Tiger in der Kamerafalle
Kamerafallen sind die Paparazzi der Naturforscher*innen. Um dieses unentbehrliche Forschungsmittel noch besser zu machen, beteiligt sich der Zoo Zürich an einer Studie.
Der Zoo Zürich wirkt derzeit an einer Forschungsarbeit mit Kamerafallen mit. Forscher*innen wollen mit der Untersuchung herausfinden, wie genau Wissenschaftler*innen Bilder aus Kamerafallen auswerten können und was man dabei allenfalls verbessern kann. Das ist wichtig für den Artenschutz.
Das ist Sayan.
Und das ist Irina. Fotos: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Doch beginnen wir ganz am Anfang: die beiden (Fotografen-)Bilder oben zeigen unsere Amurtiger Irina und Sayan.
Irina und Sayan sehen sich ziemlich ähnlich. Man muss schon genau hinschauen, um die beiden anhand ihres Fellmusters voneinander unterscheiden zu können. Dabei ist die Unterscheidung ist in diesem Fall sogar noch etwas vereinfacht, da es sich um ein Männchen und Weibchen handelt, die sich bezüglich Grösse und Masse voneinander unterscheiden.
Zweite Runde: das hier ist ...? Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Und das hier ist ...? Foto: Zoo Zürich, Nicky Kaufmann
Die richtige Antwort ist: Erstes Bild Irina, zweites Bild Sayan. Gar nicht so einfach, oder?
Hilfsmittel im Artenschutz
Ein wichtiges Hilfsmittel für Forscher*innen in der Natur sind Kamerafallen. Die Kameras, die automatisch fotografieren, helfen den Wissenschaftler*innen dabei, Tiere zu beobachten. Denn gerade bei sehr heimlichen und/oder nachtaktiven Tieren ist das mitunter keine einfache Sache.
Für den Artenschutz ist es zentral, möglichst genau und verlässlich zu wissen, wie viele Tiere einer Art es in einem bestimmten Gebiet noch hat. Die Welt-Naturschutzunion IUCN zum Beispiel braucht diese Zahlen, um die Tierarten auf ihrer Roten Liste einstufen zu können.
Die Kamerafallen helfen den Forscher*innen dabei, diese wichtige Zahl möglichst exakt schätzen zu können.
Finde die zehn Unterschiede
Die Kamerafallen sind dabei eine grosse Hilfe – aber leider nicht fehlerfrei. Die Fehlerquelle liegt dabei in der Auswertung der Fotos.
Die Forscher*innen müssen die fotografierten Wildtiere anhand der Fell-, Haut-, Schuppen- oder Federmuster möglichst exakt identifizieren. Das ist keine leichte Aufgabe, zumal sich die Wildtiere auf Fotofallenbildern selten so schön präsentieren, wie unsere beiden Tiger auf den Fotografenfotos oben.
Die Kamera, die die Tierpflegerinnen für die Studie bei den Amurtigern aufstellen. Foto: Zoo Zürich, Sandro Schönbächler
Gehäuse für die Kamera. Die Platzierung der Kamerfallen ist genau vorgegeben. Fotos: Sandro Schönbächler
Zehn Prozent daneben
Beim Erkennen der einzelnen Tiere auf den Fotos von Kamerafallen können also Fehler passieren.
Forscher*innen haben in einer Studie die Auswertung von Schneeleopardenbildern untersucht. Dabei stellten sie fest, dass auf rund zehn Prozent der Fotos die einzelnen Schneeleoparden falsch identifiziert worden waren. Als Folge davon wurde die Anzahl Tiere der untersuchten Population um rund einen Drittel zu hoch eingeschätzt. Das ist ein Problem.
Kamerafallen bei den Tigern
Nun wollen die Forscher*innen herausfinden, wann oder warum bei der Auswertung von Kamerafallenfotos Fehler entstehen – und wie man diese idealerweise verhindern könnte. Um dies zu untersuchen, benötigen die Forscher*innen Kamerafallenfotos von Tieren, bei denen zweifelsfrei feststeht, welches exakte Tier auf welchem Bild ist.
Hier kommt der Zoo ins Spiel. Denn bei uns können wir die Kamerafallen so stellen, dass wir genau wissen, welches Tier auf den Fotos abgebildet ist.
Braucht viel Strom: Blick ins Innere der Kamera.
Unser Social-Media-Manager dient als «Testtiger», um zu kontrollieren, ob die Kamerafalle richtig funktioniert. Fotos: Zoo Zürich, Sandro Schönbächler
Irina und Sayan im Sucher
Zu diesem Zweck haben unsere Tierpfleger*innen in der Anlage der Amurtiger Kamerafallen aufgestellt – nach genauen Anweisungen der Forscher*innen, siehe Bilder oben. Diese Kameras machen nun Fotos von Irina und Sayan.
Keine Kamerafalle, sondern unsere Tiger-Webcam.
Unsere Kamerafallenbilder von Irina und Sayan sowie weitere Fotos von anderen Tierarten aus anderen Zoos verwenden die Forscher*innen anschliessend, um in Tests mit Wissenschaftler*innen herauszufinden, mit welcher Trefferquote diese die einzelnen Tiere erkennen und wann wo Fehler passieren. Damit diese Tests sauber funktionieren, können wir die Bilder von Irina und Sayan aus den Kamerafallen erst zeigen, wenn die Tests abgeschlossen sind.
Mehr über die Forschungsarbeit erfährt ihr beim Snow Leopard Trust, der die Studie koordiniert: