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  • Beutel mit Blutplasma für die Behandlung des erkrankten Asiatischen Elefanten Omysha im Kaeng Krachan Elefantenpark des Zoo Zürich.

    Stand der Dinge zum Virus bei den Elefanten

    Im Kaeng Krachan Elefantenpark ist nach Umesh ein weiterer Elefant am gefürchteten «Elefantenherpesvirus» erkrankt. Wir zeigen hier, wie wir die Elefantenkuh medizinisch behandeln und geben Antworten auf Fragen zum Virus.

    Nur wenige Tage nachdem der zweijährige Elefantenbulle Umesh an den Folgen eines Herpesvirusausbruchs gestorben ist (Bericht hier), kämpfen unsere Tierärzt*innen und Tierpfleger*innen erneut um das Leben eines Elefanten. Diesmal ist das Virus bei der achtjährigen Elefantenkuh Omysha ausgebrochen, der grossen Schwester Umeshs.

    Omysha befindet sich im Kaeng Krachan Elefantenpark in intensiver tierärztlicher Behandlung. Sie erhält antivirale Medikamente und Blutplasmatransfusionen. Das Blut stammt von gesunden Elefanten – etwa Omyshas Mutter Indi – die über Antikörper gegen das Virus verfügen. Die Hoffnung ist, dass mit der Transfusion die Antikörper auf Omysha übertragen werden.

    Einblick in die Behandlung gibt das folgende Video.

    Die Tierärzt*innen und Tierpfleger*innen und die Kuratorin tun alles, um Omysha beim Kampf gegen das Virus helfen. Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Omyshas Zustand ist kritisch. Ob sie durchkommt, ist vorderhand ungewiss. Die Tierärzt*innen und Tierpfleger*innen und die Kuratorin tun alles, um Omysha beim Kampf gegen das Virus zu helfen. Die heute zur Verfügung stehenden Behandlungsmethoden sind bisher aber alle noch wenig erforscht und haben leider nur eine relative geringe Erfolgsquote von etwas dreissig bis vierzig Prozent.

    Beutel mit Blutplasma für die Behandlung.

    Bereit für die Transfusion: Blutplasmabeutel. Das Blut stammt von Omyshas Mutter Indi. Alle Fotos: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Tierärztin Dr. Patricia Kunze und Veterinärassistentin Gabi Hürlimann bereiten die Transfusion vor.

    Tierärztin Dr. Patricia Kunze (r.) und Veterinärassistentin Gabriela Hürlimann bereiten die Transfusion vor.

    Das Virus ist immer da

    Das Elefantenherpesvirus, genauer das Elephant Endotheliotropic Herpes Virus, kurz EEHV, ist mit grosser Wahrscheinlichkeit in fast allen Elefanten latent vorhanden. Das heisst, dass sie das Virus eigentlich immer in sich tragen, man meistens aber gar nichts davon merkt. In diesem Zustand kann man das Virus auch nicht über Tests nachweisen.

    Gefährlich wird es erst dann, wenn sich das Virus stark im Körper zu vermehren beginnt. Erst dann wird es auch in den Tests sichtbar.

    Bei einem solchen Ausbruch kann das Virus schwerste Folgeerkrankungen auslösen, mit inneren Blutungen und dem Versagen mehrerer innerer Organe. Ein so erkrankter Elefant kann innert weniger Tage sterben.

    Behandlung des an den Folgen eines EEHV-Ausbruchs erkrankten Asiatischen Elefanten Omysha.

    Medizin im XL-Format: Tierpfleger Carlo Cathomen montiert die Aufhängung für den Blutplasmabeutel.

    Vor allem Jungtiere betroffen

    Bei älteren Elefanten bricht die Krankheit allerdings meistens nicht aus, da ihr Immunsystem erfolgreich Antikörper gebildet hat und das Virus in Schach halten kann. Neugeborene Elefanten sind vorerst noch durch die Antikörper der Mutter geschützt.

    Kritisch wird es, wenn der mütterliche Schutz nachlässt und das Jungtier selber noch keine eigenen Antikörper gebildet hat. Deshalb sind vor allem Elefanten-Jungtiere im Alter von etwa einjährig bis achtjährig durch das Virus gefährdet. Todesfälle bei Tieren über acht Jahren sind selten.

    Der Zoo Zürich testet seine Elefanten regelmässig auf das Virus, wie viele andere Zoos auch.

    Behandlung des an den Folgen eines EEHV-Ausbruchs erkrankten Asiatischen Elefanten Omysha.

    Das Blutplasma läuft. Die Hoffnung ist, dass die darin enthaltenen Antikörper gegen das EEHV Omysha helfen.

    Behandlung des an den Folgen eines EEHV-Ausbruchs erkrankten Asiatischen Elefanten Omysha.

    Teamarbeit: eine ganze Equipe aus Tierärzt*innen, Tierpfleger*innen und der Kuratorin kümmert sich fast rund um die Uhr um die erkrankte Omysha.

    Es braucht noch viel Forschung

    Wann es bei einem Elefanten aus welchen Gründen plötzlich zu einem Virenausbruch kommt, weiss man heute noch nicht abschliessend. Auch kennt man noch nicht alle Wege, auf denen das Virus von einem zu einem anderen Elefanten übertragen wird.

    Im Vornherein zu verhindern, dass es bei einem Elefanten zu einem Ausbruch des Virus kommt, ist heute schlicht noch nicht möglich.

    Das EEHV wurde erst in den 1990-er Jahren zum ersten Mal beschrieben. Bis man alles über das Virus weiss, braucht es noch viel Forschungsarbeit. Der Zoo Zürich leistet hier Unterstützung, wo immer es ihm möglich ist. So ging Umesh nach seinem Tod deshalb auch zu einer eingehenden Untersuchung ans Tierspital.

    Behandlung des an den Folgen eines EEHV-Ausbruchs erkrankten Asiatischen Elefanten Omysha.

    Sauerstoff (im Becher unten beim Rüssel) und viel Zuspruch von Tierpflegerin Sabrina Markzoll für Omysha. Das Elefantenweibchen ist sediert und spürt von der Behandlung nicht viel.

    Noch keine Impfung verfügbar

    Wissenschaftler*innen arbeiten an der Entwicklung eines Impfstoffes gegen EEHV. Stand heute gibt es aber noch keine Möglichkeit, Elefanten gegen das Virus zu impfen. Deshalb bleibt im Moment nichts anderes, als die Tiere bei einem Virenausbruch medizinisch zu unterstützen, so gut es geht.