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  • Östliches Spitzmaulnashorn im Lewa Wildlife Conservancy in Kenia.

    Tiere zählen in Lewa

    Damit ein Naturschutzgebiet als Ökosystem funktioniert, ist es wichtig, die aktuellen Tierbestände zu kennen. Dann kann man wenn nötig eingreifen, wenn es von einer Art plötzlich zu viele Tiere gibt. In Lewa etwa gedeihen die vom Aussterben bedrohten Spitzmaulnashörner so gut, dass Tiere in andere Reservate gehen können.

    Unser Naturschutzpartnerprojekt in Kenia, das Lewa Wildlife Conservancy, beherbergt eine Vielzahl verschiedener Tierarten. Diese bilden zusammen ein funktionierendes Ökosystem – das aber immer wieder aufs Neue überprüft werden muss.

    Die Lewa-Mitarbeiter*innen kontrollieren regelmassig die Zahlen der in Lewa lebenden Tiere und vergleichen sie mit den Vorjahren. Grosse Tiere wie Nashörner, Giraffen oder Elefanten können sie mittels Beobachtungen zählen. Bei anderen Arten, etwa den scheuen Leoparden, sind Fotofallen nötig, um den Bestand schätzen zu können.

    Junges Spitzmaulnashorn im Borana Conservancy.

    Die Spitzmaulnashörner in Lewa pflanzen sich erfreulich gut fort. Einige Tiere können deshalb in andere Naturschutzgebiete gehen. Im Bild ein junges Spitzmaulnashorn im Borana Conservancy. Foto: Lewa Wildlife Conservancy, Sam Taylor

    Nashorn-Umsiedlungen

    Überschreitet eine Tierart die sogenannte Kapazitätsgrenze für ein Gebiet, muss man eingreifen, um negative Folgen für das Ökosystem zu vermeiden. Lewa ist – wie alle Reservate in Afrika – ein begrenztes Gebiet. Können überzählige Tiere einer Art nicht selbständig abwandern, muss der Mensch sie aktiv umsiedeln.

    In Lewa ist dies zum Beispiel bei den Spitzmaulnashörnern der Fall. Weil die rigorosen Schutzmassnahmen für diese stark bedrohte Art sehr gut funktionieren, gibt es aktuell zu viele Spitzmaulnashörner im Schutzgebiet. Lewa wird dieses Jahr deshalb zwölf Tiere in ein anderes Schutzgebiet abgeben. In den anderen Parks können die umgesiedelten Tiere neue Populationen aufbauen.

    Löwe.

    Neben 59 Löwen zählten die Lewa-Mitarbeiter*innen letztes Jahr 147 Hyänen, 17 Leoparden und 8 Geparden. Foto: Zoo Zürich, Martin Bucher

    Hormonelle Verhütung

    Steigende Populationen bei Raubtieren wiederum, etwa den Löwen, können eine Reduktion der Beutetierpopulationen zur Folge haben. So machen die Löwen in Lewa bei der Jagd keinen Unterschied zwischen den noch zahlreich vorhandenen Steppenzebras und den stark gefährdeten Grevyzebras.

    Mit fast sechzig Löwen in fünf Rudeln beherbergt Lewa zurzeit viele Löwen. Um den Bestand zu kontrollieren, machte Lewa einen Versuch mit hormoneller Verhütung bei den Weibchen – mit Erfolg. Diese Methode bietet damit eine Möglichkeit, die Löwenpopulation nicht zu stark anwachsen zu lassen.

    Grevyzebras im Lewa Wildlife Conservancy in Kenia.

    Hat es (zu) viele Löwen, geraten die Bestände derer Beutetiere unter Druck, etwa die bedrohten Grevyzebras. Foto: Zoo Zürich, Martin Bucher

    Selbständige Abwanderung

    Manche Tierarten können auch selbständig aus dem Lewa Wildlife Conservancy abwandern, zum Beispiel in Gebiete im Norden, die zum Northern Rangelands Trust gehören, oder in den südlich gelegenen Mount Kenia Nationalpark. Je grösser die verbundenen Schutzgebiete sind, desto besser können sich die Wildtierbestände selber regulieren.