Neues Fischotterpaar
Diese Woche lernte das aus Dänemark angereiste Fischotterweibchen Cleo ihren neuen Partner Tom kennen. Wie die erste Begegnung verlief, was «Ottergelee» ist, wie es in der Schweiz um wildlebende Fischotter steht und weshalb unsere Fischotter lebende Fische erhalten, berichten wir hier.
Anfang Juni zog bei uns im Zoo Zürich das junge Fischotterweibchen Cleo ein. Nach einigen Tagen des Eingewöhnens traf sie diese Woche das erste Mal auf Tom, den ihr angedachten Partner. Cleo machte schnell klar, wie sie sich das Zusammenleben künftig vorstellt: Sie gibt den Ton an.
Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Tom liess sich vom kurzen Fauchen seiner neuen Partnerin allerdings nicht entmutigen. Er zeigte sich weiterhin äusserst interessiert an Cleo, wenn auch mit Abstand. Mit Erfolg. Cleo legte ihre anfängliche Zurückhaltung schliesslich ab. Inzwischen hat sie sich sogar in seine Höhle vorgewagt.
Dame aus Dänemark
Cleo kommt aus dem dänischen Aqua Süsswasseraquarium und Tierpark in Silkeborg. Vor dem ersten Zusammentreffen mit Tom hatte sie ausreichend Zeit, die Anlage alleine kennenzulernen. Dies tat sie vor allem nachts. Die Tage verbrachte sie bisher in erster Linie mit Schlafen und Ausruhen.
Lunte gerochen: Fischottermännchen Tom hat bereits bemerkt, dass eine Dame in der Gegend ist. Er macht sich auf die Suche nach Cleo. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Kommunikation mit Gelee
Europäische Fischotter sind vor allem dämmerungs- und nachtaktiv. Gelegentlich sind sie aber auch tagsüber anzutreffen. Die Tiere sind Einzelgänger und leben in Revieren. Dabei kann sich das Revier eines Männchens mit den Revieren mehrerer Weibchen überschneiden.
Zum Markieren ihrer Reviere haben Fischotter ein besonderes «Mittel» auf Lager: das Ottergelee. Ottergelee ist eine Art von Kot, jedoch schleimiger und gallertartiger als die «normalen» Ausscheidungen. Zudem enthält es keine Überreste von Fischschuppen oder -gräten. Der Geruch ist einzigartig: Süsslich-fischig mit einem Hauch von Moschus.
Ottergelee dient einzig der Markierung der Territoriumsgrenzen. Den festeren, «normale» Kot nutzen die Fischotter hingegen auch, um beispielweise Paarungsbereitschaft mitzuteilen.
Die Dame: Fischotterweibchen Cleo schwimmt erst mal eine Runde. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Haariger Rekord
Fischotter besitzen weiter das dichteste aller Felle: Auf einem Quadratzentimeter wachsen dem Otter 50'000 bis 70'000 Haare! Zum Vergleich: Beim Menschen sind es etwa 200 Haare pro Quadratzentimeter. Oder, um noch bildlicher zu werden: Da wo beim Menschen ein Haar wächst, wachsen beim Otter 350!
Das Fell ist also extrem dicht. Die Haare sind kurz und unzählige Talgdrüsen machen es quasi wasserdicht. Am öligen Deckhaar perlt das Wasser ab. Die seidenweiche Unterwolle bietet derweil die perfekte Isolation gegen Kälte. Weil sein Fell sein Kapital ist, verbringt ein Fischotter täglich bis zu eine Stunde Zeit mit Putzen und Pflege.
Erste Annäherung: Cleo (im Wasser) ist noch etwas skeptisch hinsichtlich ihres neues Partners. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Als Schädling gejagt
1952 gab es schätzungsweise nur noch 150 Fischotter in der Schweiz. Die Tierart wurde deshalb unter Schutz gestellt. Vor allem der Fischerei war der Fischotter lange Zeit lästig. Der Mensch nahm ihn als Schädling und Konkurrent wahr und bejagte ihn intensiv. Hinzu kamen Gewässerverbauungen, die dem Fischotter kontinuierlich Lebensraum wegnahmen.
Trotz seines Status als geschütztes Tier verschwand der Fischotter schliesslich. Der letzte Nachweis eines Fischotters in der Schweiz gelang 1989. Danach galt er als ausgestorben.
Langsame Rückkehr
Inzwischen sind einzelne Tiere über verschiedene Flüsse wieder in die Schweiz eingewandert. Seit 2009 gibt es immer wieder Nachweise seiner Anwesenheit. Diese finden sich vor allem im Tessin, an Aare, Hinterrhein, Rhone und Inn.
Um die Rückkehr des Fischotters in die Schweiz zu fördern, wurde gemeinsam mit und im Zoo Zürich 1997 die Stiftung Pro Lutra gegründet. Diese überwacht und dokumentiert die Bestände des Fischotters in der Schweiz, informiert und sensibilisiert die Öffentlichkeit und setzt sich für den Erhalt ihres Lebensraums ein.
Noch etwas scheu: Fischotterweibchen Cleo. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Lernen von den Eltern
Mit dem Einzug von Fischotterdame Cleo kann der Zoo Zürich die Zucht des gefährdeten Europäischen Fischotters fortsetzen. Die wildlebenden Bestände in der Schweiz sind klein und es gibt noch keine stabile Population. Mit der Zucht der Fischotter in Zoos sind wir darauf vorbereitet, falls es in Zukunft nötig werden sollte, die natürliche Wiederansiedlung des Fischotters in der Schweiz zusätzlich durch Auswilderungen zu verstärken.
Aus diesem Grund ist der Fischotter eine von wenigen Arten im Zoo, bei der Lebendfütterungen erlaubt sind. Nur ein Fischotter, der erfolgreich jagt, wird in der Natur überleben. Die Technik dazu lernt der Nachwuchs von den Eltern.
Lebendfütterungen mit Fischen – der Leibspeise des Fischotters – sind nur unter bestimmten Vorgaben erlaubt. So müssen die Beutetiere Rückzugsmöglichkeiten zur Verfügung haben. Diese sind in unserer Fischotteranlage durch verschiedene Ritzen und Hohlräume in der felsigen Landschaft gegeben. Darin sind die Fische für den Fischotter unerreichbar. Allerdings sind Fischotter im Wasser sehr geschickte und flinke Jäger. Früher oder später erwischen sie auch die bestens versteckten Fische.
Flink im Wasser: Europäische Fischotter sind ausgezeichnete Schwimmer. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini