Schönheiten der Nacht
Vorhang auf für die vielleicht spektakulärsten Tiere Madagaskars: die Nachtfalter. Ja, Sie haben richtig gelesen – es geht hier um Motten. Aber eben um Motten, wie Sie sie noch nie gesehen haben: bunt, bizarr, bezaubernd. Hier gibt es die Bilder – und ein Video, wie die Bilder entstanden sind.
Farbige Tagfalter («Sommervögel»), fade Nachtfalter (Motten) – ungefähr so nehmen wir in unseren Breitengraden die Schmetterlinge wahr. Auf Madagaskar sieht das ein bisschen anders aus: Die Nachtfalter sind dort bunt, unwahrscheinlich vielfältig – und die grosse Mehrheit. Denn neunzig Prozent aller Schmetterlingsarten auf Madagaskar sind Nachtfalter.
Alles nur nicht braun und unauffällig: der Kometenfalter. Seine elegant ineinander verdrehten Schwänze sind ein Täuschungsakt an die Adresse insektenfressender Fledermäuse. Diese nehmen den Schwanz als Flugobjekt wahr und greifen die Motte dort an – statt am lebenswichtigen Körper. So hat der Kometenfalter die Chance, dem Angriff lebend zu entkommen. Nachtfalter Argema mittrei (Guérin-Méneville, 1847) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Batocnema coquerelii (Boisduval, 1875) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Die schillernden Farben sind eine Warnung: Diese Motte ist giftig, da sie sich im Raupenstadium von Pflanzen aus der Familie der Wolfmilchsgewächse ernährt und deren Giftstoffe einlagert. Der madagassische Name dieses Falters ist «Lolonandriana», was übersetzt «König der Geister» heisst. Nachtfalter Chrysiridia ripheus (Drury, 1773) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Gradmesser der Artenvielfalt
Schmetterlinge sind nicht nur physisch zarte Wesen, sondern auch ein sensibler Gradmesser für den Zustand der Biodiversität. Als der Masoala Nationalpark zum Schutzgebiet erklärt wurde, war es unter anderem die Schmetterlingsvielfalt, die als Gradmesser zur Festlegung der Schutzgebietsgrenzen verwendet wurde.
Schau mir in die Augen: Diese Nachtfalter-Art imitiert die Augen eines Lemurs – und verwirrt damit seine Angreifer. Nachtfalter Antherina suraka (Boisduval, 1833) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Daphnis kitchingi (Haxaire & Melichar, 2011) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Engagement seit 1995
Der Zoo Zürich unterstützt seit über 25 Jahren den Betrieb des Masoala Nationalparks und engagiert sich in Projekten, weit über die Nationalparkgrenzen hinaus. Es ist überwältigend zu sehen, dass die Biodiversität offenbar bis heute erhalten ist. Das bedeutet auch, dass wir zusammen mit unseren Partnern den Nationalpark vor Kahlschlag, Ausbeutung und Zerstörung bewahrt haben.
Duftnachricht: Über den kleinen «Besen» an seinem Körperende gibt dieser männliche Nachtfalter Pheromone ab, um Weibchen anzulocken. Nachtfalter Parotis prasinalis (Saalmüller, 1880) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett
Nachtfalter Euchromia folletii (Guérin-Méneville, 1832) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar» von Armin Dett.
Nachtfalter Utetheisa elata (Fabricius, 1798) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar» von Armin Dett.
Landen, posieren, weiterfliegen
Die auf dieser Seite gezeigten Bilder stammen alle von Armin Dett – und sind auf besondere Art entstanden. Ausgerüstet mit einem weissen Tuch und einer Lichtquelle geht Armin Dett im Regenwald auf die Pirsch. Er wartet, bis sich ein Nachtfalter auf seinem leuchtenden Tuch niederlässt. Dort lässt er das Tier sich selbst vor der Fotokamera inszenieren – und anschliessend unbehelligt wieder weiterziehen.
Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Ein Buch voller Farben und Formen
In weniger als 2 Monaten hat Armin Dett im Masoala Nationalpark auf Madagaskar über 400 verschiedene Nachtfalter-Arten fotografiert. Die aussergewöhnlichen Bilder, zusammen mit Beschrieben und Anekdoten, hat er im Buch «Magic Eyes of Madagascar» zusammengestellt. Das Buch ist erhältlich im Onlineshop des Zoo Zürich:
Nachtfalter Agathia malgassa (Herbulot, 1978) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Comostolopsis rufocellata (Mabille, 1900) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Vietteella madagascariensis (Draeseke, 1937) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Asota borbonica (Boisduval, 1833) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Antherina suraka (Boisduval, 1833) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Cyana amatura (Walker, 1863) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar» von Armin Dett.
Nachtfalter Callopizoma malgassica (Kenrick, 1914) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Nachtfalter Eois cf. grataria (Walker, 1861) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett.
Der Jumbojet unter den Motten: Dieser Nachtfalter erreicht eine Flügelspannweite von fast 30 Zentimetern! Nachtfalter Bunaea aslauga (Kirby, 1877) aus dem Buch «Magic Eyes of Madagascar». Foto: Armin Dett