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  • Asiatische Elefanten Omysha und Chandra im Zoo Zürich.
    Asiatischer Elefant Omysha im Zoo Zürich.
    Demonstration Tiertraining im Kaeng Krachan Elefantenpark im Zoo Zürich.
    Asiatische Elefanten Indi, Omysha und Chandra im Zoo Zürich.
    Asiatische Elefanten Omysha und Chandra im Zoo Zürich.

    Medien-Apéro September: Omysha

    Lektionen in der Zusammenarbeit mit den Tierpflegern, damit das Elefantenkalb optimal betreut werden kann.

    Mit dem Umzug in den Kaeng Krachan Elefantenpark vor gut drei Jahren wurde das Management unserer Elefanten umgestellt vom direkten Kontakt zum geschützten Kontakt. Seit diesem Zeitpunkt bewegen sich die Tierpfleger nicht mehr barrierefrei im gleichen Raum wie die Elefanten. Mit der Umstellung musste auch eine neue Form der «Zusammenarbeit» zwischen Mensch und Tier etabliert werden. Konnte der Tierpfleger früher direkt zum Tier gehen und das gewünschte Verhalten einfordern, muss das Tier nun freiwillig zum Tierpfleger kommen und mit ihm kooperieren.

    Neue Form der Zusammenarbeit

    Schon vor dem Umzug von der alten in die neue Anlage wurden die Elefanten mit der neuen Form der Zusammenarbeit vertraut gemacht. Die Zusammenarbeit basiert auf Vertrauen und Berechenbarkeit sowie auf klaren und präzisen Kommunikationsformen, wie sie beim sogenannten Targettraining zur Anwendung kommen. Die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und zum Lernen wird mit kleinen Leckerbissen als überzeugendes Argument unterstützt und gefördert.

    An einer im alten Elefantenhaus eigens dafür aufgestellten Trainingswand wurden einerseits die Tierpfleger im anspruchsvollen Targettraining ausgebildet, andererseits die Elefanten an diese für sie neue Trainingsform herangeführt. Der Umgang mit den Elefanten war in dieser Zeit «zweisprachig», musste doch auch der direkte Kontakt bis zum Umzug in die neue Anlage noch aufrechterhalten werden.

    Zwei Hilfsmittel setzt der Tierpfleger beim Training ein: den Targetstock und die Pfeife. Der Elefant lernt zunächst, dass ihm der Targetstock als verlängerter Fingerzeig signalisiert, wo er einen bestimmten Körperteil positionieren soll. Mit der Pfeife bestätigt der Tierpfleger jeweils, dass ein gewünschtes Ziel oder Teilziel erreicht worden ist. Neue Verhalten werden in kleinen Schritten erarbeitet, die Signale des Tierpflegers müssen dabei präzise und für den Elefanten verständlich und nachvollziehbar sein. Kleine Leckerbissen wirken als verstärkendes Argument, mitzumachen. Etablierte Verhalten können dann direkt oder in grösseren Schritten abgerufen werden.

    Beim Erlernen der «neuen Sprache» im alten Elefantenhaus konnten die Tierpfleger auf bereits etablierte Verhalten zurückgreifen – sie mussten es nur in einer anderen Form abrufen. Omysha ist nun das erste Elefantenkalb, das im Kaeng Krachan Elefantenpark geboren wurde. Und das erste Kalb, das bei uns nicht im direkten Kontakt zu den Tierpflegern aufgewachsen ist. In ihren ersten paar Lebensmonaten – solange sie sich ausschliesslich von Muttermilch ernährte – zeigte Omysha kein Interesse an den Tierpflegern. Das änderte sich mit dem Beginn der Aufnahme fester Nahrung. Omysha entdeckte die Pfleger als potentielle Quelle kleiner Leckerbissen. Das war auch der Start einer sich entwickelnden Zusammenarbeit zwischen Tierpflegern und Omysha.

    Pflegemassnahmen

    Die Zusammenarbeit von Elefant und Tierpfleger ist für die Betreuung und Pflege der Elefanten von grosser Bedeutung. Täglich werden die Tiere mehrmals von einer Anlage zu nächsten geleitet. Da müssen die Tiere verstehen, was von ihnen erwartet wird, denn «nachhelfen» können die Tierpfleger nicht. Für Pflegemassnahmen wie Fusspflege oder die veterinärmedizinische Betreuung braucht es einen Kontakt zum Tier. Gelingt es hier nicht, den Elefanten freiwillig zur Zusammenarbeit zu bewegen, können gröbere Eingriffe wie Narkosen notwendig werden, und solche Eingriffe sucht man aufgrund der damit verbundenen Risiken möglichst zu vermeiden.

