Klein, farbig und stark bedroht
Sie sind klein, bunt und stark bedroht: die südamerikanischen Baumsteigerfrösche. Die schönen Winzlinge sind für ihre Giftigkeit berühmt; ihr komplexes Brutverhalten ist aber mindestens so faszinierend.
Von den südamerikanischen Baumsteigerfröschen sind vor allem die Pfeilgiftfrösche für ihre Giftigkeit berühmt, der sie auch ihre Namen verdanken: Das Hautgift einiger Arten ist so potent, dass Indigene es nutzen, um die Spitzen ihrer Jagdpfeile damit aufzumunitionieren.
Amphibien in Gefahr
Trotz ihrer Giftigkeit sind aber viele der kleinen Frösche vom Aussterben bedroht – so wie weltweit generell sehr viele Amphibienbestände. Eines unserer Naturschutzengagements ist deshalb das Projekt «Amphibian Survival» in Kolumbien, einem der amphibienartenreichsten Orte der Welt.
In Partnerschaft mit der Wildlife Conservation Society, dem Zoo Cali und den fünf Nationalparks entwickeln und setzen wir einen strategischen Plan zum Schutz und Erhalt bedrohter Amphibienbestände um. Wichtige Schritte sind hierbei eine Inventarisierung der Amphibienbestände, eine Beurteilung der vom Menschen ausgehenden Gefährdungsursachen und deren Reduktion, die Vermittlung spezifischer Techniken und der Aufbau gesicherter Zuchtpopulationen ausgewählter Amphibienarten.
Der Zoo Zürich engagiert sich in Komumbien für den Schutz und die Erhaltung von Pfeilgiftfröschen.
Video: Frogs & Friends, Zoo Zürich
Innovative Nachwuchsbetreuer
Weniger bekannt als ihre Giftigkeit aber äusserst spannend ist, wie innovativ die südamerikanischen Baumsteiger ihren Nachwuchs betreuen und was für ein komplexes Brutpflegeverhalten sie an den Tag legen.
Wie bei allen Amphibien sind die Jugendstadien der Baumsteigerfrösche eng an Wasser gebunden, während die erwachsenen Tiere meist an Land leben: Aus einem Ei schlüpft eine Larve, die im Wasser lebt und über Kiemen atmet, um nach einer Metamorphose mit Lungenatmung an Land zu gehen.
Marañón-Pfeilgiftfrosch mit Jungtieren auf dem Rücken. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Für den Lebensraum Regenwald müsste man annehmen, dass die für die Fortpflanzung benötigten Wasserstellen reichlich vorhanden sind. Grössere Gewässer haben wohl ein grosses Nahrungsangebot, beherbergen aber auch viele Fressfeinde. Kleinstgewässer bieten besseren Schutz, enthalten aber nur wenig Nahrung. Mit einer geeigneten «Bewirtschaftung» werden diese Kleinstgewässer wie etwa Bromelientrichter aber zu begehrten Kinderstuben.
Blaue Pfeilgiftfrösche. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Bei manchen Baumsteigerfröschen, zum Beispiel beim Färberfrosch und beim Gebänderten Pfeilgiftfrosch, übernimmt das Männchen die Betreuung des Geleges. Auf einem Blatt in der Laubstreu setzt das Männchen Sperma ab, auf das das Weibchen ein paar wenige Eier ablegt. Das Männchen befeuchtet das Gelege regelmässig. Es transportiert dann die geschlüpften Kaulquappen auf dem Rücken zu Kleinstgewässern wie wassergefüllten Blattachseln von Bromelien oder Baumhöhlen. Hier durchlaufen die Kaulquappen – meist einzeln, da sie zu Kannibalismus neigen – ihre weitere Entwicklung selbständig.
Gold-Baumsteiger. Foto: Zoo Zürich, Karsten Blum
Gelbgebänderter Pfeilgiftfrosch. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Bei anderen Arten wie zum Beispiel dem Harlekin-Baumsteiger geht die Brutpflege noch einen Schritt weiter. Das Männchen betreut das Gelege, den Transport der Kaulquappen übernimmt aber das Weibchen. Einzeln bringt sie die Kaulquappen in die Blattachseln von Bromelien. Alle paar Tage sucht sie diese Stellen wieder auf und «füttert» ihre Larven mit unbefruchteten Nähreiern – der einzigen Nahrung dieser Kaulquappen. Dieser Hauslieferdienst hält etwa zweieinhalb bis drei Monate an, dann wandelt sich die Kaulquappe zum Frosch.
Goldener Pfeilgiftfrosch. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Eine gewisse Arbeitsteilung praktiziert eine weitere Gruppe eher kleiner, strauch- oder baumbewohnender Arten wie etwa der Rotrücken-Baumsteiger. Sie treten paarweise oder in Kleingruppen auf. Das Männchen betreut den Laich und verteilt die Kaulquappen in Bromelientrichter. Es lockt dann regelmässig das Weibchen zu den Standorten der Larven, wo dieses durch die Ablage von Nähreiern zu deren Ernährung beiträgt.
Rotrücken-Baumsteiger. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini