Volieren-Bau geht in die nächste Phase
Es geht voran mit der Pantanal Voliere: Seit Kurzem stehen drei mächtige Kräne auf der grössten Baustelle im Zoo. Was bisher geschehen ist und was als nächstes kommt, verraten wir hier.
Die erste Bauetappe für die neue Pantanal Voliere ist geschafft! Rund sieben Monate nach Beginn der Abriss- und Baumassnahmen sind die Erd- und Vorbereitungsarbeiten weitgehend abgeschlossen. Nun kann der eigentliche Bau der Voliere beginnen. Diese wird in den kommenden Monaten langsam sichtbarer. Vorboten dafür sind unter anderem drei neu aufgestellte Kräne, die mit ihrer Höhe das Ausmass der Voliere erahnen lassen.
Video: Zoo Zürich, Sandro Schönbächler, Nicole Schnyder
Rodung, Abbriss, Aushub
Zu Beginn der Bauarbeiten hatte als Erstes die Fläche gerodet werden müssen. Einen Teil des Baumbestandes bewahrte der Zoo dabei: Dreissig besonders wertvolle und grosse Bäume liess er ausgraben und in eine Baumschule im unteren Zooteil transportieren. Dort sind die Bäume in speziellen Töpfen zwischengelagert. Sie werden später in die neue Voliere zurückgepflanzt.
Dreissig Bäume aus der alten Anlage befinden sich in einer temporären Baumschule im unteren Zooteil. Sie werden später in der neuen Pantanal Voliere wieder eingepflanzt. Foto: Zoo Zürich, Fabio Süess
Nach der Rodung erfolgten die Abriss- und Aushubarbeiten. Auch musste die 11'000 Quadratmeter grosse Fläche durch Baugrubenabschlüsse gesichert werden, um Hangrutschungen zu verhindern, bedingt durch die Hanglage des Zoos.
32, 34 und 49 Meter
Nun sind die Vorbereitungen weitgehend abgeschlossen, notwendige Leitungen für beispielsweise Fernwärme und Wasser verlegt, so dass mit der besser sichtbaren Konstruktion der neuen Anlage begonnen werden kann. Dazu stehen neu drei Kräne auf der Baustelle. Sie messen 32, 34 und stolze 49 Meter Höhe. Die Höhenunterschiede sind notwendig, damit sich die Kräne beim Rangieren nicht in die Quere kommen.
Drei mächtige Kräne lassen erahnen, wie hoch die Pantanal Voliere sein wird. Foto: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
1400 Tonnen Gewicht
In den kommenden Monaten entstehen die Fundamente für die 35 Meter hohe Stahlkonstruktion. Zusätzlich werden in regelmässigen Abständen Mikropfähle im Boden versenkt. Dies gewährleistet die Statik der Voliere, die gänzlich ohne Stützpfeiler auskommt.
Die gesamte Last der zehn Stahlbögen sowie des 13'500 Quadratmeter grossen Gitternetzes liegt später auf dem Volierenrand – ein Gesamtgewicht von rund 1400 Tonnen.
Sieben Monate Bauzeit im Schnelldurchlauf: Zeitraffer der ersten Bauetappe für die Pantanal Voliere. Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Dank Chip ins richtige Abteil
Ebenfalls wird bis zum Frühjahr der sogenannte «Ara-Hub» gebaut. Darin befinden sich die Innenanlagen eines Grossteils der mehr als 14 verschiedenen Vogelarten der Voliere.
Die Planung des Gebäudes stammt vom Architekturbüro L3P Architekten. Dieses musste klug vorgehen: Damit später jede Vogelart im ihr zugedachten Innenraum landet, wird beim Zugang zum Haus der Chip jedes Vogels ausgelesen. Aufgrund dessen öffnet sich dann der jeweils richtige Durchgang. Jeder Vogel trägt also quasi den Hausschlüssel für seine Wohnung im Mehrfamilienhaus bei sich.
Die drei grossen Kräne sind bis im Frühjahr 2025 auf der Baustelle im Einsatz. Foto: Zoo Zürich, Fabio Süess
Überschwemmungs-Recyling
Im gleichen Gebäude ist auch das 800 Kubikmeter fassende Rückhaltebecken für die Überschwemmungsfläche der Pantanal Voliere untergebracht. Die Anlage wird in regelmässigen Abständen überschwemmt – so, wie es eben auch im «richtigen» Pantanal in Südamerika der Fall ist.
