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  • Zweifinger-Faultier im Exotarium des Zoo Zürich.

    Die Energiesparprofis

    Energie zu sparen, ist für uns Menschen das Gebot der Stunde – und eine Herausforderung. Verschiedene Tierarten haben uns hier einiges voraus. Zum Beispiel das Faultier: Anders, als ihm sein Name unterstellt, ist es nicht faul, sondern schlicht ein Meister des Energiesparens.

    Mit 16 bis 20 Stunden Schlaf pro Tag macht das Faultier seinem Namen – scheinbar – alle Ehre: Es gehört zu den Vielschläfern im Zoo. Nur der Koala kommt innerhalb der Zootiere auf ähnliche Ruhezeiten wie das Faultier. Auch er schläft oder ruht bis zu 20 Stunden am Tag.

    Natürlich gibt es für das «faule» Verhalten der Faultiere einen guten Grund. Er liegt im Futter: Faultiere fressen vor allem nährstoffarme Blätter. Die Tiere nehmen so nur sehr wenig Energie über ihre Nahrung also auf. Deshalb braucht das Faultier Strategien, um entsprechend auch nur wenig Energie zu verbrauchen.

    Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Die langen Ruhephasen sind eine der Energiesparmassnahmen. Daneben hat das Faultier aber auch noch andere Verhaltensanpassungen auf Lager, um Energie zu sparen.

    Zeitlupe in Echtzeit

    In seinen aktiven Phasen frisst das Faultier in erster Linie. Hierbei bewegt sich das Tier nur sehr langsam von A nach B. Seine Bewegungen sind sogar so langsam, dass es manchmal aussieht, als hangle es sich in Zeitlupe von Ast zu Ast.

    Tatsächlich bewegen sich Faultiere meist weniger als 40 Meter pro Tag. Dabei sind sie im Mittel mit Geschwindigkeiten von etwa 0,54 Kilometern pro Stunde unterwegs.

    Zweifinger-Faultier im Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini

    Neben den ausgedehnten Schlafzeiten und der energiearmen Fortbewegung sparen Faultiere weiter über eine flexible Thermoregulation Energie: Sie passen ihre Körpertemperatur an die Umgebungstemperatur an. Das führt vermutlich zu einem tieferen Energieverbrauch.

    Minimaler Energieumsatz

    Angesichts dieser Energiesparmassnahmen ist es nicht erstaunlich, dass Forscher*innen bei Faultieren den bisher tiefsten Energieumsatz aller Säugetiere gemessen haben (mit Ausnahme von Arten, die Winterschlaf halten). Der Energieumsatz eines Faultiers ist etwa halb so gross, wie es für ein Tier dieser Grösse zu erwarten wäre.

    Zweifinger-Faultier im Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Peter Bolliger

    (Scheinbar) leichte Beute

    Durch ihre langsame Fortbewegung entstehen den Faultieren allerdings auch Nachteile. In der zentral- und südamerikanischen Heimat der Faultiere sind sie insbesondere anfällig für Angriffe von Raubtieren. Faultiere stehen auf dem Speisezettel von Jaguar, Puma, Ozelot, Margay und Harpyie. Letzterer ist einer der grössten Raubvögel Südamerikas.

    Allerdings: Dank ihrer langsamen, kaum sichtbaren Bewegungen und ihrer Lebensweise hoch in den Bäumen sind Faultiere trotzdem oft gut geschützt vor Angriffen.

    Zweifinger-Faultier im Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini

    Lagsam Wandelndes Ökosystem

    Faultiere gelten unter Biolog*innen als wandelnde Ökosysteme. Dies deshalb, weil im Fell der Faultiere eine Vielzahl von Algen, Pilzen, Wirbellosen und Bakterien lebt, die miteinander interagieren. 

    Bis jetzt ist noch nicht abschliessend geklärt, inwiefern die Faultiere von den Organismen auf ihrem Körper profitieren. Vielleicht haben sich diese auch einfach dort angesiedelt, weil das Faultier sein Fell nicht reinigt.

    Mindestens für die im Fell der Faultiere wachsenden Algen gibt es einleuchtende Hypothese: der Tarnungseffekt. Durch die Algen färbt sich das Fell grün. Das erschwert es Raubtieren möglicherweise, Faultiere im Regenewald-Dickicht zu erkennen. Allerdings ist diese Hypothese, wie viele andere auch, nicht empirisch bestätigt.

    Zweifinger-Faultier im Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini

    Faultiere im Zoo Zürich

    Die im Zoo Zürich lebenden Faultiere gehören zu den Zweifinger-Faultieren. Sie sind in Bezug auf ihre Nahrung weniger wählerisch als ihre Verwandten, die Dreifinger-Faultiere. So fressen Zweifinger-Faultiere neben Blättern auch Früchte, Blüten und Knospen.

    Die sozialen Interaktionen zwischen den Faultieren beschränken sich bei beiden Gruppen auf das Wesentliche: die Fortpflanzung. Ansonsten sind Faultiere einzelgängerisch unterwegs, kommen aber meist gut miteinander aus. So verhält es sich auch mit den drei Faultieren im Zoo Zürich.

    Zweifinger-Faultier im Zoo Zürich.

    Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini

    Die Zweifinger-Faultiere des Zoo Zürich sind Teil einer international koordinierten Zucht, um eine stabile und gesunde Reservepopulation in europäischen Zoos zu erhalten.