Dicke Männchen, starke Weibchen
Totenkopfäffchen haben nicht nur einen speziellen Namen, auch sonst haben sie einige besondere Eigenheiten. Wie Urin zu Parfüm wird, weshalb sich für Männchen das Dicksein lohnt und wer in der Gruppe das Sagen hat, verraten wir hier.
Das vermutlich bekannteste Totenkopfäffchen oder Saimiri ist eine «Meerkatze». So wurde Pippi Langstrumpfs Schultertier Herr Nilsson in den Verfilmungen des Kinderbuchklassikers von Totenkopfäffchen dargestellt. Ihren etwas makaberen Namen verdanken die Tiere ihrer charakteristischen Gesichtszeichnung.
Totenkopfaffen sind soziale Tiere, die in Gruppen mit 35–65 Mitgliedern leben. Bei den Bolivianischen Totenkopfaffen bilden die Weibchen den Kern der Gruppe und sind dominant gegenüber den etwas grösseren Männchen. Diese leben meist in der Peripherie der Gruppe und schliessen sich nur zur Paarungszeit den Weibchen an.
Bolivianischer Totenkopfaffe. Foto: Zoo Zürich, Marco Schaffner.
Während die Weibchen ein Leben lang in der Gruppe bleiben, verlassen junge Männchen ihre Geburtsgruppe im Alter von 4–5 Jahren und bilden Junggesellengruppen. Männchenkoalitionen versuchen dann, sich gemischten Gruppen anzuschliessen. Diese Koalitionen wechseln alle 2–3 Jahre zwischen den Gruppen hin und her.
Nicht alle Totenkopfaffen leben jedoch so. Die insgesamt sieben Arten unterscheiden sich in ihrer Sozialstruktur. So gibt es auch Arten, in denen die Männchen in der Geburtsgruppe verbleiben und die Weibchen abwandern oder Arten, in denen die Männchen das dominante Geschlecht sind.
Totenkopfäffchen im Pantanal. Foto: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Urin als «ParfÜm»
Untereinander verständigen sich Totenkopfaffen durch Töne sowie mit Geruchssignalen. So urinieren sich die Tiere regelmässig auf die Hände und reiben sich damit die Fusssohlen und das Fell ein. Dieses Urinwaschen ist wahrscheinlich ein geruchliches Signal, das den sexuellen und sozialen Status jedes Tieres anzeigt.
Man hat aber auch beobachtet, dass sich Bolivianische Totenkopfaffen häufiger mit Urin einreiben, wenn die Temperaturen höher sind. Der eingeriebene Urin scheint hier auch einen Kühleffekt zu haben.
Totenkopfäffchen sind geschickte Kletterkünstler. Foto: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Fette Männchen im Vorteil
Vor der Paarungszeit nehmen die Männchen bis zu 20% ihres Körpergewichtes zu. Dies geschieht vor allem durch Wassereinlagerungen zwischen Haut und Muskeln und wird durch ein höheres Testosteronlevel ausgelöst. Das dominanteste Männchen wird dabei am dicksten und scheint die weniger dicken Männchen sexuell zu unterdrücken. Die Weibchen bevorzugen die dominanten Männchen.
Nach der Paarung bildet das männliche Sperma einen Pfropfen, um fremdem Sperma eine Befruchtung zu verunmöglichen. Dieser Pfropfen hält für mehrere Stunden nach der Paarung. Die Weibchen gebären nach 150–170 Tagen meist ein Jungtier, das sie zuerst auf dem Bauch, dann auch auf dem Rücken tragen. Neben der Mutter kümmern sich häufig auch andere Weibchen um die Jungtiere, wobei sie diese teilweise sogar säugen.
Totenkopfäffchen im Pantanal. Foto: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
«Spicken» bei den Kapuzinern
Oft sieht man Bolivianische Totenkopfaffen in der Gesellschaft von Kapuzineraffen. In manchen Gebieten verbringen sie bis zu 90% der Zeit in solchen gemischten Gruppen. Man geht davon aus, dass die Kapuzineraffen ein besseres Wissen über die lokalen Fruchtbäume haben, weil sie in kleineren Gruppen leben und auch kleinere Streifgebiete haben. Dieses Wissen zapfen die Totenkopfaffen an, indem sie den Kapuzineraffen auf der Nahrungssuche folgen.
Totenkopfäffchen im Pantanal. Foto: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Totenkopfaffen decken ihren Proteinbedarf vor allem über Insekten, den Energiebedarf über Früchte. Den Grossteil der Futtersuche verwenden die Affen für das Aufspüren von Insekten. Die intelligenten Totenkopfaffen haben ihre Techniken dafür perfektioniert; zum Beispiel in der Art, wie sie Raupen fressen. Um sich der Gifthaare zu entledigen, rollen sie die Raupen solange herum, bis alle Haare abgestreift sind.
Totenkopfäffchen im Pantanal. Foto: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Totenkopfaffen im Zoo Zürich
Im Zoo Zürich leben derzeit sechs Bolivianische Totenkopfaffen: drei Weibchen, ein Männchen, ein männliches Jungtier aus dem letzten Jahr und ein neues Jungtier aus dem März dieses Jahres. Da die Männchen in ihrer südamerikanischen Heimat regelmässig die Gruppe wechseln, versucht man auch in den Zoos, die Männchen regelmässig zu tauschen. Im Zoo Zürich wurden diese 2019 letztmals getauscht.
Totenkopfäffchen ernähren sich von Früchten und Insekten. Foto: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister
Im Zoo Zürich können die Gäste die Totenkopfäffchen auf der Affeninsel im Pantanal besuchen. Soweit es die Witterung zulässt, ist die Insel jeweils mittwochnachmittags und am Wochenende für die Besucherinnen und Besucher offen, sowie während der Stadtzürcher Schulferien täglich. Tagesaktuelle Infos zu den Öffnungszeiten gibt es hier:
Totenkopfäffchen im Pantanal. Foto: Zoo Zürich, Albert Schmidmeister