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  • Säbelantilope im Zoo Zürich.

    Auferstanden von den (fast) Toten

    Täglich verlieren wir derzeit gut 150 Arten – Tiere, Pflanzen, Pilze. Bis zum Ende des Jahrhunderts könnten es gar bis zu zwei Millionen sein. Die Krise der Biodiversität ist allgegenwärtig. Und doch gibt es inmitten dieser schlechten Nachrichten auch immer wieder positive Beispiele, die Hoffnung machen und zeigen: Artenschutz lohnt sich! Eines dieser Beispiele ist die Wiederauferstehung der Säbelantilope – anders lässt es sich kaum ausdrücken.

    Die Säbelantilope galt als so gut wie verloren. Sie existierte nur noch in menschlicher Obhut – in der Wildnis war sie ausgestorben. Kürzel EX – «extinct in the wild» – so konnte man es auf der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN viele Jahre lang nachlesen. 

    Vergangenen Dezember dann gab es ein Update der Roten Liste. Solche Updates erfolgen in regelmässigen Abständen. Die Bestände der geführten Arten werden neu evaluiert und deren Gefährdungsstatus revidiert. Eine der ganz grossen Gewinnerinnen: Die Säbelantilope, neuer Status: EN – «endangered». Also immer noch stark gefährdet und damit nach wie vor nicht für alle Zeiten gerettet, aber es existiert wieder eine freilebende, sich selbst erhaltende Population in der Wildnis. Eine tolle Neuigkeit!

    Säbelantilopen auf der Lewa Savanne im Zoo Zürich.

    Die Säbelantilopen leben bei uns auf der Lewa Savanne zusammen mit anderen afrikanischen Tieren. Foto: Zoo Zürich, Hannes Henz.

    Ohne Zoos keine Erfolgsstory

    Begonnen hat die Erfolgsgeschichte der Säbelantilope im Tschad. Dort wurde nach langer Vorbereitungszeit 2016 eine erste Herde von 21 Tieren wieder ausgewildert. 2017 eine zweite mit 14 Tieren. Möglich war das, weil viele Menschen und Organisationen erfolgreich zusammengearbeitet haben: Regierungen, Forscher*innen, NGO’s, die Menschen vor Ort, aber auch mehrere modern und wissenschaftlich geführte Zoos, die sich seit langem für den Natur- und Artenschutz einsetzen. Ohne Zoos wäre die Säbelantilope längst ganz ausgestorben gewesen, nicht «nur» in der Wildnis. 

    Säbelantilope mit Jungtier im Zoo Zürich

    Säbelantilopen bringen pro Tragzeit in der Regel nur ein Jungtier zur Welt. Eine Schwangerschaft dauert etwa 250 Tage, rund acht Monate. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini.

    Die Tiere dieser ersten Herde stammen somit alle aus menschlicher Obhut und aus Reservepopulationen, wie sie Zoos im Rahmen von Erhaltungszuchtprogrammen bewahren. So auch der Zoo Zürich, der am Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP) der Säbelantilope beteiligt ist. Inzwischen leben wieder mindestens 160 voll ausgewachsene Tiere im Tschad. Das ist immer noch ein kleiner Bestand, aber es ist ein Anfang, der hoffen lässt. 

    Doch nicht nur die Säbelantilope ist solch ein Hoffnungsschimmer. Auch die Saiga-Antilope konnte – zumindest vorerst – vor der Ausrottung bewahrt werden.

    Saiga-Antilope in einem Naturschutzgebiet in Russland.

    Eine Herde Saiga-Antilopen streift durch ein Naturschutzgebiet in Russland. Foto: iStock, Victor Taykht.

    Saiga-Antilopen kommen in weiten Teilen von Kasachstan, der Mongolei, Russland und Usbekistan vor. Bis im Dezember galt die Antilopen-Art als «critically endangerd», also vom Aussterben bedroht. Zwischen 2015 und 2022 hat ihr Bestand ebenfalls dank intensiver Artenschutzbemühungen um 1100 Prozent zugenommen! Ein gewaltiger Sprung, der dazu führte, dass die Art inzwischen als nur noch «near threatend», potentiell gefährdet gilt. Die Saiga-Antilope ist allerdings sehr anfällig für Krankheiten, weshalb auch eine derart positive Entwicklung kein Garant für den langfristigen Erhalt der Art ist. 

    klimawandel grosse bedrohung

    Denn auch das zeigt das neuste Update der Roten Liste: vor allem der Klimawandel ist inzwischen zu einer der grössten Bedrohungen für viele Arten geworden. Anhaltende Dürreperioden schwächen viele Tiere, das macht sie anfälliger für Krankheiten. Zudem verändert der Klimawandel die Lebensräume vieler Tiere – beispielsweise durch grossflächige Brände, vertrocknete und weniger fruchtbare Weidegründe oder auch weil die Wassertemperaturen vielerorts dauerhaft zunehmen. Gerade für wasserbewohnende Lebewesen ist das ein sehr grosses Problem. Die Natur verändert sich schneller als die Evolution sich anpassen kann. 

    Bachforelle schwimmt gegen die Strömung

    Etwa ein Viertel der gut 15'000 untersuchten Süsswasserfischarten ist vom Aussterben bedroht. Auch die Bachforelle. Durch den Klimawandel sind viele Gewässer zu warm und sauerstoffarm für Forellen. Foto: istock, photographer3431.

    Und so zeigt das Update auch, dass die Bedrohung der Arten grundsätzlich zunimmt. Von den 157’190 Arten, die auf der aktuellen Roten Liste stehen, sind 44'016 in ihrem Bestand gefährdet. Gut 2000 mehr als es beim letzten Update waren. Und für mindestens 30'000 Arten ist die Erderwärmung eine direkte, messbare Bedrohung, die sich langfristig auf den Bedrohungsstatus auswirken wird. Indirekt sind jedoch noch deutlich mehr Arten davon betroffen.

    Auch wenn noch viel Arbeit vor uns liegt, zeigen Säbelantilope und Saiga-Antilope, dass noch nicht alles verloren ist und Zoos mit ihren Zuchtprogrammen eine wichtige Rolle im Artenschutz spielen. Also packen wir es an!