Vorausschauend und nachsichtig zugleich
Millionen Jahre alt und mit speziellen Fähigkeiten ausgestattet: das Chamäleon, im Speziellen das Pantherchamäleon – und was wir von ihm (im übertragenen Sinne) lernen können.
Eines der eigentümlichsten Tiere im Masoala Regenwald ist das Pantherchamäleon. Mit seinen bunten Farben und seiner bedächtigen Fortbewegung zieht es regelmässig die Blicke aller Zoobesucher auf sich. Chamäleons haben erdgeschichtlich eine Vergangenheit, die rund sechzig Millionen Jahre zurückreicht. Und sie haben einige ganz besondere Eigenschaften.
Männliches Pantherchamäleon im Masoala Regenwald.
Bewegliche Augen
Das Chamäleon kann seine aus dem Kopf herausstehenden Augen unabhängig voneinander bewegen, und dies in einem Bereich von 180 Grad in der Horizontalen und 90 Grad in der Vertikalen. Die Augen sind sehr leistungsfähig und können verschiedene Farben wahrnehmen. Sie sind jedoch nicht sehr lichtempfindlich, weshalb Chamäleons tagaktiv sind. Fokussiert sich ein Chamäleon auf seine Beute, erlaubt die Anordnung der Augen eine präzise Distanzschätzung.
Die Pantherchamäleons pflanzen sich im Masoala Regenwald selbständig fort. Wie wir sie dabei unterstützten, zeigt das Video.
Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Schnelle Zunge
Das richtige Einschätzen von Distanzen ist für eine weitere Besonderheit der Chamäleons wichtig: den Einsatz der Schleuderzunge. Beschleunigt durch die Bewegung des Zungenbeines und die Kontraktion eines Ringmuskels schleudert das Tier seine lange Zunge mit einer Geschwindigkeit von bis zu 20 km/h heraus. Die verdickte und muskulöse Zungenspitze umfasst die Beute partiell und zieht diese ins Maul zurück. Der zähflüssige Speichel unterstützt bei diesem Vorgang die Haftung der Beute an der Zungenspitze.
Das Weibchen (l.) unterscheidet sich in der Farbe deutlich vom Männchen.
Kommunizieren mit Farben
Chamäleons können sehr farbenprächtig sein und ihre Färbung schnell verändern. Dieser Farbwechsel dient nicht primär der Tarnung, sondern ist vielmehr eine Form der Kommunikation mit Artgenossen und wird auch von klimatischen Faktoren beeinflusst. So zeigen die Tiere mit den Farben verschiedene Stimmungen an, unterstützen Balzhandlungen oder regulieren die Körpertemperatur, indem sie die Grundfärbung aufhellen oder abdunkeln.
Noch klein und diskret: ein junges Pantherchamäleon.
Wie der Farbwechsel funktioniert, wozu die Pantherchamäleons Greiffüsse und einen Greifschwanz haben und wie sie sich fortpflanzen, steht hier:
Was wir vom Chamäleon lernen können
Zurück zum Titel: Dieses Augenmass – jetzt mal im übertragenen Sinne –, was vorne liegt, die Zukunft, im Blick zu haben und gleichzeitig auch Vergangenes, Erfahrungen, die hinter uns liegen, zu beachten, dieses Augenmass wäre im Hinblick auf die Erhaltung der Biodiversität so wichtig. Insbesondere, wenn das Gastspiel der Menschen auf dieser Erde nicht als kleines, aber verheerendes Strohfeuer in die Erdgeschichte eingehen sollte.
Regenwald in Madagaskar schützen
Das Verbreitungsgebiet des Pantherchamäleons umfasst auch den Masoala Nationalpark in Madagaskar. Hier engagiert sich der Zoo Zürich seit über zwanzig Jahren zur Erhaltung dieses Nationalparks. Er ist eines der letzten grossen Waldgebiete Madagaskars auf der Halbinsel Masoala.
Madagassische Kultur kennen lernen
Im Informationszentrum, das an den Masoala Regenwald anschliesst, stellen wir unseren Besuchern neben dem Tropischen Regenwald auch die Kultur Madagaskars vor, insbesondere das Leben auf der Halbinsel Masoala. Die Ausstellungsobjekte illustrieren die vielen Einflüsse, denen der Regenwald und seine Bewohner ausgesetzt sind.