Leben am Limit: das Trampeltier
In der Heimat der Trampeltiere, der Wüste Gobi, herrschen extreme Bedingungen: es ist sehr trocken, im Winter bitterkalt und im Sommer brütendheiss. Hier überlebt nur, wer sich auf diese Extreme einstellen kann – so wie eben das Trampeltier. Welche Kniffe das Tier mit den zwei Höckern alles auf Lager hat und was denn nun wirklich in den Höckern drin ist.
Das Trampeltier lebt in Zentralasien in und um die Wüste Gobi. Diese ist geprägt durch extrem heisse Sommer, sehr kalte Winter, wenig Niederschlag und grosse Temperaturschwankungen innerhalb eines Tages.
Perfekter Wüstenbewohner
Das Trampeltier hat sich perfekt an diese Umwelt angepasst. Dicke Augenlieder, lange Wimpern und verschliessbare Nasenlöcher schützen bei Sandstürmen Augen und Nase. Schwielige Polster anstelle von Hufen helfen den Kamelen beim Laufen auf Sand, da die Tiere weniger stark einsinken.
Video: Zoo Zürich, Nicole Schnyder & Sandro Schönbächler
In den kalten Wintermonaten ist das Fell des Trampeltieres sehr dicht und lang. Im Frühling gibt es dann einen Fellwechsel zu einem viel leichteren und kürzeren Fell für den heissen Sommer.
Anders als bei den meisten anderen Säugetieren ist die Körpertemperatur der Trampeltiere flexibel und kann, je nach Aussentemperatur, um 6 bis 8 Grad Celsius schwanken. Damit vermeiden die Tiere eine Unterkühlung oder Überhitzung.
Trampeltiere haben ein dichtes, wärmendes Winterfell. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Wasser sparen, wo es geht
Um in ihrer trockenen Umwelt zu überleben, müssen Trampeltiere wo immer möglich Wasser sparen. Darauf ist der Körper mit verschiedenen Anpassungen eingerichtet.
Kot und Urin sind sehr stark konzentriert, um möglichst wenig Wasser zu verlieren. Die spezielle Form und hohe Anzahl roter Blutkörperchen sorgt zudem dafür, dass Trampeltiere in kürzester Zeit sehr viel Wasser aufnehmen können. Dies sind bis zu 135 Liter in 13 Minuten.
Dank seiner speziellen Füsse sinkt das Trampeltier in der Wüste im Sand fast nicht ein. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
In den Höckern speichert das Trampeltier Fett. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
In Zeiten mit wenig Wasser verbrennen die Trampeltiere Fett aus den Höckern. Dabei entsteht neben Energie auch noch Wasser.
Das Wildkamel ist zudem die einzige bekannte Säugetierart, die zum Trinken nicht zwingend Süsswasser braucht, sondern nötigenfalls auch nur Salzwasser trinken kann.
Trampeltier-Gruppe. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Das Trampeltier oder zweihöckrige Kamel gibt es in einer domestizierten Form, dem Hauskamel, und einer wilden Form, dem Wildkamel. Der Zoo Zürich hält Hauskamele. Zusammen mit dem Dromedar oder einhöckrigen Kamel bilden sie die Gattung der Altweltkamele.
Hauskamel, Wildkamel?
Anders als es die Namensgebung vermuten lässt, ist bis heute nicht abschliessend geklärt, inwiefern das Hauskamel und das Wildkamel miteinander verwandt sind. Das Hauskamel könnte die domestizierte Form des Wildkamels sein. Dieses könnten aber auch eine verwilderte Form des Hauskamels sein. Oder es sind beides eigene Arten mit einem gemeinsamen Vorfahren.
Trampeltiere. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Wildkamel vom Aussterben bedroht
Während das Hauskamel in Zentralasien als Last- und Nutztier weit verbreitet ist, ist das Wildkamel vom Aussterben bedroht. Heute schätzt man den Bestand auf unter 1000 Tiere in der Natur.
Die Wildkamele sind vor allem durch die Konkurrenz mit Nutztieren, die Jagd und die Zersiedelung der Landschaft bedroht. Alle in Zoos gehaltenen Trampeltiere sind Hauskamele. Kein Zoo weltweit hält Wildkamele.
Im Zoo teilen sich die Trampeltiere die Anlage mit Persischen Kropfgazellen. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Trampeltiere im Zoo Zürich
Die Haltung von Trampeltieren hat im Zoo Zürich eine lange Tradition. Seit 1931, also schon kurze Zeit nach der Eröffnung des Zoos, gibt es bereits Trampeltiere im Zoo Zürich. Seither wurden 30 Jungtiere geboren. Momentan leben im Zoo fünf weibliche Tiere.
Gerät es in einen Sandsturm, kann das Trampeltier seine Nasenlöcher verschliessen. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Trampeltier. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Einige unserer Trampeltiere nehmen regelmässig am Zürcher Sechseläuten statt. Dazu laufen sie vom Zoo in die Innenstadt und nehmen am Umzug der Zunft zum Kämbel teil. Deren Wappentier ist das Dromedar.