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  • Schneeleopard im Zoo Zürich.

    Rotierende Grosskatzen

    Zoodirektor Severin Dressen über die Gemeinsamkeiten zwischen Bundesrat und Panterra und weshalb Rotationen das Leben unserer Grosskatzen bereichern.

    Was haben der Bundesrat und Panterra gemeinsam, unser zukünftiger Lebensraum für bedrohte Grosskatzen im Zoo Zürich? Beiderorts werden manchmal die Krallen ausgefahren. Und beiderorts wird rotiert.

    Im Fall des Bundesrats meine ich mit der Rotation den jährlichen, einmaligen Wechsel des*der Bundespräsidenten*in. Die Rotationen in Panterra werden da deutlich häufiger vorkommen. Denn in diesem Fall steht das Rotationsprinzip für die konsequente Weiterentwicklung unserer Tierhaltung.

    Wenn ab Sommer 2023 die Bagger im Zoo Zürich graben, entsteht mit Panterra ein Lebensraum-Komplex. So besteht das Zuhause unserer bedrohten Grosskatzen – Schneeleopard, Amurtiger und Asiatischer Löwe – künftig aus vier unterschiedlichen Bereichen. Alle Katzen können jeden Bereich nutzen – aber natürlich nicht gleichzeitig. Denn bei diesen Tierarten wäre eine Vergesellschaftung keine gute Idee.

    Wenn nun beispielsweise unser Tiger nach einigen Wochen via Brücke von einem Bereich in den nächsten wechselt, hat sich dort seit seinem letzten Besuch einiges verändert. Es riecht zum Beispiel neu. Und auch andere Spuren haben die Löwen oder Schneeleoparden hinterlassen, die in den Wochen zuvor dort gehaust, ihre Reviere markiert und den Lebensraum auf ihre eigene Art geprägt haben.

    So gibt es für den Tiger viel zu entdecken. Wenn es überall nach Löwen riecht, dann stecken die Löwen ja vielleicht noch irgendwo? Der Tiger muss also markieren. Er uriniert und kratzt oder reibt sich an Bäumen, damit alle wissen, dass dieser Bereich jetzt wieder Tiger-Territorium ist. Und kaum ist er damit fertig, kann es sein, dass er bereits wieder in den nächsten Lebensraumbereich wechselt und das Spiel dort von vorne losgeht.

    Die Idee des Anlagentauschs haben wir nicht im Rahmen von Panterra erfunden. Es gibt ihn bei uns im Zoo Zürich bereits jetzt. So können unsere Wölfe immer mal wieder für einige Stunden auf die Tigeranlage. Sie finden das, aus oben genannten Gründen, hochgradig spannend.

    Während dies bisher aber immer nur kurze einseitige Wechsel waren (die Tiger dürfen aus Sicherheitsgründen nicht auf die Wolfsanlage), wollen wir das Rotationsprinzip in Panterra konsequent durchziehen. Damit wollen wir die Lebensqualität (im Fachjargon «Animal Welfare» genannt) unserer Grosskatzen weiter steigern.

    Denn bei all unseren Bauprojekten (Masoala Regenwald, Kaeng Krachan Elefantenpark oder Lewa Savanne) war und ist es immer unser Anliegen, die Tierhaltung innovativ voranzubringen.

    Bis wir wissen, wie das Rotationsprinzip bei den Panterra-Bewohnern ankommt, wird noch etwas Zeit verstreichen. Den Lebensraum für die Grosskatzen weihen wir 2025 ein. Wer die Tiger, Schneeleoparden und Löwen noch in ihren aktuellen Anlagen sehen möchte, muss sich trotzdem beeilen. Denn in 
    wenigen Wochen rotieren unsere Grosskatzen für die Phase der Bauzeit erst mal in andere europäische Zoos.

    Zoodirektor Severin Dressen 2020 im Masoala Regenwald des Zoo Zürich.

    Zoodirektor Severin Dressen.

    Nebenstehender Text erschien erstmals im Rahmen der «Zoologisch»-Kolumne Severin Dressens im «SonntagsBlick-Magazin».