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  • Asiatische Elefanten Farha und Thai im Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich

    Medien-Apéro Mai: Elefant

    Rückblick und Ausblick auf das, was sich im Elefantenbestand im Zoo Zürich seit dem Umzug in den Elefantenpark getan hat und tun wird. Unter anderem: Trächtigkeit einer Elefantenkuh.

    Bereits sind es gut zwei Jahre her, seit die Asiatischen Elefanten im Zoo Zürich ihr neues Zuhause bezogen haben, den Kaeng Krachan Elefantenpark. Nicht nur der Lebensraum und die Präsentation der Tiere haben sich verändert, auch das Management wechselte vom direkten zum geschützten Kontakt. Weitere Veränderungen betreffen verschiedene Mutationen im Tierbestand und deren Folgen.

    Familie Indi

    Ein erster Höhepunkt im Elefantenpark war die Geburt des Elefantenkalbes Omysha kurz nach der Eröffnung der neuen Anlage. Assistiert wurde Mutter Indi von ihrer älteren Tochter Chandra und der altbewährten «Tante» Druk. Ein lautes Trompeten kündete das Ereignis an.

    Dass die Betreuung des Nachwuchses eine Familienangelegenheit ist, zeigte sich schön in der Arbeitsteilung: Druk übernahm insbesondere die Aufsicht, wenn Omysha ruhte, oder war für sie der Ruhepol, wenn es zu einer Aufregung kam. Schwester Chandra überwachte das Badevergnügen. Erhielt Omysha anfänglich nur Zugang zum seichten Bassinteil, durfte sie mit zunehmendem Alter in Begleitung der Schwester auch im tieferen Wasser planschen. Mutter Indi schliesslich überwachte, zum Teil aus Distanz, das ganze Geschehen. So konnten wir einmal beobachten, dass Indi, als Omysha alleine baden gehen wollte, sofort ihre Schwester Chandra herbeipfiff, damit diese aufpasste. Und natürlich war Indi die erste Adresse, wenn sich bei Omysha der Hunger meldete.

    Omysha hat sich prächtig entwickelt. Wog sie bei der Geburt geschätzte 120 Kilogramm, bringt sie nun bereits über 900 Kilogramm auf die Waage. Was ihr noch bevorsteht, ist das direkte Kennenlernen ihres Vaters Maxi.

    Wenn auch die alte Elefantendame Druk nicht mit der Familie Indi verwandt ist, darf man sie mit Fug und Recht als Familienmitglied bezeichnen. Sie hat es immer genossen, Jungtiere um sich zu haben. Und sie hat jeweils mit strategischer Übersicht dafür gesorgt, dass die Jüngsten vor stürmischer Kontaktnahme durch andere Artgenossen geschützt waren. Nun ist Druk nicht mehr; sie starb am 3. Mai, just am Geburtstag ihres Donators, des 3. Königs von Bhutan (und gleichzeitig auch dem Geburtstag ihrer «Nichte» Farha). Ende 2014 zeichnete sich ab, dass Druk ihre Sehkraft verlor. Ihr Aktionsradius wurde kleiner und beschränkte sich auf einen Bereich, in dem sie sich blindlings auskannte und wo sie bei Bedarf den Rüssel als Orientierungshilfe einsetzen konnte. Sie verlor deutlich an Gewicht. Als ihre Kräfte weiter nachliessen und sie es zum dritten Mal nicht mehr schaffte, aus eigener Kraft auf die Beine zu kommen, wurde sie eingeschläfert.

    Indi hat dieses Jahr ihren 30. Geburtstag gefeiert. Vor ihrer Ankunft im Zoo Zürich hat sie im Zirkus gelernt, zu lernen. Diese Fähigkeit hat sie vor ihrer Tochter Chandra nicht verheimlicht (und Omysha wird wohl auch davon profitieren …). Derart geschulte Tiere sind für jede Anlage eine besondere Herausforderung. Sie haben die neue Anlage auf «Herz und Nieren» geprüft.

