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  • Blick in die Krone eines Rosenholzbaumes im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.

    Verlust der Artenvielfalt: Auch Bäume brauchen Schutz!

    Mehr als ein Drittel der Baumarten weltweit droht auszusterben. Das zeigen die neusten Zahlen der Weltnaturschutzunion IUCN. Mit dem Naturschutzengagement auf Madagaskar setzt sich der Zoo Zürich nicht nur für die dortige Tierwelt ein, sondern schützt auch zahlreiche endemische und gefährdete Pflanzen- und Baumarten.

    Die Zahlen lassen aufhorchen: 38 Prozent der Baumarten weltweit drohen langfristig auszusterben. Betroffen sind nicht nur Arten in Ländern, wo den Menschen oft keine Alternative zum Überleben bleibt als die Natur intensiv zu nutzen. Es ist ein globales Problem: In 192 Ländern und allen Erdregionen drohen Baumarten zu verschwinden. 

    Bedrohung für die gesamte Artenvielfalt

    Im neusten Update der Roten Liste der gefährdeten Arten der Weltnaturschutzunion IUCN ist erstmals die Mehrheit aller Baumarten weltweit erfasst. Mehr als 47'000 Arten wurden untersucht. Fast 16'500, oder konkret eine von drei Baumarten, gilt demnach als gefährdet. Abholzung, Schädlingsbefall, Krankheiten und zunehmend auch der Klimawandel stellen die grössten Bedrohungen dar.

    Blick in den Masoala Regenwald auf Madagaskar.

    Blick in den Masoala Regenwald auf Madagaskar. Foto: Zoo Zürich, Martin Bauert.

    Expert*innen weltweit sind alarmiert. Denn Bäume nehmen eine zentrale Position in den unterschiedlichsten Ökosystemen ein und sind somit Lebensgrundlage für zahlreiche andere Arten. Vorgestellt wurde der Bericht an der Weltbiodiversitätskonferenz COP 16 im kolumbianischen Cali, die am vergangenen Samstag ohne durchschlagenden Erfolg zu Ende ging. Die Konferenz konnte keine Einigung zum wohl wichtigsten Verhandlungsthema erzielen, der Finanzierung des Arten- und Naturschutzes.

    Viele bedrohte Arten auf Inseln

    Besonders viele bedrohte Tier-, Pflanzen- und auch Baumarten leben auf Inseln. So auch auf Madagaskar. Durch ihre Abgeschiedenheit ist die Evolution hier oft eigene Wege gegangen, weshalb auf Inseln viele endemische Arten vorkommen, also Arten, die es nur dort gibt. Entsprechend hoch ist ihr Risiko zu verschwinden, wenn Bedrohungen zunehmen.

    Stamm eines Rosenholzbaumes im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.

    Auch für den Bau von Musikinstrumenten, zum Beispiel Geigen oder Gitarren, ist Rosenholz begehrt. Foto: Zoo Zürich, Birte Fröhlich.

    Ein Beispiel dafür sind die Rosenholzbäume Madagaskars. Weltweit gibt es über 270 verschiedene Arten der Gattung Dalbergia, so der wissenschaftliche Name. Auf Madagaskar kommen rund 60 verschiedene Arten vor. Fast alle sind endemisch und bedroht.

    Hart, ansprechend, einzigartig

    Der wertvolle Teil des Baums versteckt sich in der Stammmitte. Entfernt man das helle Splintholz, kommt ein tiefrot-violetter, fast schwarzer Kern zum Vorschein. Sein blumiger Duft gab dem Holz seinen Namen: Rosenholz. Mehrere tausend Franken kann ein einziger Stamm wert sein.

    Kern eines Rosenholzstammes.

    Der wertvolle Teil des Rosenholzbaumes ist der innere violett-rote Kern des Stammes. Foto: iStock, Thicha studio

    Rosenholz hat ein Gewicht von 1,15 Tonnen pro Kubikmeter, wiegt also etwa doppelt so viel wie Eichenholz, das ein Gewicht von 0,67 Tonnen pro Kubikmeter hat. Durch seine Härte und besondere Optik eignet sich Rosenholz ideal für aufwendige und kunstvoll geschnitzte Möbelstücke. Diese gelten auf dem asiatischen Markt als Statussymbol. 

