Trockenwald für gefährdete Geckos
Im Exotarium gibt es neu einen kleinen Trockenwald. Er ist Heimat für zwei neue Geckoarten im Zoo. Zusammen mit dem Blauen Bambus-Taggecko bilden sie ein gefährdetes Trio. Hier stellen wir sie vor.
Weltweit gibt es über 2000 Geckoarten. Geckos gehören zu den Reptilien. Deren Bestände nehmen stetig ab: Rund ein Fünftel der Reptilienarten weltweit ist laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN gefährdet. Geckos sind besonders stark betroffen.
Viele Menschen schreiben Geckos – zermahlen zu Pulver, aufgebrüht als Tee oder eingelegt in Alkohol – besondere Heilkräfte zu. Dafür fehlt allerdings jegliche wissenschaftliche Grundlage. Selbst davon abgesehen sind die Schuppenkriechtiere einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt – das reicht vom übermässigen Absammeln der Tiere für den Heimtierbedarf über Lebensraumverlust bis hin zum Verzehr als Delikatesse.
Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Der Zoo Zürich setzt sich für den Erhalt verschiedener Geckoarten ein. Einige davon sind besonders gut an trockene Lebensräume angepasst. Wir haben deshalb im Exotarium ein neues Trockenwald-Habitat eingerichtet. So können wir neben dem Blauen Bambus-Taggecko nun zwei weitere Trockenspezialisten halten und hoffentlich zum langfristigen Schutz aller drei Arten beitragen.
Klein aber oho: Kurzkopf-Taggecko
Der Kurzkopf-Taggecko hat eine braun-gräuliche Grundfarbe, überzogen mit grünen und braunen Punkten – die perfekte Tarnung auf trockenen, rauen Baumrinden wie sie zahlreich im Trockenwald zu finden sind. Seinen Namen verdankt er seinem für Geckos eher kurzen und gedrungenen Kopf. Und mit nur 10–12 Zentimetern Länge (samt Schwanz) zählt er zu den kleineren Geckoarten.
Farblich perfekt getarnt: der Kurzkopf-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Fabio Süess
Als Trockenspezialist kommt der Kurzkopf-Taggecko mit wenig Wasser aus. Er leckt lediglich ein wenig morgendlichen Tau von den Pflanzen. Eng verbunden ist er besonders der Pflanze Euphorbia stenoclada. Das Sukkulentengewächs mit spitzen Dornen ist der bevorzugte Brutort des Geckos. Es bietet ihm und seinem Gelege idealen Schutz vor Fressfeinden.
Hat ein Weibchen eine passende Stelle auf der Pflanze gefunden, verkeilt es die Eier zwischen den Ästen. Die Eier sind ungewöhnlich stabil und sehr glatt, was – so vermuten Forscher*innen – ebenfalls eine Anpassung an den heissen und trockenen Lebensraum ist. Die fast wie poliert wirkende Oberfläche sorgt für eine grössere Reflektion der Sonnenstrahlen und schützt die Eier so vor Überhitzung.
Bei Gefahr wirft er nicht bloss den Schwanz ab, sondern sogar die Haut: der Kurzzkopf-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Um sich selbst zu schützen, nutzt der Kurzkopf-Taggecko einen besonders raffinierten Trick: Seine Haut ist sehr dünn und löst sich leicht vom Körper. Gerät er in Bedrängnis, wirft er nicht wie viele andere Echsen seinen Schwanz ab, sondern stopft seinem Verfolger im wahrsten Sinne des Wortes das Maul – mit jeder Menge Schuppen und Hautfetzen. Diese wachsen wieder nach.
Gross und sozial: Querstreifen-Taggecko
Ist der Kurzkopf-Taggecko besonders klein, so ist der Querstreifen-Taggecko besonders gross. Mit bis zu 26 Zentimetern Gesamtlänge ist er die zweitgrösste Taggeckoart.
Er ist der zweitgrösste unter den Taggeckos: der Querstreifen-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Die namensgebenden Querstreifen sind vor allem bei den Jungtieren gut sichtbar, während sie bei ausgewachsenen Tieren immer unregelmässiger werden. Besonders farbenprächtig mit leuchtend grünem Kopf und türkisblauen Schwanz sind die Tiere vor allem während der Paarungszeit. Diese fällt in die regenreichen Monate Dezember bis März. Die restliche Zeit des Jahres verblassen die Farben. Die Tiere sind dadurch für Fressfeinde weniger gut sichtbar und verschmelzen dank der unregelmässigen Musterung gut mit dem Untergrund.
Für einen Gecko sind Querstreifen-Taggeckos geradezu sozial. Hat sich ein Paar gefunden, bleibt es offenbar ein Leben lang zusammen und lebt monogam. Das kann eine lange Zeit sein, da diese Geckoart bis zu 25 Jahre alt wird.
Er kann ein stolzes Alter von bis zu 25 Jahren erreichen: der Querstreifen-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Ebenfalls ungewöhnlich: Eltern und Jungtiere leben in einer Art Familienverband zusammen. Unter vielen Geckoarten ist Kannibalismus weit verbreitet – Eltern fressen auch mal den eigenen Nachwuchs. Bei den Querstreifen-Taggeckos ist das nicht so. Die auffällige Färbung der Jungtiere mit markanten Querstreifen bildet offenbar eine Art Fressbarriere. Die Färbung verlieren die Jungtiere im Alter von etwa neun Monaten.
Erst 1991 beschrieben: Blauer Bambus-Taggecko
Im Bambuswald zuhause: der Blaue Bambus-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Benjamin Soland
Über eine aussergewöhnliche Färbung verfügt auch die letzte der drei Geckoarten, der Blaue Bambus-Taggecko. Sein Körper ist leuchtend blau, sein Kopf grasgrün gefärbt.
Trotz seines auffälligen Äusseren wurde dieser Gecko erst 1991 das erste Mal wissenschaftlich beschrieben. Auch er lebt in den eher trockenen Regionen Madagaskars, allerdings nicht im Trockenwald, sondern – daher der Name – im Bambuswald.
Die Weltnaturschutzunion IUCN listet ihn als «stark gefährdet» (EN): Blauer Bambus-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Das Verbreitungsgebiet des eher kleinen Geckos erstreckt sich lediglich über sehr kleine, einzelne Gebiete in der Küstenregion Nordwestmadagaskars. Auch das ist ein Grund, warum der Blaue Bambus-Taggecko von allen drei Geckoarten am stärksten bedroht ist. Die Weltnaturschutzunion IUCN klassifiziert ihn als «stark gefährdet» (Listenstatus EN).
Blauer Bambus-Taggecko. Foto: Zoo Zürich, Benjamin Soland
Unser Ziel ist es, alle drei Geckoarten zu züchten und im Verbund der international koordinierten Zuchtprogramme für diese Arten stabile Reservepopulationen zu bilden.