    Bulle Maxi

    In der alten Elefantenanlage zeigte sich Maxi eher konservativ gegenüber Veränderungen. Beim Einzug in den Kaeng Krachan Elefantenpark war dies ganz anders. Neugierig, interessiert und zielstrebig erkundete Maxi sein neues Zuhause. Was für eine Umstellung das neue Fütterungsregime für die Tiere bedeutete, lässt sich besonders schön an ihm zeigen. Vor dem Umzug hatten wir kein aktuelles Gewicht von Maxi. Einen ersten Hinweis erhielten wir vom Kranführer, der eine «Last» von rund 5.7 Tonnen angab. Die erste Wägung im Elefantenpark zeigte ein Gewicht von 5.53 Tonnen an. Maxis Gewicht verringerte sich in der Folge bis auf 5.05 Tonnen. Dies geschah nicht aus Heimweh; vielmehr war Maxi mehr unterwegs und frass weniger, da die Futterbeschaffung aufwändiger war. So wusste er anfänglich mit den «Heukugeln» in der Höhe nichts anzufangen, da er das Heu nicht greifen konnte. Er frass nur noch, was «einfach» zu beschaffen war. In der Zwischenzeit hat sich Maxi Techniken angeeignet, um auch schwieriger erreichbare Futterquellen zu nutzen. Bei den Heukugeln hat er z.B. gelernt, herausragende Heuhalme geduldig zu «Schnüren» zu verdrehen und so das Heu herauszuarbeiten. Die gesteigerte Effizienz in der Futterbeschaffung schlägt sich auch im Gewicht nieder: Beim jüngsten Gang auf die Waage (11. Mai) leuchtete auf der Anzeigetafel ein Gewicht von 5.29 Tonnen auf.

    Dieses Jahr verzeichnet Maxi ein «Dienstjubiläum»: Im September ist es 35 Jahre her, seit er aus England nach Zürich gekommen ist. Er wurde bisher Vater von elf lebend geborenen Kälbern und hat Enkelkinder in Irland und Japan.

    Geboren wurde Maxi in Thailand, und so wohnt er jetzt an einer absolut passenden Adresse: Der Kaeng Krachan Elefantenpark hat seinen Namen vom gleichnamigen Nationalpark in Thailand. Dort engagiert sich der Zoo Zürich für den Schutz freilebender Elefanten und unterstützt Bestrebungen, für beide «Seiten» gangbare Lösungen im Mensch-Elefanten-Konflikt zu finden.

    Bulle Thai

    Im August 2014 zog Thai als zweiter Bulle im Elefantenpark ein. Obwohl mit seinen zehn Jahren noch recht jung, ist er grossgewachsen und bereits mit wichtigen sozialen Kompetenzen ausgestattet. Bei seiner ersten Begegnung mit Maxi war offensichtlich, dass er das Verhalten einem dominanten Bullen gegenüber kannte. (In der Bullen-WG in Heidelberg, von wo er zu uns kam, war er die Nummer zwei.) Er musste aber trotzdem noch lernen, dass Maxi beim Fressen ungern gestört wird.

    Soziale Kompetenzen bewies Thai auch beim ersten Date mit den Kühen. Er zeigte grosses Interesse an Farha und bedingt an Ceyla-Himali. Es war ein sehr freundlicher erster Kontakt, bei dem er im spielerischen Kräftemessen auch zeigen konnte, dass er den Kühen durchaus Paroli bieten kann. Und dass er sehr wohl eine Ahnung davon hat, was wir uns von ihm erhoffen, zeigten seine schon bald einsetzenden Deckversuche. Bei Thai und Farha war das Interesse gegenseitig, von spielerisch bis ernsthaft. Auch bei Familie Indi ist Thai zuweilen zu Besuch. Auch da zeigt die «Jungmannschaft» ein gewisses Interesse an einander, aber noch nicht mit letzter Ernsthaftigkeit. Hier erweist sich Omysha gelegentlich als «drittes Rad» am Wagen, was ihr von Thai auch schon durch bestimmtes Wegschieben zum Ausdruck gebracht wurde.

