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  • Ein Hyazinthara-Brutpaar in der Vogelzuchtstation des Zoo Zürich im Zentrum für Artenschutz Ornis.

    Mit viel Geschick zum Kükenglück

    Der südamerikanische Hyazinthara ist in der Natur bedroht. Ihn zu züchten, ist jedoch alles andere als einfach. Hier berichten wir, wie dem Zoo Zürich erfolgreich Nachzuchten gelingen, wo die Vögel künftig leben sollen und wozu der Zoo den ganzen Aufwand betreibt.

    Anfang dieses Jahres hat der Zoo Zürich mit der Vervollständigung der Anlage «Ornis – Zentrum für Artenschutz» das erste Projekt seines Entwicklungsplans 2050 fertiggestellt und in Betrieb genommen (wir berichteten). Darin sind im Verlauf der letzten Monate nun südamerikanische Hyazintharas eingezogen. Die grösste aller flugfähigen Papageienarten ist durch den illegalen Handel und den Verlust ihres Lebensraumes bedroht.

    Grösste Gruppe in Menschenobhut

    Dreissig Brutpaare leben inzwischen in Ornis. Damit hält der Zoo Zürich die weltweit grösste Population dieser Art in menschlicher Obhut – und übernimmt damit eine grosse Verantwortung für ihren Schutz.

    Video: Zoo Zürich/ Nicole Schnyder, Pitsch Schmid, Jennifer Schwere

    Hyazintharas zu züchten, mag einfach klingen – tatsächlich ist es aber ziemlich anspruchsvoll.

    Möglichst wenig Veränderung

    Da Hyazintharas vor allem in der Brutzeit stark auf Veränderungen reagieren, sind Zutritt zur Zuchtstation und Tagesablauf streng geregelt. Nur eine kleine Gruppe speziell ausgebildeter, den Vögeln vertraute Tierpfleger*innen darf die Station betreten. Sonst hat niemand Zutritt – auch nicht die Zoobesucher*innen.

    Podcast zum Thema: In der vierten Folge der dritten Staffel des Zoo-Podcasts «Zoo Zürich Backstage» geben wir Einblick in die Hyazinthara-Zucht im Artenschutzzentrum Ornis. Podcast: Zoo Zürich, Nicole Schnyder. Der Podcast ist in Kooperation mit audiobande.ch produziert.

    Die bei den Hyazintharas tätigen Tierpfleger*innen tragen weiter spezielle Kleidung. An diese haben sich die Vögel in der Zwischenzeit gewöhnt und sie wissen nun, dass die Menschen in diesen Kleidern ihre Betreuungspersonen sind.

    Hyazinthara-Brutpaar im Artenschutzzentrum Ornis.

    Eines der Hyazinthara-Brutpaare in «Ornis – Zentrum für Artenschutz». Foto: Zoo Zürich, Jennifer Schwere

    Hyazinthara-Brutpaar im Artenschutzzentrum Ornis.

    Foto: Zoo Zürich, Jennifer Schwere

    Strukturierter Tagesablauf

    Auch das Tagesprogramm in der Zuchtstation ist klar geregelt. Von 7 bis 9 Uhr morgens erledigen die Tierpfleger*innen Reinigungsarbeiten und füttern die Aras. Zwischen 9 und 13 Uhr haben die Tiere ihre Ruhe und sind ungestört. Am Nachmittag gibt es nochmals Futter.

    Hyazinthara-Brutpaar im Nistkasten.

    Ein Hyazinthara-Brutpaar schaut aus seinem Nistkasten heraus ... Foto: Zoo Zürich, Jennifer Schwere

    Computer-Monitoring der Nistkästen durch Fachspezialist Pitsch Schmid.

    ... während Tierpfleger Pitsch Schmid via Monitor in einen der Nistkästen hinein schaut. Foto: Zoo Zürich, Nick Soland

    Je strukturierter der Tagesablauf, desto vorhersehbarer ist er für die Vögel. Das gibt ihnen Sicherheit und ist eine Voraussetzung für eine erfolgreiche Zucht.

    Hyazinthara-Küken bereit zum Wägen.

    Praktisch nackt und noch nicht viel mehr als ein «Hämpfeli»: Hyazinthara-Küken. Foto: Zoo Zürich, Jennifer Schwere

    Hyazinthara-Küken beim Wägen.

    Termin auf der Waage. Foto: Zoo Zürich, Jennifer Schwere

    Zuchterfolge nach kurzer Zeit

    Dank dieser ausgefeilten Zuchtbedingungen ist es dem Zoo Zürich gelungen, schon nach wenigen Monaten erfolgreiche Eiablagen und Schlupfe bei den Hyazintharas zu verzeichnen. Diese Jungtiere leisten einen wichtigen Beitrag zur Erhaltung der bedrohten Hyazintharas im Europäischen Erhaltungszuchtprogramm (EEP).

    Melonen, Karotten, Äpfel und Bananen, die Futtermenge für einen Tag.

    Assortiert: Melonen, Karotten, Äpfel und Bananen – Futter für die Hyazintharas. Foto: Zoo Zürich, Nick Soland

    Körnersilos in Ornis 1 im Zoo Zürich mit Futter für die Hyazintharas.

    Gut sortiert: die Körnersilos in Ornis 1. Foto: Zoo Zürich, Nick Soland

    Fachspezialist Pitsch Schmid bereitet in Ornis 1 das Futter für die Hyazintharas vor.

    Tierpfleger Pitsch Schmid bereitet das Futter für die Hyazintharas vor. Foto: Zoo Zürich, Nick Soland

    Futterzubereitung für die Hyazintharas im Artenschutzzentrum Ornis.

    Jedes Brutpaar erhält eine genau definierte Futtermenge und -mischung. Foto: Zoo Zürich, Nick Soland

    Zentrum für Artenschutz

    Das Zuhause der Hyazintharas – Ornis, abgeleitet vom altgriechischen Wort für Vogel – befindet sich auf dem Betriebsgelände des Zoo Zürich. Es besteht aus drei Einheiten. Die grösste davon, Ornis 1, ist seit Anfang Jahr 2022 in Betrieb. Zwei weitere kleinere Einheiten bestehen schon länger.

    Ornis Gebäude von aussen

    Ornis von aussen. Foto: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    Ornis bietet Platz für eine Vielzahl bedrohter Tierarten. Durch die drei voneinander unabhängigen Bereiche hat der Zoo die Möglichkeit, Räumlichkeiten mit verschiedenen klimatischen Bedingungen einzurichten. So kann er ideale Voraussetzungen schaffen für Arten, die sehr spezifische Anforderungen an ihre Zucht stellen.

    Hyazinthara.

    Typisch Hyazinthara: das namensgebende blaue Federkleid. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini

    Neuer Lebensraum Pantanal

    Während die Zucht aufgrund ihrer strikten Regulierung im Hintergrund stattfindet, werden die Jungvögel in Zukunft für alle Zoogäste sicht- und erlebbar. Dann, wenn sie in der Pantanal Voliere, dem im Rahmen des Entwicklungsplans 2050 neu geplanten Lebensraum, grosszügig ihre Runden drehen und innerhalb eines Schwarmes den richtigen Partner für die fortführende Zucht finden.

    Hyazinthara im Flug.

    Zwei Hyazintharas fliegen in Brasilien durchs Pantanal. Foto: Zoo Zürich, WCS Brasilien, Carlos Durigan