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  • Medien-Apéro Februar: Kleinode aus Südamerika

    Man «übersieht» sie leicht: die neugeborenen Goldgelben Löwenäffchen und die fliegenden Schmuckstücke wie Türkisvogel oder Rotstirntangar.

    Nächst zum Haupteingang gelegen, ist das Exotarium so quasi der Biodiversitätshotspot des Zoo Zürich. Im Gebäude leben Wirbellose und Vertreter aller fünf grossen Wirbeltierklassen, vom Flachlandtapir bis zum Erdbeerfröschchen. In dieser Vielfalt gibt es einige Arten, die trotz ihrer Farbenpracht eher unscheinbar sind, da sie meist mit etwas Geduld zuerst entdeckt werden müssen. Dazu gehören etwa die Bewohner einiger kleinerer Anlagen, die nicht zu Unrecht als «Schmuckvolieren» bezeichnet werden.

    Türkisvogel

    Beim Türkisvogel zeigt sich in der Brutzeit ein deutlicher Geschlechtsdimorphismus. Das Prachtkleid des Männchens erstrahlt in den Farben violett-bläulich und türkis. Das Weibchen ist schlichter grünlich gefärbt. Sie bebrütet auch die meist zwei Eier in einem napfförmigen Nest, und da kommt ihr etwas Tarnung zugute. Die Jungen schlüpfen nach 12-13 Tagen und sind 2 Wochen später flügge. Das Männchen beteiligt sich – wenn auch unregelmässig – an der Fütterung. Nach der Brutsaison wechselt das Männchen ins Schlichtkleid und unterscheidet sich vom Weibchen noch durch seine roten Füsse.

    Die Türkisvögel werden als hyperaktiv, nervös und ruhelos durchs Geäst hüpfend und stehts mit den Flügeln zuckend beschrieben. Sie bewohnen Waldhabitate in Mittelamerika und im Amazonasbecken. Ihr langer gebogener Schnabel weist auf eine wichtige Nahrungsquelle hin: Die Vögel sind Blütenbesucher, sie ernähren sich von Nektar, Insekten und kleinen reifen Beeren. Im Zoo Zürich konnten in einer Zuchtanlage hinter den Kulissen letztes Jahr vier Jungvögel erfolgreich aufgezogen werden.

    Rotstirntangar

    Gelb, orangegelb, rot, zimtfarben-gelbbraun, metallisch blaugrün, türkis und schwarz sind die Farben, die im Gefieder der Rotstirntangaren vereint sind. Die Vögel – hier unterscheiden sich die Geschlechter äusserlich nicht – bewohnen feuchte Nebelwälder im Südwesten von Südamerika in Höhenlagen von 1000 bis 2600 Meter über Meer. Ihre Nahrung besteht aus Beeren und Früchten, Insekten und Sämereien.

    Kubafink

    Gerade mal zwei Würfelzucker schwer ist der Kubafink und damit der kleinste Vogel im Tierbestand des Zoo Zürich. In seinem Verbreitungsgebiet – nomen est omen – besiedelt der Kubafink offene Landschaften, Gras- und Buschsavannen. Auf der Suche nach Sämereien, Insekten und kleinen Früchten halten sich die Vögel meist am Boden auf.

    Der Kubafink trägt eine dunkle Gesichtsmaske, die seitlich und unten zitronengelb eingefasst ist. Der Rücken ist olivgrün, die Unterseite graubraun. Beim Weibchen sind die Farben fahler als beim Männchen. Während die Kubafinken ausserhalb der Brutzeit in kleinen Schwärmen unterwegs sind, bilden sie zur Brut kleine Territorien, zu deren Markierung das Paar im Duett singt. Die drei bis fünf bräunlichen und dunkel gesprenkelten Eier werden vom Weibchen bebrütet.

    Ultramarinbischof

    Zur Familie der Kardinäle gehört der Ultramarinbischof. Während sich das Weibchen in einem dunkelocker- bis rotbraunen Federkleid präsentiert, ist jenes des Männchens ultramarin- oder kobaltblau. Der Ultramarinbischof besiedelt weite Bereiche Südamerikas, wobei er im südlichen Teil nur während der Brutzeit anzutreffen ist. Bevorzugte Lebensräume sind buschbestandene Grasländer, lichte Wälder sowie Ränder von Feuchtgebieten und Wäldern mit dichter Vegetation.

    Jacariniammer

    Die in Mittel- und im nördlichen Südamerika heimische Jacariniammer gilt als monogam, auch wenn «Seitensprünge» als nicht ungewöhnlich beschrieben werden. Das Männchen balzt in kleinen Territorien, indem es in kurzer Folge von der Sitzwarte aufspringt, dabei jeweils mehrfach mit den Flügeln flattert und so die weisse Fläche auf der Flügelunterseite präsentiert, um kurz vor der Landung noch schnell akustisch eine Note zu setzen. Das Gefieder des Männchens ist weitgehend schwarz, wobei die Körperfedern dunkelblau irisierend sind. Das Weibchen ist von bräunlicher Farbe.