    Weil ein Grossteil der Bevölkerung Madagaskars am Existenzminimum lebt, boomt der illegale Handel mit dem lukrativen Holz - nach wie vor. Denn mittlerweile sind alle madagassischen Rosenhölzer streng geschützt. Massgeblich dazu beigetragen hat auch Martin Bauert, Naturschutzbeauftragter des Zoo Zürich. 2011 half er mit, einen Fall von massivem illegalem Holzschlag von Rosenholz auf Madagaskar aufzudecken.

    Illegal geschlagenes Rosenholz bereit zum Transport auf Madagaskar.
    Illegal geschlagener Stamm Rosenholz auf Madagaskar.
    Nationalparkmitarbeiter zeigt Rosenholzbaum mit Spuren von illegalem Fällversuch.

    Kaum noch Mutterbäume vorhanden

    In der Folge wurden alle madagassischen Rosenholzarten ins Washingtoner Artenschutzabkommen (CITES) aufgenommen. Das hat zwar dazu geführt, dass nur noch wenig Holz in die USA und nach Europa geht. Auf dem asiatischen Markt ist die Nachfrage aber noch immer ungebrochen.

    Inzwischen wachsen nur noch wenige sogenannte Mutterbäume auf Madagaskar. Mutterbäume sind alte, ausgewachsene Bäume, die ausreichend Samen produzieren und so den Fortbestand einer Art garantieren. Werden auch diese gefällt, wird es bald keine Rosenholzbäume auf der afrikanischen Insel mehr geben.

    Baumschule auf Madagaskar mit Setzlingen zur Wiederaufforstung.
    Frau giesst Setzlinge in Baumschule auf Madagaskar.
    Mann pflanzt Setzling auf Madagaskar.

    1 Million Bäume wieder aufgeforstet

    Das Engagement des Zoo Zürich auf Madagaskar zielt daher nicht allein auf den Schutz von Tierarten. Vielmehr steht der Erhalt und Schutz ganzer Lebensräume im Fokus und das beinhaltet auch den Erhalt von Bäumen wie Rosenholz. Das Projekt ist wie alle Naturschutzprojekte des Zoos langfristig und integrativ angelegt. Die lokale Bevölkerung ist stark involviert. Denn ohne Perspektive für die Menschen vor Ort ist ein Schutzprojekt meist wenig nachhaltig.

    In Zusammenarbeit mit unseren lokalen Partnern und unter Mithilfe der lokalen Bevölkerung konnte der Zoo so dazu beitragen, dass bereits über 1 Million endemischer Bäume wieder aufgeforstet wurden. Darunter auch zahlreiche Rosenbäume. Noch vor etwa 15 Jahren galt es als unmöglich, Rosenbäume künstlich zu vermehren. Das Projekt zeigt also, die gezielte Nachzucht für den Weltmarkt ist möglich. Allerdings wachsen die Bäume sehr langsam. Bis sie verarbeitet werden können, vergehen mindestens 40 Jahre.

    Blick in Baumschule im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.
    Pantherchamäleon auf Pflanzen in Baumschule im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.
    Nachzuchten im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.
    Verschiedene nachgezogene Pflanzen für den Masoala Regenwald im Zoo Zürich.

    Absicherung durch Nachzuchten

    Für die IUCN ist daher klar, dass auch Samenbanken und botanische Gärten eine wichtige Rolle dabei spielen, gefährdete Baumarten wie Rosenhölzer zu bewahren. Und so wachsen auch bei uns am Zürichberg im Masoala Regenwald verschiedene gefährdete Baum- und Pflanzenarten.

    An zwei Orten in der Halle gibt es Nachzuchtstationen. Und immer wieder erhalten wir auch neues Saatgut aus Madagaskar, um die Arten hier bei uns zu kultivieren. Natur- und Artenschutz ist eine ganzheitliche Aufgabe und eine, die viel Ausdauer benötigt.

    Blick in die Krone eines Rosenholzbaumes im Masoala Regenwald im Zoo Zürich.

    Im Masoala Regenwald im Zoo Zürich sind einige Rosenholzbäume bereits 30 Jahre alt. Foto: Zoo Zürich, Birte Fröhlich.