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  • Geschlagenes Rosenholz im Masoala Nationalpark.

    Eine Räuberstory zum Welt-Regenwaldtag

    Heute ist Welt-Regenwaldtag. Eine gute Gelegenheit, um auf eine der abenteuerlichsten Naturschutzgeschichten des Zoo Zürich zurückzublicken.

    Jeweils am 22. Juni feiern Naturschutzorganisationen auf der ganzen Welt den Welt-Regenwaldtag. Er soll das Bewusstsein dafür schärfen, wie vielfältig und wichtig Regenwälder für die Erde sind und weshalb wir sie unbedingt schützen müssen.

    Wir nehmen den Tag zum Anlass, um eine der brisantesten Geschichten aus dem langjährigen Naturschutzengagement des Zoo Zürich nochmals zu erzählen. Denn es handelt sich dabei nicht nur um eine echte Räuberstory, sondern sie hatte am Ende auch grosse Auswirkungen auf die Gesetzgebung zum Schutz der Regenwälder.

    Masoala Nationalpark, Regenwald.

    Masoala Nationalpark in Madagaskar. Foto: Zoo Zürich, Martin Bauert

    Die Geschichte nimmt ihren Anfang im Jahr 2009 – in den USA und auf Madagaskar.

    Illegales Holz für Gitarren

    2009 geriet Gibson Brands Inc., der Hersteller der bekannten «Les Paul» E-Gitarre, in den Fokus der amerikanischen Staatsanwaltschaft. Gibson wurde vorgeworfen, wissentlich illegal geschlagene Edelhölzer für die Herstellung ihrer Gitarren aus der Region Masoala in Madagaskar importiert zu haben. Der Fall Gibson war der erste, der unter dem erweiterten Lacey Act zur Anklage kam.

    Gibson und die rechtspopulistische Tea Party schlachteten den Fall 2011 während des Wahlkampfs von Präsident Obama aus, um Stimmung gegen die Wiederwahl des demokratischen Präsidenten zu machen. Gleichzeitig begann die Tea Party, Senatoren um sich zu scharen, die für eine Abschaffung des Lacey Acts sorgen sollten.

    Der deutsche Holzhändler, der von Gibson mit der Beschaffung und dem Transport des Holzes für die Griffbretter beauftragt worden war, stellte auf Anfrage des Zoo Zürich seine Forstlizenz zur Überprüfung zur Verfügung. Er wollte so die legale Herkunft des an den Gitarrenhersteller gelieferten Holzes aus Madagaskar beweisen.

    Eindeutige Faktenlage

    Dr. Martin Bauert, Leiter Naturschutz des Zoo Zürich, überprüfte vor Ort in der Region Masoala die vorgelegte Holzschlagkonzession, zusammen mit Mitarbeitenden der madagassischen Nationalparkbehörde und der Wildlife Conservation Society WCS. Das Ergebnis der Überprüfung liess keine Zweifel offen: Die exportierte Holzmenge konnte unmöglich nur aus der einen vorgelegten Forstlizenz stammen. Zudem wurden die madagassischen Forstgesetze massiv verletzt.

    Die amerikanische Staatsanwaltschaft lud in der Folge Bauert ein, seine Befunde aus dem Masoala Regenwald den zuständigen Ermittlungsbehörden zu präsentieren. Die Faktenlage war so eindeutig, dass Gibson und die Tea Party ihre Agitation in den US-Medien gegen den Lacey Act einstellten. Wenige Wochen danach gestand der Gitarrenhersteller in einer aussergerichtlichen Einigung mit der amerikanischen Staatsanwaltschaft ein, dass sie mit dem Import von Ebenholz für ihre Gitarrengriffbretter aus der Masoala-Region massiv gegen den Lacey Act verstossen hatten.

    Dass dieser erste und prominente Fall unter dem verschärften Lacey Act im Sinne des Naturschutzes ausging, hatte grosse Auswirkung auf die Ausgestaltung der entsprechenden Importregulationen in der EU und in Australien – und seit diesem Jahr auch bei uns in der Schweiz.

    Die Überführung Gibsons war ein grosser Erfolg im Naturschutzengagement des Zoo Zürich – nicht nur für die Masoala-Region in Madagaskar. Es freut uns besonders, dass dieses Engagement weltweit zu einer wichtigen Verbesserung der Naturschutzgesetzgebungen beigetragen hat und diese auch in der Schweiz angekommen ist.

    Weiterführende Lektüre: der ganze Gibson-Fall im NZZ Folio vom August 2014

    Geschlagenes Rosenholz im Masoala Nationalpark.

    Rosenholz im Masoala Nationalpark in Madagaskar. Foto: Zoo Zürich, Martin Bauert

    Wichtige Gesetzesanpassung

    Seit dem 1. Januar dieses Jahres ist es nun auch in der Schweiz verboten, illegal geschlagenes Holz und/oder daraus gefertigte Produkte in den Handel zu bringen. Mit der Inkraftsetzung des revidierten Umweltschutzgesetzes USG, das die gesetzliche Grundlage für die neue, gleichzeitig in Kraft getretene Holzhandelsverordnung HHV bildet, hat die Schweiz damit einen wichtigen Schritt zur Bekämpfung des illegalen Holzschlages und Holzhandels vollzogen.

    Illegaler Holzschlag ist wertmässig die bedeutendste «Wilderei» von Naturprodukten. Interpol schätzt das Handelsvolumen weltweit auf jährlich 30–100 Milliarden US-Dollar. Problematisch ist, dass der Handel mit illegal gefälltem Holz immer noch allzu oft unentdeckt bleibt. Deshalb sind entsprechende Importregulationen zentral.

    Der aufsehenerregende Fall um das illegale Edelholz aus der Masoala-Region hatte den Ball in dieser Hinsicht massgeblich ins Rollen gebracht.

    Masoala Nationalpark, Regenwald.

    Masoala Nationalpark. Foto: Zoo Zürich, Martin Bauert

    Das Naturschutzprojekt Masoala

    Video: Zoo Zürich