    Das Nest wird von beiden Partnern nahe am Bodengrund im Gras oder in niedrigen Büschen errichtet. Beide Eltern füttern die Jungen, die schon mit etwa neun Tagen flügge werden. Die Nahrung der Jacariniammern besteht aus Sämereien, insbesondere Grassamen, Insekten und Beeren. Ausserhalb der Brutzeit ziehen die Vögel in zum Teil grossen Schwärmen umher, oft mit anderen körnerfressenden Arten vergesellschaftet.

    Diese Reihe liesse sich fortsetzen mit Kapuzenzeisig, Azurkopftangar, Rotem Kronfink oder Safranfink, Vögel, die in der Freiflughalle leben und sich dort noch etwas besser in der Vegetation «verstecken» können. Da sind aufmerksame und gute Beobachter gefragt!

    Zwei wertvolle «goldige Etwas»

    Leicht zu übersehen sind auch – da im Fell Ton in Ton mit den Eltern und Geschwistern – die jungen Goldgelben Löwenäffchen, die am 5. Februar geboren wurden. Sie werden noch, eng angeschmiegt, auf dem Rücken der älteren Tiere herumgetragen.

    Goldgelbe Löwenäffchen leben in Familiengruppen, in der Regel bestehend aus einem monogamen reproduzierenden Paar und dessen Nachwuchs bis zum Alter von etwa drei bis vier Jahren. Die Gruppen umfassen zwei bis vierzehn Individuen, im Mittel sind es sechs. Sie verteidigen ein Territorium von etwa fünfzig bis hundert Hektaren.

    Nach einer Tragzeit von 120 Tagen bringt das Weibchen saisonal ein- bis zweimal pro Jahr ein bis drei Junge zur Welt, meist Zwillinge. Die Jungen sind bei der Geburt verhältnismässig gross und bedeuten für das Weibchen eine hohe Investition. Zur Entlastung des Muttertieres bei der Aufzucht werden die Jungen auch vom Männchen und den älteren Geschwistern herumgetragen.

    Die Goldgelben Löwenäffchen ernähren sich von Insekten, Spinnen, kleinen Echsen, Baumfröschen, Früchten, Blüten, Blättern und Baumsäften. Sie sind tagaktiv. Nachts schlafen sie in Baumhöhlen oder in dichtem Pflanzenbewuchs.

    International koordiniertes Rettungsprogramm

    Waren 1969 in einem stark fragmentierten Lebensraum noch rund 600 Tiere gezählt worden, gab es 1975 nur noch 100 bis 200 überlebende Tiere. Um die freilebende Population langfristig zu sichern, mussten einerseits die Individuenzahl und andererseits die genetische Diversität erhöht werden. Mit zwei Massnahmen wurde der freilebende Bestand diesbezüglich unterstützt: mit Wiederansiedlungen und Umsiedlungen.

    Zwischen 1984 und 2000 wurden insgesamt 146 in Zoos in Europa und den USA geborene Tiere ausgewildert. Sie durchliefen vor ihrer Freilassung ein «Freiland-Training». Die Freilassungen erfolgten zunächst im Reservat zur Stärkung der dort ansässigen Population. Später wurden dann auch private Grundstücke neu mit Goldgelben Löwenäffchen besiedelt. 2005 umfasste die Population der wiederangesiedelten Tiere 589 Individuen. Aus Umsiedlungen resultierte bis 2006 ein Bestand von 220 Tieren.

    Sicherung des Erfolges durch Lebensraumschutz

    Weitere Bemühungen zielen nun dahin, die verschiedenen inselartigen Lebensräume der Goldgelben Löwenäffchen mittels Waldkorridoren zu verbinden, um so einen Austausch zwischen den Teilpopulationen zu ermöglichen und weitere Lebensräume zu erschliessen. Bereits sind über 200 Hektaren Wald aufgeforstet worden, weitere Korridore sind geplant. Eine 2014 durchgeführte Zählung ergab einen freilebenden Bestand an Goldgelben Löwenäffchen von 3200 Tieren, verteilt auf 4 getrennte Waldbereiche. Über ein Drittel davon sind Nachkommen ausgewilderter zoogeborener Tiere!

    Weiterhin besteht ein Zuchtprogramm für diese Tiere, das weltweit rund 460 Tiere umfasst und in das über 140 Zoos involviert sind. Die Tiere sind eine Leihgabe, sie gehören entsprechend ihrer Herkunft dem brasilianischen Staat.

    Mit dem aktuellen Familienzuwachs zählt der Bestand im Zoo Zürich nun elf Tiere. Bei dieser Anzahl ist zu erwarten, dass das eine oder andere Jungtier den Wanderstab ergreifen wird, um sich einer anderen Gruppe «anzuschliessen» oder ein eigenes Territorium zu «etablieren». Dies wird im Rahmen des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP für diese Art erfolgen, dem 60 Institutionen mit 223 Tieren angeschlossen sind.