Skip to main content
  • Juvenile Waldrappen beim Vogelzug.
    Juvenile Waldrappen beim Vogelzug.

    Waldrappin Silvretta erfolgreich migriert

    Das Waldrapp-Weibchen Silvretta ist erfolgreich von Österreich in das Winterquartier in Italien geflogen. Sie ist einer von vier jungen Waldrappen, die der Zoo Zürich für das europäische Wiederansiedlungsprojekt «Reason for Hope» zur Verfügung gestellt hat.

    Rund drei Monate nach ihrem Umzug in eines der Brutgebiete des Waldrappteams ist der erste der vier jungen Waldrappe aus dem Zoo Zürich erfolgreich selbständig in das Winterquartier in Italien gefolgen. Silvretta verliess das Brutgebiet in Österreich in der Nähe von Salzburg Anfang Woche zusammen mit fünf weiteren jungen Waldrappen und zwei zugerfahrenen Erwachsenentieren. Diese haben die Gruppe erfolgreich in das Winterquartier in Orbetello in der Toskana geführt, wo sich die Vögel jetzt aufhalten.

    Ende Juli hatten vier junge Waldrappe den Zoo Zürich Richtung Österreich verlassen. Die im Mai dieses Jahres geschlüpften Vögel, zwei Männchen und zwei Weibchen, wurden im Rahmen eines europäischen Waldrapp-Wiederansiedlungsprojekts ausgewildert (mehr dazu unten).

    Flugroute mit App verfolgen

    Die vier Jungvögel wurden in eines der Brutgebiete des Waldrappteams gebracht. Dort wurden sie nach einer kurzen Eingewöhnungszeit besendert und beringt und wurden dann in den Freiflug mit anderen Waldrappen gesetzt, die die Strecke in das Wintergebiet bereits einmal geflogen sind.

    Die Flugrouten der Vögel können über die kostenlose Live-Tracking-App «Animal Tracker» verfolgt werden. Man findet sie unter den Namen Saentis, Selun und Silvretta – alles Referenzen an Schweizer Berge oder Gebirgsgruppen. Der Anfangsbuchstabe S steht für das Geburtsjahr 2018.

    Juvenile Waldrappen beim Vogelzug.

    Juvenile Waldrappe beim Vogelzug. Bild: C. Esterer | Copyright Waldrappteam, LIFE Northern Bald Ibis.

    Säntis auf Abwegen

    Selun befindet sich derzeit noch immer im Brutgebiet nahe Salzburg, ebenfalls in einer Gruppe. Einen etwas eigenwilligen Weg beschreitet Säntis. Er verliess vor einigen Wochen die Gruppe im Brutgebiet und machte sich alleine auf den Weg in die Schweiz. Er hielt sich zunächst im Linthgebiet auf und ist nun nach Zermatt weiter gezogen. Ob Säntis den Weg in den Süden findet, ist derzeit unklar. Er wird vom Waldrappteam und von Schweizer Ornithologen genau beobachtet.

    Der vierte Vogel aus dem Zoo Zürich, Strela, ist leider verstorben. Strela erlitt einen offenen Flügelbruch. Das Waldrappteam vermutet aufgrund des Zustands der Waldrappin, dass sie einen Stromschlag erlitt und als Folge davon abgestürzt ist. 

    Waldrappe müssen Flugroute lernen

    Der Zoo Zürich hat in der Vergangenheit schon mehrfach Jungvögel und Eier in das Wiederansiedlungsprojekt gegeben. Der Waldrapp gehört zu den am stärksten bedrohten Vogelarten weltweit und ist heute als Zugvogel faktisch ausgestorben.

    Dass die Jungvögel zu zugerfahrenen Leitvögeln gesetzt werden, ist sehr wichtig. Waldrappe werden nicht mit einem «inneren Kompass» ihrer Zugrouten geboren, sondern müssen den Weg zuerst lernen; im Normalfall von ihren Eltern. Bei den ersten Auswilderungen, als noch keine zugerfahrenen Waldrappe zur Verfügung standen, mussten deshalb menschliche «Zieheltern» den Jungvögeln mit einem Leichtflugzeug voraus fliegen und ihnen so den Weg in ihr Überwinterungsgebiet zeigen.

    Auswilderung Waldrappe

    Zu Beginn der Auswilderungen mussten menschliche «Zieheltern» den jungen Vögel ihrer Wanderroute zeigen. Bild: P. Przewang | Copyright Waldrappteam, LIFE Northern Bald Ibis.

    Überwachung während des Vogelzugs

    Die Vögel werden bei ihren Wanderungen vom Waldrappteam genau überwacht. Es kann zum Beispiel sein, dass ein Jungvogel auf der Reise den Anschluss an die Gruppe verliert. Dank seines GPS-Senders kann ihn das Waldrappteam orten, einsammeln und zur nächstgelgenen Gruppe bringen.

    Damit das Einfangen in einem solchen Fall schnell und möglichst stressfrei von statten geht, konditioniert das Waldrappteam die jungen Vögel bereits bei ihrer Ankunft im Brutgebiet auf einen Futterkasten mit Mehlwürmern. Der Vogel lernt, dass er sich bei diesem Kasten Futter holen kann. Verliert er unterwegs seine Gruppe, stellt das Waldrappteam in der Nähe des Vogels in einer Volière einen solchen Futterkasten auf. Der Waldrapp erkennt den Kasten und geht in die Volière, um sich Futter zu holen. Das Waldrappteam kann ferngesteuert die Türe der Volière schliessen und den Vogel so holen.

    DAS PROJEKT «REASON FOR HOPE»

    Das für die Auswilderung zuständige Waldrappteam wurde 2002 gegründet. Es ist aus der Konrad Lorenz Forschungsstelle im österreichischen Grünau entstanden. Unter dem Projekttitel «Reason for Hope» will es zusammen mit verschiedenen Partnern aus den Alpenländern den Waldrapp in Europa wiederansiedeln. Ziel ist es, dass bis 2019 wieder mehr als 120 Waldrappe zwischen dem nördlichen Alpenvorland und der Toskana migrieren.

    Seit 2013 ist das Unterfangen ein von der EU gefördertes «LIFE+ Biodiversity»-Projekt. Es verfügt aktuell über die zwei Brutgebiete Kuchl (Salzburg, Österreich) und Burghausen (Bayern, Deutschland) sowie über ein Wintergebiet in der Toskana (WWF Oasi Laguna di Orbetello). Ein weiteres Brutgebiet soll in Überlingen am Bodensee entstehen.

    Demovideo Waldrapp-Projekt Reason for Hope

    Website des Waldrappteams:

    WALDRAPP.EU

    Live-Tracking-App «Animal Tracker»:

    WALDRAPP.EU/APP