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  • Rotschwanzamazonenmännchen im Zoo Zürich

    Medien-Apéro Dezember: Partnervermittlung bei Papageien

    Seit Kurzem leben zwei gefährdete Rotschwanzamazonen bei uns im Exotarium – ein Männchen und ein Weibchen. Mit ihrem Einzug hat der Zoo Zürich auch das Zuchtbuch dieser Papageienart übernommen und bestimmt damit unter anderem künftig über deren Liebesleben. Zuchtbücher sind sowas wie die «Partnervermittlung» für gefährdete Tierarten und immens wichtig im Artenschutz. Für den Aufbau einer stabilen Population ist genetische Vielfalt entscheidend. Wer zu wem passt, darüber gibt das Zuchtbuch Auskunft. Insgesamt führt der Zoo Zürich die Europäischen Erhaltungszuchtprogramme (EEP) von fünf Tierarten.

    Die ganz grosse Liebe ist es noch nicht, eine gute Freundschaft aber auf jeden Fall – das Futter wird bereits höflich geteilt, es herrscht Harmonie. Für den Kurator im Zoo Zürich und Zuchtbuchführer der gefährdeten Rotschwanzamazonen, Basil von Ah, heisst das: Matching grundsätzlich geglückt.

    gute aussichten

    Eine erfolgreiche Paarung und spätere Aufzucht von Jungtieren werden aber noch etwas Zeit benötigen. Mit seinen drei Jahren ist das Männchen noch jung, die Damenwelt noch nicht das alles dominierende Thema. Das Weibchen ist bereits acht, muss sich momentan aber noch im neuen Zuhause einleben. Angereist in den Zoo Zürich war sie erst Ende Oktober. Das Männchen ist bereits seit Mai da.

    Der Umgang der beiden Papageien miteinander ist sehr vielversprechend, auch wenn die Schlafzimmer – oder in diesem Fall Schlafplätze – momentan noch getrennt sind. Basil von Ah ist jedenfalls zufrieden: «Es läuft sehr gut. Die Vergesellschaftung hat auf Anhieb geklappt und ich bin sehr zuversichtlich, dass wir uns in Zukunft über Küken für den Arterhalt freuen dürfen.»

    Spezielle Lebensweise

    Rotschwanzamazonen sind etwa 30 bis 40 Zentimeter grosse Papageien, die vor allem durch ihr leuchtend grünes Gefieder und ihren bunt gefärbten Kopf auffallen. In der Natur kommen sie nur in einem kleinen Küstenstreifen im Süden Brasiliens vor. Ihr Lebensraum ist durch zahlreiche menschliche Einflüsse gefährdet. Besonders gravierend ist der Verlust von Nistplätzen. Rotschwanzamazonen bevorzugen Baumhöhlen, um ihre Jungen aufzuziehen. Diese befinden sich meist in sehr alten und grossen Bäumen. Das Holz dieser Bäume ist wiederum ein begehrter Rohstoff. Aber auch Wilderei und illegaler Handel haben den Bestand der Vögel in den vergangenen Jahrzehnten stark dezimiert.

    Dank intensiver Artenschutzbemühungen, insbesondere durch das Aufhängen von künstlichen Nisthöhlen, konnten sich die Bestände in den vergangenen Jahren wieder etwas erholen. Die Papageienart gilt aber weiterhin als gefährdet, weshalb die Zucht in Zoos nach wie vor eine wichtige Rolle beim Schutz dieser Tierart spielt.

    übergeordnetes ziel

    Neben dem Zuchtbuch der Rotschwanzamazone liegen noch vier weitere in der Obhut des Zoo Zürich. Geführt jeweils durch eine*n Kurator*in. Die Zuchtbuchführer*innen haben den Überblick über die gesamte in europäischen Zoos gehaltene Population, kennen die genetische Diversität der einzelnen Tiere und koordinieren den Austausch von Individuen zwischen den Zoos für eine erfolgreiche Zucht. Dabei orientieren sie sich an den Vorgaben der EAZA, der Europäischen Zoovereinigung. Das Ziel der EAZA und ihrer Erhaltungszuchtprogramme (EEP) ist, sich selbst erhaltende und stabile Zootierpopulationen aufzubauen – was nur gelingt, wenn die genetische Variabilität hoch ist. Nebst der eigentlichen Nachzucht von gefährdeten Tierarten, können Zuchtprogramme auch andere Aufgaben haben wie beispielsweise die Forschung, den Naturschutz oder auch die Wissensvermittlung.

    Alle Anstrengungen zum Aufbau von stabilen Zootierpopulationen sind Teil des sogenannten One Plan Approach (OPA) der Weltnaturschutzorganisation IUCN – bekannt vor allem für die Herausgebe der «Roten Liste». Die Idee hinter dem OPA ist es, Artenschutz ganzheitlich anzugehen, alle Beteiligten miteinander zu vernetzen, Wissen auszutauschen und Schutzmassnahmen gemeinsam umzusetzen. Die erfolgreiche Zucht in Zoos und der Aufbau von stabilen Populationen ist dabei eine wichtige Stellschraube.

    EEP Zoo Zürich

    • Rotschwanzamazone
    • Galapagos-Riesenschildkröte
    • Impala
    • Arabische Oryx
    • Kubataube

    One Plan Approach

    Bisher wurden beim Artenschutz vor allem zwei Strategien verfolgt: Das Umsetzen von Schutzmassnahmen vor Ort im natürlichen Lebensraum einer Art und zum anderen der Aufbau von Reservepopulationen in Zoos, die bei Bedarf auch Tiere für Wiederansiedlungsprojekte liefern. Ziel des OPA ist es, beide Stratgien gemeinsam zu denken und die Zusammenarbeit aller Beteiligten zu verstärken. So dienen die Tiere in Zoos nicht mehr nur als Reservepopulation, sondern sind auch Teil von Forschungsprojekten. Dies, um mehr über eine Art zu erfahren. In der Natur sind die Bedingungen zur Erforschung oft schwierig. Die Erkenntnisse aus Zoos fliessen dann wieder ein in Naturschutzprojekte vor Ort, Fachexpertise wird getauscht und Wissen gemeinsam genutzt. Bildungsprogramme in Zoos sensibilisieren Zoobesucher*innen für das Thema Artenvielfalt, klären auf und zeigen, wie man als Zoogast einen Beitrag leisten kann – in Naturschutzprojekten vor Ort, die wiederum von Zoos unterstützt werden (vom Zoo Zürich mit 2.5 Mio. im Jahr 2022). So ziehen alle an einem Strang und arbeiten gemeinsam an einem Ziel: Das Ausrotten einer Art verhindern.

    VIDEOS

    Das Video ist unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.

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    Video: Rotschwanzamazonen im Zoo Zürich (mit Untertitel)

    Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Video: Rotschwanzamazonen im Zoo Zürich (ohne Untertitel)

    Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    BILDER

    Bilder sind unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.

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    Rotschwanzamazonenmännchen im Zoo Zürich