Heimlicher Einheimischer
Fischotter waren einst in der ganzen Schweiz verbreitet. Bis der Mensch sie ausgerottet hat. Wie es dazu kam und wie sie zurückkehren.
Der Europäische Fischotter ist eigentlich ein einheimisches Tier und besiedelte einst in der ganzen Schweiz Lebensräume bis 1600 Meter über Meer. Doch der Mensch sah den flinken Wassermarder als Nahrungskonkurrenten und beschloss im Fischereigesetz von 1888, das Tier auszurotten. Erst 1952 wurde die Jagd verboten. Trotzdem konnte der Rückgang des Fischotters nicht mehr gestoppt werden und das heute so beliebte Tier verschwand.
Junge Fischotter im Zoo Zürich: Lulu hat am 17. Oktober 2019 drei Jungtiere zur Welt gebracht.
Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Lange Zeit glaubte man, dass Schadstoffe in Wasser und Nahrung der Grund dafür waren, dass der Fischotter trotz des Jagdverbots in der Schweiz ausstarb. Dank Verhaltensstudien mit Fischottern bei uns im Zoo Zürich wissen wir heute aber, dass ein anderer Faktor viel wichtiger ist: das Nahrungsangebot.
Fischotter Tom im Zoo Zürich.
Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Fischotter verfügen über extrem wenig Energiereserven. Sie können höchstens drei Prozent ihres Körpergewichts in Fett anlegen. Der Vorteil davon ist, dass sie damit extrem wendig sind für die Jagd auf die flinken Fische. Der Nachteil ist aber, dass sie das ganze Jahr auf ein gutes Nahrungsangebot angewiesen sind und täglich einen Fünftel ihres Körpergewichts fangen und fressen können müssen.
Fischotterin Lulu im Zoo Zürich.
Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Um die Rückkehr des Fischotters in die Schweiz zu unterstützen, wurde 1997 die gemeinnützige vom Zoo Zürich unterstützte Stiftung Pro Lutra gegründet. Ihr Ziel ist es, die Lebensgrundlagen der Fischotter wissenschaftlich zu prüfen, Massnahmen zu ergreifen, die Bevölkerung über die Bestandsentwicklung der Art zu informieren und dadurch den Weg für eine konfliktverträgliche Rückkehr des Fischotters zu ebnen.
Fischotter sind hervorragende Schwimmer.
Bild: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Und diese Rückkehr findet statt! Studien von Pro Lutra im Jahr 2000 zeigten, dass sich die Fischotterpopulationen in der Steiermark (A) sowie in Savoyen (F) sprungartig ausbreiteten und dass eine natürliche Einwanderung in die Schweiz erwartet werden durfte. 2009 machte ein Fischotter Schlagzeilen, der in einer Fischtreppe beim Kraftwerk Reichenau (GR) fotografiert wurde. Seither wurden Fischotter an fünf Schweizer Fliessgewässern bestätigt: an der Aare, am Hinterrhein, am Ticino, an der Rhone und am Inn. An der Aare (2014) sowie am Inn (2018) konnten Jungtiere nachgewiesen werden.
Junge Fischotter im Zoo
Neuigkeiten gibt es auch von der Fischotterpopulation bei uns im Zoo: Fischotterin Lulu hat am 17. Oktober 2019 drei Jungtiere zur Welt gebracht.
Am 17. Oktober 2019 hat Fischotterin Lulu drei junge auf die Welt gebracht.
Foto: Zoo Zürich, Sandro Schönbächler
Vater ist der «Österreicher» Tom. Die Jungen sind wohlauf und beginnen in diesen Tagen allmählich damit, die Wurfbox zu verlassen und ihre Anlage zu erkunden. Das Geschlecht der Tiere kennen wir noch nicht.
Referendum gegen Jagdgesetz unterschreiben
Der Fischotter ist neben Luchs, Wolf und Bär das letzte einst in der Schweiz ausgestorbene Raubtier, dass jetzt wieder einheimisch werden will. Mit dem neuen Jagdgesetz (JSG) soll in der Schweiz nun aber auch der Schutz des Fischotters aufgeweicht werden. Das ist nicht im Sinne der Biodiversität und darf nicht passieren! Der Zoo Zürich als Mitglied von Zooschweiz unterstützt deshalb zusammen mit den Organisationen Pro Natura, WWF Schweiz, Birdlife Schweiz und der Gruppe Wolf Schweiz das Referendum.
Fischotterbuch gewinnen
Die Geschäftsführerin von Pro Lutra, Dr. Irene Weinberger, hat im 2018 erschienen Buch «Der Fischotter – ein heimlicher Jäger kehrt zurück» das aktuellste Wissen über die Biologie des Fischotters umfassend festgehalten. Wir verlosen ein Exemplar dieses spannenden und attraktiven Buches.
Teilnahmeschluss:
30. November 2019 um 23:59 Uhr.