    Thai ist ein sehr aktiver Bulle, der grössere Laufdistanzen zurücklegt. Mit Maxi verbindet ihn wohl nicht die grösste Männerfreundschaft, es ist aber ein von Respekt geprägtes Verhältnis. Maxi verkörpert Dominanz, vermittelt aber wohl auch Sicherheit, denn Thai sucht bei ungewohnten Situationen seine Nähe auf. Seit seiner Ankunft in Zürich hat Thai rund 600 Kilogramm zugelegt und bringt nun 3.48 Tonnen auf die Waage. Geboren wurde Thai im Tierpark Hagenbeck in Hamburg.

    «Boygroup» Hirschziegenantilope

    Im Zentrum der drei Aussenanlagen steht, von Bambus eingewachsen, ein Huftierstall mit Vorhof. Hier haben drei Hirschziegenantilopenböcke ihre Heimbasis. Schmale, für Elefanten nicht zugängliche Wege führen in die Aussenanlagen. Mit den Bullen haben sich die Hirschziegenantilopen bestens arrangiert, geschickt und unaufgeregt gehen sie ihnen aus dem Weg. Bei Omysha lösen die Mitbewohner ein stürmisches Interesse aus, was diese dann mit Rückzug quittieren.

    Familie Ceyla-Himali

    Auch Ceyla-Himali begeht dieses Jahr ein «Dienstjubiläum». Im März war es 40 Jahre her, seit sie als knapp einjähriges Jungtier aus einer Auffangstation für verwaiste Jungelefanten in Sri Lanka nach Zürich kam, als Geschenk eines dem Zoo sehr zugeneigten Ehepaares. Ceyla ist sechsfache Mutter und stets in Begleitung ihrer jüngsten Tochter Farha unterwegs. Die Fütterungsumstellung im Elefantenpark hat auch Ceyla ein paar hundert Kilo Gewicht gekostet.

    Tochter Farha ist etwas aktiver unterwegs als ihre Mutter, geht zur «Kontaktpflege» aber immer wieder bei ihr vorbei. Auch hat sie einen Beschützerinstinkt, hat sie doch immer wieder versucht, Ceyla bei Provokationen von Indi zu verteidigen. Dies wiederum hat zu Spannungen zwischen Farha und Indi geführt. Und so ist Farha die eine Hälfte des Problems, weshalb wir die beiden Familiengruppen nicht vereinigen können: Sie hat in der Vergangenheit viel Zeit und Energie darauf verwendet, Indi zu ärgern und mit kleinen Sticheleien herauszufordern. Das gleiche Verhalten zeigte – die andere Hälfte des Problems – Chandra gegenüber Ceyla. Das führte über die Zeit zu zunehmender Unruhe und gesteigertem Stress in der Gruppe. Entspannung brachte erst wieder die Trennung der beiden Familien.

    Die «Freundschaft» zwischen Farha und Thai ist nicht ohne Folgen geblieben. Farha hat etwas an Gewicht zugelegt, der Körper ist fülliger geworden: Es steht ein Familienzuwachs an. Was die körperlichen Veränderungen signalisieren, bilden auch die Ergebnisse der Hormonanalysen ab: Farha ist trächtig. Da es zu unterschiedlichen Zeitpunkten Paarungen gab und die Tragzeit bei Elefanten rund 22 Monate dauert, ist die Angabe eines möglichen Geburtstermins nur mit grosser Ungenauigkeit möglich. Wir schätzen, dass Farha demnächst etwa das Ende des zweiten Drittels der Schwangerschaft erreichen wird. Wenn alles klappt, wäre dies die erste Elefantengeburt in zweiter Zoogeneration bei uns, sowohl mütterlicher- wie väterlicherseits. Fortsetzung folgt.