    Routinemässig werden bei den Elefanten die Füsse kontrolliert und wenn nötig gepflegt. Der medizinischen Überwachung dienen Messungen der Körpertemperatur, Kontrolle der Zähne, Entnahme von Blutproben, Rüsselspühlungen zur Feststellung von Krankheitserregern, Desensibilisierungen für Impfungen oder die Behandlung von oberflächlichen Wunden. Für alle diese Massnahmen müssen die Elefanten eine bestimmte Position einnehmen und – auf einer Vertrauensbasis – gewisse Manipulationen akzeptieren. Nur im «Hugger», einer Box, deren eine Seitenwand verschoben werden kann, kann der Bewegungsspielraum eines Elefanten für spezielle Behandlungen stark eingeengt werden. In den Seitenwänden des Huggers können sehr variabel Öffnungen erstellt werden. So kann dem Tierarzt jede Körperstelle des Elefanten im geschützten Kontakt zugänglich gemacht werden. Im Hugger, den die Elefanten als vertrauensbildende Massnahme regelmässig passieren, ist auch eine Waage integriert.

    Schülerin Omysha

    Omysha gilt als motivierte und aufmerksame Schülerin. Verschiedene Bereiche der Zusammenarbeit mit den Tierpflegern sind im Aufbau begriffen. Bei der Fusspflege funktioniert die Zusammenarbeit schon ordentlich. Gearbeitet wird an der Realisierung von Blutentnahmen, an der Präsentation verschiedener Körperteile und an Rüsselspülungen. Bei Jungtieren wird die Zusammenarbeit zunächst von ein bis zwei fest zugeteilten Tierpflegern aufgebaut. Geht diese Zusammenarbeit dann in die Routine über, muss sie bei allen involvierten Tierpflegern funktionieren.

    Auch das im vergangenen Januar geborene Elefantenkalb Ruwani nimmt schon feste Nahrung zu sich und hat auf diesem Wege die Tierpfleger «entdeckt». Noch ist es bei ihr zu früh für einen geregelten Aufbau der Zusammenarbeit, aber schon der regelmässige Kontakt ermöglicht gewisse Kontrollen. Sie wird auch, Omysha gleich, ihre Lektionen in der Zusammenarbeit mit den Tierpflegern lernen müssen.

    Elefanten sind hoch sozial organisierte Tiere mit einem engen Zusammenhalt in den matrilinearen, aus Müttern und Töchtern zusammen gesetzten Gruppen. Da ist es naheliegend, dass die nächsten Angehörigen die wichtigsten Lehrmeister der Jungtiere sind. Während sich die Jungtiere im Freiland sehr viel ökologisches und soziales Wissen aneignen müssen, ergeben sich in Menschenobhut weitere «Tätigkeitsfelder». Eines dieser Felder, das bei der Familie von Omysha besondere Aufmerksamkeit geniesst, ist der Pflanzenschutz. Alles was grün ist, ist für Elefanten von Interesse, da es gefressen werden könnte. Deshalb sind die mit Pflanzen bestockten Randbereiche der Elefantenanlagen mit Elektrozäunen geschützt. Indi ist ein Elefant, der gelernt hat, zu lernen. Ihre ältere Tochter Chandra ist in dieser Hinsicht auch schon sehr innovativ. Ihr gemeinsames Steckenpferd ist die Ausschaltung von Elektrozäunen, um an die geschützten Pflanzen heran zu kommen. Durch den Gebrauch von «Werkzeugen» sind sie dabei immer wieder erfolgreich. Es ist nicht auszuschliessen, dass sich Omysha auch in dieser Hinsicht weiterbildet und sich die Weibchengruppe bezüglich Pflanzenschutz zum Trio infernale mausert.

    Naturschutz vor Ort

    Seit seiner Gründung 1929 beherbergt der Zoo Zürich Asiatische Elefanten. Wenn auch diese Tiere die Menschen generell in hohem Masse faszinieren und die Menschen speziell in Asien seit tausenden von Jahren kulturell begleiten, will es nicht recht gelingen, ihnen eine gesicherte Zukunft zu garantieren. Der Asiatische Elefant gilt in seinem Bestand als stark gefährdet. Sein Lebensraum schwindet, die Tiere werden auf inselartige Vorkommen zurückgedrängt, die Konflikte zwischen Mensch und Elefant nehmen zu. Mit seinem Engagement im thailändischen Kaeng Krachan Nationalpark unterstützt der Zoo Zürich Bemühungen, dortige Konflikte zwischen Mensch und Elefant zu minimieren und den Elefantenbestand im Park langfristig zu erhalten.