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  • Umesh Zoo-News Bild: Enzo Franchini

    ZOONEWS-MAGAZIN HERBST 2020: TURBULENZEN IM ELEFANTENPARK

    Was für ein Jahr im Elefantenpark! Erst kommt Umesh zur Welt, dann folgen zwei Geburten mit traurigem Ausgang. Der Wirbelwind Umesh ist zum Glück gesund und umtriebig.

    Welche Freude in den Morgenstunden des 5. Februar: Die Elefantenkuh Indi hat ihr viertes Kalb geboren. Umesh, wie der kleine Elefantenbulle später getauft wird, steht schon nach kurzer Zeit auf wackligen Beinen. In den kommenden Monaten wird er stetig wachsen und vor allem seiner Tanten Omysha und Chandra immer mal wieder auf die Nerven gehen.

    Zu diesem Zeitpunkt freuten wir uns noch auf die Ankunft eines Spielkameraden, dem Jungen von Umeshs Tante Omysha. Zuerst war aber Farha, die trächtige Kuh aus der anderen Gruppe im Kaeng Krachan Elefantenpark, an der Reihe, ihr Kalb zu gebären. Leider starb dieses nach der Geburt an einer Kopfverletzung.

    In der Folge hofften wir alle auf eine erfolgreiche Geburt bei Omysha. Bei ihr als Erstgebärender befürchteten wir jedoch Komplikationen. Junge, unerfahrene Mütter wissen oft noch nicht, wie sie sich gegenüber einem Kalb verhalten sollen.

    CHANCEN UND GRENZEN DER HERDENGEBURT

    Umso wichtiger ist die Anwesenheit von erfahrenen Tieren, seien dies die Grossmutter, Tanten oder Schwestern. Gleichzeitig reduziert die Anwesenheit der Familie den Stress für die werdende Mutter. Deshalb war es für uns klar, dass auch Omysha, wie alle Elefanten seit dem Jahr 2005, im Familienverband gebären sollte. Mit Indi hatte Omysha eine erfahrene Mutter an ihrer Seite. Auch Chandra, Omyshas Schwester, war schon bei zwei Geburten anwesend und hat sich als wichtige Stütze bei Geburten erwiesen. Die Geburt in der Herde bedeutet aber auch, dass die Eingreifmöglichkeiten durch uns Menschen sehr beschränkt sind. Dies vor allem im geschützten Kontakt, bei dem die Tierpflegerinnen und Tierpfleger nie direkt zu den Elefanten in die Anlage gehen.

    Elefanten Omysha, Umesh, Indi, Chandra Bild: Albert Schmitdmeister

    Der Familienverband der Elefanten: Omysha, Chandra, Umesh und Indi, Leitkuh und Mutter von allen (v.l.n.r.).

    Am 19. August war es soweit: Omysha gebar ohne grössere Probleme ihr Kalb. Kurz darauf entstand innerhalb der Herde aber eine Dynamik, die dazu führte, dass das Neugeborene von der Gruppe zu Tode getreten wurde. Was diese Reaktion ausgelöst hat, können wir nicht sagen. In der Hektik des Geschehens reagierten die Elefanten auch nicht auf die beruhigenden Worte der anwesenden Tierpfleger. Die Enttäuschung war gross. Heute freuen wir uns, dass es Umesh prächtig geht. Er erkundet seine Umgebung und lernt jeden Tag Neues. Umesh wird uns als Teenager mit etwa zwölf Jahren verlassen und in einen anderen Zoo umsiedeln. Auch wildlebende Elefantenbullen verlassen ihre Geburtsgruppe während der Pubertät.

    Elefant Omysha Bild: Enzo Franchini

    Die hochträchtige Omysha, fünf Wochen vor der Geburt.

    FRIEDLICHES NEBENEINANDER

    Wie im Zoo Zürich müssen auch in Thailand die Kälber der etwa 200 Elefanten im Kaeng Krachan Nationalpark viel lernen. So müssen sie unter anderem das Zusammenleben mit dem Menschen lernen. Konflikte zwischen Elefanten und der lokalen Bevölkerung – hervorgerufen durch Lebensraumverlust und das Eindringen der Elefanten in landwirtschaftlich genutzte Flächen – werden durch die stetig wachsende Bevölkerung immer häufiger. Umso wichtiger ist es, diese Konflikte zu schlichten. Seit 2009 unterstützt der Zoo Zürich den Kaeng Krachan Nationalpark, um das friedliche Nebeneinander von Elefanten und Menschen zu fördern. So hat der Aufbau von Elefantenzäunen in Teilen des Kaeng Krachan Nationalparks zu einer Reduktion der Konflikte um 90% geführt. Nicht zuletzt dank unserem Engagement in Thailand können Umeshs wilde Verwandten in eine positive Zukunft blicken.

    Mehr zu Umesh und der Elefantengeburt bei Omysha auch online in den Videos hier und hier.

    ZOONEWS herbst 2020

    Dieser Artikel erschien in den Zoonews Herbst 2020. Dies gesamte Ausgabe können Sie sich hier online durchblättern oder herunterladen.