einem Mitglied des Freiwilligenteams im grünen T-Shirt einen Tipp holen …). So friedlich und harmlos die Tiere auch aussehen mögen, sie können ihr Maul weit aufreissen und herzhaft zubeissen.

    Nebst ausgewachsenen Plattschwanzgeckos gibt es im Masoala Regenwald auch Jungtiere, die einerseits in der Halle geschlüpft sind, andererseits aus einer Zucht im Hintergrund stammen und in der Halle «ausgewildert» wurden. Das Weibchen legt das in der Regel aus zwei Eiern bestehende Gelege im Bodensubstrat ab. Nach einer Inkubationszeit von rund neunzig Tagen schlüpfen die wenige Gramm leichten Jungtiere.

    Exponiertes Chamäleon

    Deutlich weniger heimlich verhalten sich die Pantherchamäleons. Auch bei dieser Art pflanzen sich die Tiere einerseits in der Halle fort. Andererseits wird aber auch Nachwuchs einer hinter den Kulissen betreuten Zuchtgruppe in der Halle freigesetzt. Insbesondere bei schönem Wetter haben verschiedene Individuen geradezu das Flair, sich an exponierten Stellen den Besuchern zu präsentieren. Ist es etwas kühler, ist auch hier der «Entdecker-Blick» gefragt, um die Tiere in der Vegetation und zum Teil in Höhen von drei bis vier Metern über Boden zu sichten.

    Schildkröten in drei Varianten

    Aus der Gruppe der Schildkröten leben drei Arten im Masoala Regenwald. Die Aldabra-Riesenschildkröten sind unübersehbar. Ihre beheizte Liegeplattform ist vom Besucherweg aus gut einsehbar. Die Vertreter der beiden anderen Schildkrötenarten sind in ihrer Lebensweise bedeutend heimlicher.

    Die Glattrand-Gelenkschildkröte (– sie kann den hinteren Teil des Rückenpanzers absenken und so Schwanz und Hinterbeine schützen –) gehört zu den Landschildkröten. Ihr Panzer erreicht eine Länge von etwa zwanzig Zentimetern. Sie wird meist nur kurz sichtbar, wenn sie auf ihren Streifzügen den Besucherweg überquert, um auf der anderen Seite gleich wieder in der Vegetation zu verschwinden.

    Die dritte Schildkrötenart ist die Dunkle Pelomedusen-Sumpfschildkröte. Ihr Reich sind die Gewässer. Um sie zu entdecken, muss man die Uferlinien nach sich sonnenden Individuen absuchen. Oder man erspäht mit gutem Auge gerade mal den Kopf einer Schildkröte, der aus dem Wasser ragt.

    Farbenprächtig und trotzdem unauffällig

    Wenn es ums Entdecken geht, seien noch zwei Vogelarten erwähnt. Der Mähnenibis ist der grösste Vogel im Masoala Regenwald. Unentwegt mit seinem langen Schnabel im Bodengrund stochernd streift er in der Halle umher. Ein Brutpaar und fünf Jungvögel aus den letzten zwei Jahren sowie ein verwitwetes Männchen sind zurzeit im Masoala Regenwald unterwegs, meist in kleinen Gruppen, seltener alleine. Trotz ihrer Grösse werden diese Vögel gerne übersehen. Es braucht den suchenden Blick in die Tiefe der Vegetation. Auffällig ist der Flug dieser Ibisse, etwa wenn sie eine Futterstelle anfliegen, oder gegen Abend, wenn sie ihren Schlafplatz oben in einem Baum aufsuchen.

    Knapp elsterngross ist die Blaukopf-Erdracke. Blau, grün, orange-braun, weiss und schwarz sind die Farben ihres Gefieders, insgesamt ein farbenprächtiger Vogel. Und dennoch versteht er es, unbemerkt aus nächster Nähe den Besuchern zuzuschauen: Die Blaukopf-Erdracke ist zu Fuss unterwegs.

    Sie unterbricht ihren Gang immer wieder, um aufmerksam die Umgebung optisch und akustisch nach Hinweisen auf Insekten oder Würmer abzusuchen. So steht sie auch immer wieder am Rand des Besucherwegs, vielleicht von einem Farnblatt etwas abgedeckt, und lauscht. Da sie dann bewegungslos verharrt, entgeht sie leicht unserem auf Bewegung sensibilisierten Blick. Nur schon ihrer Schönheit wegen lohnt es sich, nach ihr zu suchen.

    Der Masoala Regenwald soll in einer kleinen Kopie die Vielfalt eines tropischen Regenwaldes wiedergeben. Nur schon die Formen- und Farbenfülle der Pflanzen ist beeindruckend. Dieser Reichtum wird noch ergänzt durch eine gleichfalls grosse Fülle spannender Tiere. Ein eigentliches Tummelfeld für grosse und kleine Entdecker.