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  • Blick in die Futterküche des Zoo Zürich.

    Blick ins Zoo-Portemonnaie

    Zoodirektor Severin Dressen erklärt, wie viel ein Zootag kostet – was am teuersten ist und was weniger kostet, als viele denken.

    «‹Das ganze Futter ist bestimmt teuer?!›, sprechen mich die Leute regelmässig an. ‹Und erst die Heizkosten? Jesses!!!› Häufig wollen die Besucherinnen und Besucher während Führungen wissen, was der Zooalltag genau kostet. Da viele unterschiedliche Tiere im Zoo unterschiedliches Futter fressen und viele von ihnen warme Temperaturen mögen, liegt es nahe, Futter und Wärme als die Kostentreiber anzusehen.

    Schlüsselt man unsere Ausgaben nach einzelnen Kategorien auf, ergibt sich allerdings ein ganz anderes Bild.

    Mit Abstand am meisten, nämlich 55 Prozent, geben wir pro Tag für die Saläre unserer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus – ähnlich, wie dies in den meisten Schweizer Firmen und Organisationen der Fall ist.

    An zweiter Stelle steht bei uns im Zoo Zürich mit 15 Prozent die Kategorie ‹Unterhalt & Energie›. Dazu würden zwar die Heizkosten zählen. Diese entfallen bei uns jedoch (fast) komplett. Grund ist, dass wir ausschliesslich mit Erwärme und einem Holzhäckselofen heizen. Die Holzhäcksel müssen wir zwar aus den umliegenden Wäldern kaufen. Sie sind aber deutlich günstiger, als ‹normale› Heizkosten es wären.

    Trotzdem sind die Unterhaltskosten eines Zoos nicht zu unterschätzen. Die Parkanlage will gepflegt sein, die Strassen und Wege müssen instandgehalten werden. Und unsere rund 1,3 Millionen Gäste sowie unsere aufgeweckten Tiere sorgen dafür, dass sich Einrichtungsgegenstände schnell abnutzen und wir sie ersetzen müssen. Kommt dazu: Wegen des feuchtwarmen Klimas unserer Warmhäuser sind die Materialien einer hohen Belastung ausgesetzt, so dass wir sie ebenfalls regelmässig erneuern müssen.

    Auf 7 Prozent kommen die Ausgaben rund um unsere Gäste: der Besucherservice, die Werbung und die Bildungsarbeit.

    Letztere ist eine der zentralen Aufgaben bei uns im Zoo: wir wollen die Gäste für den Schutz von Tieren und der Natur motivieren.

    Damit das gelingt, haben wir ein breites Bildungsprogramm. Wir zeigen Ausstellungen und Filme, stellen Infotische auf und bieten Tierpräsentationen oder Themenführungen an. All das will finanziert werden.

    Neben der Bildung und dem Artenschutz sind die Forschung und der Naturschutz die wichtigen Aufgaben des Zoos. Aktuell betragen die Kosten dafür 4 Prozent. Damit unterstützt wir jährlich auch unsere acht weltweiten Naturschutzprojekte finanziell. Mit dem Entwicklungsplan 2050 möchten wir unser Engagement in diesem Bereich weiter stärken und ausbauen.

    Erst am Schluss der Rechnung kommen mit rund 2 Prozent die Ausgaben für unser Tierfutter und die tierärztliche Betreuung. Zwar kaufen wir wann immer möglich regional ein und das Obst und Gemüse für die Tiere kommt aus dem Handel, der für uns Menschen bestimmt ist. Trotzdem halten sich hier die Ausgaben im Vergleich zu den anderen Kategorien in Grenzen. Einer der Gründe hierfür ist, dass die grossen Tiere wie Elefant und Nashorn mengenmässig zwar viel fressen, sich dabei aber fast nur von Heu ernähren, das wir von den umliegenden Bauernhöfen einkaufen – zwar viel, aber nicht teuer.

    So sehen die Kosten für einen Zooalltag also aus.

    Darin nicht enthalten sind die Gelder für unsere Bauprojekte. Denn die innovativen neuen Lebensräume für unsere Tiere können wir nur dank zahlreicher Spenden und Legate aus der Bevölkerung finanzieren. Dieser aussergewöhnliche Einsatz hat nichts mit den Tagesthemen wie Löhne, Energiekosten oder Tierfutter zu tun. Aber das ist eine andere Geschichte. Mehr dazu ein anderes Mal.»

    Zoodirektor Severin Dressen 2020 im Masoala Regenwald des Zoo Zürich.

    Zoodirektor Severin Dressen.

    Nebenstehender Text erschien erstmals im Rahmen der «Zoologisch»-Kolumne Severin Dressens im «SonntagsBlick-Magazin».