Sumatra
Auf Sumatra engagiert sich der Zoo Zürich in Partnerschaft mit der Stiftung PanEco und lokalen Partnern dafür, verwaiste und verletzte Orang-Utans gesundzupflegen. Ziel ist es, die Tiere wieder in die Wildnis zu entlassen und dort zwei selbsterhaltende Populationen zu schaffen, die zum Erhalt der bedrohten Art beitragen. Darüber hinaus leisten Forschungs- und internationale Öffentlichkeitsarbeit einen wichtigen Beitrag zum Erhalt der Regenwälder auf Sumatra.
Überblick über das Naturschutzprojekt Sumatra (Kurzversion). Video: Zoo Zürich, naturemovie.ch
Herausforderungen
Es ist in Indonesien per Gesetz verboten, Orang-Utans gefangen zu nehmen. Trotzdem werden oft sehr junge Babys illegal als Haustier gehalten. Sie sind ein Nebenprodukt der Regenwaldzerstörung, bei der grosse Firmen riesige Flächen verbrennen mit allem, was darin lebt. Manchmal überlebt auf einem einzelnen Baum eine Mutter mit ihrem Jungen. Während die Arbeiter die Mutter töten, nehmen sie das Junge mit und behalten oder verkaufen es. Der grösste Treiber und die eigentliche Ursache der Verluste an Tieren und Lebensräumen ist deshalb die Palmölindustrie. Die Bestände der Orang-Utans werden auf etwa 14'000 Tiere geschätzt, sie gelten gemäss der Roten Liste der bedrohten Tierarten als vom Aussterben bedroht.
Das Naturschutzprojekt Sumatra (Langversion). Video: Zoo Zürich, naturemovie.ch
In der Auffang- und Pflegestation in Batu Mbelin kümmert sich ein erfahrenes Team um die konfiszierten Orang-Utans. Die oft nur wenige Monate alten Tiere leiden an Fehlernährung und Krankheiten. In einem ersten Schritt versorgt das Team die geretteten Orang-Utans medizinisch und betreut sie, wenn nötig, rund um die Uhr. Wir finanzieren zum einen die medizinische Versorgung und bilden zum anderen Wildtierärzte an der Universität von Aceh aus.
Das Team der Auffang- und Pflegestation hat bisher über 380 Tiere zum Teil aufwendig gepflegt. Foto: Stiftung Paneco, Maxime Aliaga
In einer nächsten Phase werden die Pfleglinge auf ein eigenständiges Leben in der Wildnis vorbereitet. Das Regenwaldwissen erlangen die Jungtiere normalerweise von ihren Müttern in den ersten sieben Lebensjahren. Je nach Tier dauert die Vorbereitungsphase vor der Auswilderung auch in Batu Mbelin mehrere Jahre.
Zum Überleben im Regenwald gehört es auch, die Belastbarkeit eines Astes richtig einzuschätzen. Foto: Zoo Zürich, Claudia Rudolf von Rohr
Das Pflegeteam übt mit den Orang-Utans das Klettern in der Regenwaldschule und führt sie an gleichaltrige Artgenossen heran. So können die Tiere gegenseitig voneinander lernen. Die Orang-Utans üben auch, ihr Nest für die Nacht zu bauen, geeignetes Futter zu suchen und dieses zu bearbeiten.
Video: Zoo Zürich
Sobald ein Orang-Utan bereit ist, in die Wildnis zurückzukehren, reist er los ins 800 Kilometer entfernte Jantho. Hier ist es Ziel unseres Projektes – wie auch in einer zweiten Region im Süden – mit mindestens 250 Tieren eine neue Orang-Utan-Population aufzubauen, die sich selbst erhalten kann. Bisher haben bereits über 120 Tiere in Jantho Fuss gefasst.
Marconi und Masen sind ein Zeichen der Hoffnung für die neue Orang-Utan-Population. Foto: Stiftung Paneco, Maxime Aliaga
Die Freude war gross, als die Forschungsassistenten 2017 die jüngsten Früchte ihrer Bemühungen entdeckten: Nach sieben Jahren, in denen in Jantho Orang-Utans ausgewildert wurden, gab es erstmals Nachwuchs und kurz darauf folgte ein zweites Junges – ein Männchen und ein Weibchen mit den Namen Masen und Mameh. Somit war die erste Generation von wiederausgewilderten Eltern geboren.
Video: Zoo Zürich
Unser Engagement endet aber nicht damit, dass die Tiere ausgewildert und sich selbst überlassen werden. Besonders in den ersten Monaten beobachtet ein Forschungsteam das Verhalten der Orang-Utans sorgfältig. Das so genannte Post Release Monitoring Team, deren Ausbildung und Löhne wir finanzieren, folgt den neu entlassenen Tieren und dokumentiert das Verhalten über den ganzen Tag hinweg.
Die Forschungsassistent*innen dokumentieren den Zustand der Tiere und des Lebensraumes. Foto: Stiftung Paneco
Die gewonnenen Daten geben wichtige Einblicke ins noch weitgehend unbekannte Leben von wiederausgewilderten Orang-Utans. Damit ist auch die Weiterentwicklung der Wiederauswilderung von Orang-Utans, worin PanEco und ihre Partner eine wichtige Pionierarbeit leisten, Teil des Gesamtprojektes.
Ein weiterer Fokus unseres Projektes liegt auf dem Kampf gegen Abholzung der Lebensräume für die Orang-Utans und andere bedrohte Tierarten. Jedes Jahr gehen in Indonesien Regenwaldflächen so gross wie ein Viertel der Schweiz verloren. In den letzten 30 Jahren wurden 80% aller Regenwälder auf Sumatra zerstört. Unser Engagement konzentriert sich auf die Umgebung des Gunung Leuser Nationalparks. Diese Region wird auch als Leuser Ökosystem bezeichnet. Die Wälder sind nicht nur Lebensraum der Orang-Utans. Sie erbringen auch enorm wichtige Ökosystemdienstleistungen für die lokale Bevölkerung wie Schutz vor Sturmfluten, Erosion und Überschwemmungen und sichern sauberes Trinkwasser.
Sumatras Regenwälder gehören mit ihrer hohen Biodiversität zum Unesco-Weltnaturerbe. Foto: Zoo Zürich, Claudia Rudolf von Rohr
Besonders schützenswert sind die letzten zusammenhängenden Sumpfregenwälder an der Küste von Aceh im Norden Sumatras. Diese Torfsumpfwälder weisen weltweit die grösste Dichte an Orang-Utans auf. Unter anderem in diesem Gebiet hat eine grosse Palmölfirma illegal Land gerodet. PanEco und ihre Partner haben erreicht, dass die Firma angeklagt wurde und unter dem Druck der internationalen Öffentlichkeit das Urteil auch rechtskräftig vollzogen wurde. Die Busse wegen illegaler Brandrodung beläuft sich auf 26 Millionen US-Dollar, die für die Wiederaufforstung eingesetzt werden.
Illegale Brandrodungen für Palmöl sind in Indonesien leider alltäglich. Foto: Stiftung Paneco, Carsten Stormer