Ein spezielles System filtert das Überschwemmungswasser. So kann dieses wiederverwendet werden. Über die letzten vier Jahren hat der Zoo zudem verschiedene Bepflanzungen getestet, die den erschwerten Bedingungen in der Voliere standhalten müssen.
Grosse Baustelle für grossen Lebensraum: Die Pantanal Voliere wird rund 11'000 Quadratmeter messen. Foto: Zoo Zürich, Fabio Süess
1,5 Jahre für Bögen und Netz
Die Kräne sind bis zum Frühjahr 2025 auf der Baustelle im Einsatz. Danach beginnt das Aufstellen der bis zu 124 Meter langen Stahlbögen für die Voliere. Bis dahin müssen alle grösseren Betonarbeiten abgeschlossen sein.
Für den Aufbau der Stahlkonstruktion wird einer der grössten Pneukräne der Schweiz zum Einsatz kommen. Das Aufstellen der Bögen und Einsetzen des Netzes wird rund 1,5 Jahre dauern. 2027 soll die Voliere schliesslich vollständig stehen.
Nebst der Fundamente für die Voliere entsteht bis im Frühjahr 2025 auch der «Ara-Hub», die Innenanlage für die Vögel der Pantanal Voliere. Foto: Zoo Zürich, Fabio Süess
Nach der Fertigstellung der Voliere folgen der Innenausbau und die Gartenarbeiten sowie die Einwachszeit für die Pflanzen. Die Eröffnung der Pantanal Voliere ist für Frühjahr 2028 geplant. Die Gesamtplanung der neuen Voliere liegt beim Landschaftsarchitekturbüro vetschpartner.
Meilenstein im Entwicklungsplan
Für den Zoo Zürich ist die Pantanal Voliere ein weiterer wichtiger Meilenstein im Entwicklungsplan 2050. Sie wird in mehrerer Hinsicht neue Massstäbe setzen und alle vier Hauptaufgaben eines modernen wissenschaftlich geführten Zoos in sich vereinen: Arten- und Naturschutz, Forschung und Bildung.
Eine temporäre Passerelle führt die Zoogäste um die Baustelle herum. Foto: Zoo Zürich, Fabio Süess
Im 35 Meter hohen Luftraum können verschiedene gefährdete Vogelarten in Schwärmen fliegen. Ähnlich wie in der Natur werden die Tiere in einem Lebensraum vergesellschaftet zusammenleben. Das sorgt für zusätzliche Interaktionen und damit Verhaltensanreicherungen.
Die Pantanal Voliere ist zudem darauf ausgelegt, Forschung unter kontrollierten Bedingungen zu ermöglichen, wie sie in dieser Form sonst nicht durchführbar ist. Damit lassen sich wichtige Erkenntnisse u. a. zum Paarungs- und Brutverhalten von Papageien für den Artenschutz gewinnen.
Guckloch: Interessierte Zoogäste können das Geschehen auf der Pantanal Baustelle verfolgen. Foto: Zoo Zürich, Fabio Süess
In der Pantanal Voliere werden mehr als 15 gefährdete Tierarten wie Ameisenbär, Flachlandtapir, Rotschwanzamazone oder Sonnensittich zusammenleben. Das ermöglicht es dem Zoo Zürich, sich an den entsprechenden Europäischen Erhaltungszuchtprogrammen (EEP) zu beteiligen und so zum Erhalt der Arten beizutragen. Das EEP der Hyazintharas koordiniert der Zoo Zürich selbst.
Eng mit der neuen Anlage verknüpft ist die Naturschutzorganisation «Instituto Arara Azul» in Brasilien. Sie ist der neueste Naturschutzpartner des Zoo Zürich. Die Organisation setzt sich vor Ort u. a. durch das Aufhängen künstlicher Nistkästen und das engmaschige Monitoring für den Erhalt der Hyazintharas ein, die im brasilianischen Pantanal beheimatet sind.
In unserem Baustellen-Vlog «Baugeflüster» geben wir jeden Monat ein neues Update zur Pantanal Voliere. Videos: Zoo Zürich, Sandro Schönbächler
Regelmässige Updates von der Baustelle für die Pantanal Voliere gibt es in unserem Baustellen-Vlog: