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  • Junger Roter Vari im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.
    Masoala Regenwald im Zoo Zürich.
    Pantherchamäleon im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.

    Zoonews-Magazin Herbst 2018: Der Regenwald gedeiht

    Der Masoala Regenwald im Zoo Zürich feiert seinen fünfzehnten Geburtstag. Sein Geschenk an die Besucher ist das tropische Erlebnis, das sich täglich wandelt.

    Vor fünfzehn Jahren, am 30. Juni 2003, öffnete der Masoala Regenwald seine Tore. Die rund 17'000 Pflanzen, die damals in der 11'000 Quadratmeter grossen Halle ausgebracht worden waren, erweckten anfänglich den Eindruck einer ordentlichen Parklandschaft. Doch durch die einsetzende Dynamik im Pflanzenwachstum, die bis heute anhält, näherte sich der Park zusehends dem Vorbild eines natürlichen Regenwaldes an.

    Mit dem Masoala Regenwald soll dem Besucher dieser Lebensraum mit allen Sinnen erlebbar gemacht werden. Der Besucher teilt hier den Lebensraum mit rund vierzig verschiedenen Wirbeltierarten und einer noch grösseren Zahl von Wirbellosen. Der Tierbestand ist dynamisch und hat über die Zeit verschiedene Veränderungen erfahren.

    DAS STETIGE GESTALTEN DES TIERBESTANDS

    Da gibt es Arten, die sich sehr erfolgreich vermehren. Dazu gehören der Mähnenibis oder die Madagaskar-Turteltaube. Neben vielen anderen Zuchterfolgen gelang uns die Welterstzucht der Blaukopf-Erdracke. Manche Arten vermehrten sich gar zu erfolgreich, sodass sie wieder aus der Halle entfernt wurden. Andere konnten nie richtig Fuss fassen. Die ursprünglich eingeplante Art der Bienenfresser konnte zum Beispiel nicht beschafft werden und so sammeln wir nun Erfahrungen mit dem Europäischen Bienenfresser.

    Eine Herausforderung bleibt bis heute die Bereitstellung des Futters für die verschiedenen Tierarten. Die Roten Varis etwa interessieren sich auch für Futter, das ihrer Gesundheit nicht zuträglich ist. Deshalb gibt es varisichere Futterstellen, die von der Decke herunterhängen und nur angeflogen werden können. Den Rodrigues-Flughunden sind die Früchte so gesichert. Der Zugang zu falschem Futter war auch mitunter ein Grund, weshalb die Alaotra-Halbmakis die Halle wieder verlassen mussten.

    DYNAMISCH WURZELN SCHLAGEN

    In einer kleinen Pflanzschule im Hintergrund wurden über die Jahre in Madagaskar gesammelte Samen zur Keimung gebracht und so der Pflanzenbestand in der Halle stetig erweitert. Dieser umfasst nun gegen 500 Arten. Die Artenzusammensetzung ist dabei nicht konstant geblieben. Einzelne Arten kamen mit den klimatischen Verhältnissen und den Lichtbedingungen in der Halle nicht zurecht und starben ab, andere wurden gezielt wieder entfernt und durch neue Arten ersetzt.

    Die Dynamik der Vegetation kann nicht ganz sich selbst überlassen werden. Einerseits muss darauf geachtet werden, dass die Hülle der Halle durch das Pflanzenwachstum nicht in Mitleidenschaft gezogen wird. Andererseits gilt es, Licht auch in tiefere Schichten der Vegetation vordringen zu lassen. Der Rückschnitt erfolgt von einer unter dem Dach aufgehängten Brücke aus. Die Baumpfleger seilen sich ab und können so jeden gewünschten Punkt erreichen.

    VOGELPERSPEKTIVE FÜR ALLE

    Eine wesentliche Bereicherung erfuhr der Masoala Regenwald 2013 durch den Einbau des Baumkronen-Weges. In zehn und achtzehn Metern über dem Boden öffnet sich dem Besucher der Blick auf die Vegetation und macht so die Formenvielfalt der Blätter und die unterschiedlichen Grüntöne dieses Lebensraumes eindrücklich sichtbar. Zudem erhält der Besucher von diesem Weg aus auch Einblick in die Flugaktivitäten der Vögel und Flughunde. Selbst die Tiere sind von dieser Konstruktion angetan. Chamäleons und Geckos trifft man dort regelmässig auch zuoberst an. Und dieses Jahr haben Mähnenibis und Bernierente hier gebrütet und ein Vari-Weibchen sein Jungtier zur Welt gebracht.

    Der Masoala Regenwald ist – wie sein natürliches Vorbild – ein dynamisches Ökosystem. Es stellt gleichsam ein Experimentierfeld dar für Erfahrungen in der Tierhaltung und im Management von solchen Lebensgemeinschaften.

    Zoonews HErbst 2018

    Dieser Artikel erschien in den Zoonews Herbst 2018. Dies gesamte Ausgabe können Sie sich hier online durchblättern oder herunterladen.