Forschung im Zoo: Riesenschildkröten-Genom entschlüsselt
Dank Hermania, der ältesten Aldabra-Riesenschildkröte im Zoo Zürich, ist es Forscher*innen gelungen, das Genom der Art zu entschlüsseln. Dies bildet die Grundlage für nachhaltige Auswilderungsprojekte.
Die Aldabra-Riesenschildkröte Hermania ist eines der «dienstältesten» Tiere im Zoo Zürich: Sie lebt seit 1955 bei uns, also seit weit über 60 Jahren. Hermania ist wahrscheinlich noch in ihrer ursprünglichen Heimat geschlüpft, dem Aldabra-Atoll.
Rolle ausgestorbener Arten übernehmen
Die Verbreitung der Aldabra-Riesenschildkröten ist auf ein einziges Atoll nördlich von Madagaskar beschränkt, das Aldabra-Atoll. Heute übernimmt die Art auch auf anderen Inseln eine wichtige Rolle im Ökosystem. Diese wurde früher von anderen Riesenschildkrötenarten eingenommen, die heute jedoch ausgestorben sind.
Um auf diesen Inseln eine gesunde Population zu erhalten, sollte man Gruppen genetisch diverser Tiere auswildern.
Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder, Sandro Schönbächler
Genom entschlüsselt
Bisher hatte es an passenden Daten gefehlt, um die Aldabra-Riesenschildkröten genetisch genügend voneinander unterscheiden zu können. Nun hat Hermania aus dem Zoo Zürich das Referenzgenom für zukünftige Vergleiche geliefert. Dank ihnen konnten Forscher*innen das Genom der Art entschlüsseln.
Im Vergleich mit dreissig Individuen der Inseln des Aldabra-Atolls konnten die Forscher*innen genetische Unterschiede innerhalb der Inseln erkennen. So konnten sie auch für Hermania ihre ursprüngliche Population feststellen.
Um die genetische Vielfalt zu fördern, braucht es vorerst Methoden, um diese Diversität bestimmen zu können. Foto: Zoo Zürich, Corinne Invernizzi
Wer wird wo ausgewildert?
Das Wissen um die genetischen Unterschiede wird in Zukunft dabei helfen, diese bedrohte Art mit einer möglichst grossen genetischen Variabilität zu züchten und auf geeigneten Inseln auszuwildern. So kann das Überleben der Art langfristig gesichert werden.
Gözde Cilingir, die Erstautorin der neuen Forschungsarbeit, besucht die Aldabra-Riesenschildkröten im Zoo Zürich. Foto: Zoo Zürich, Sandro Schönbächler
Weiter können die neuen Daten helfen, mehr über das lange Leben dieser Tierart zu erfahren. In einem nächsten Schritt untersuchen Forscher*innen, wie man bei noch lebenden Tieren anhand molekularer Vorgänge in der DNS das Alter bestimmen kann. Bei langlebigen Tieren wie den Aldabra-Riesenschildkröten ist das Alter vieler Tiere unbekannt.
Dank Hermania, einem der ältesten Tiere im Zoo Zürich, haben Forscher*innen ein vollständiges Genom der Art entschlüsselt. Foto: Zoo Zürich, Leyla Davis
Die Informationen über das Genom der Aldabra-Riesenschildkröten werden auch dabei helfen, das Genom und die genetische Variabilität anderer nahe verwandter Arten besser zu verstehen. Über die Hälfte der Schildkrötenarten weltweit gelten heute als bedroht.
Wer mehr über die Studie wissen möchte, findet das Paper unter diesem Link: