Artenvielfalt zwischen den Anlagen
Huch, was war denn das? Und wer zwitschert da eigentlich die ganze Zeit? Wer aufmerksam durch den Zoo Zürich streift, kann viel mehr entdecken als nur Zootiere. Zwischen den Anlagen pulsiert das Leben. Was da sonst noch so unterwegs ist, darauf wollen wir heute am internationalen Tag der Biologischen Vielfalt Ihren Blick lenken, liebe Zoogäste. Nehmen Sie sich Zeit und schauen Sie auch mal links und rechts und abseits der Wege. Es lohnt sich.
Am heutigen Weltbiodiversitätstag steht die Artenvielfalt unseres Planeten im Mittelpunkt. Und das vollkommen zu Recht, denn der Verlust der Artenvielfalt ist dramatisch. Bis zu zwei Millionen Tiere, Pflanzen, Pilze könnten wir bis zum Ende des Jahrhunderts verlieren (wir berichteten). Welche Folgen dieser Verlust auf unser Ökosystem hat, kann niemand ganz genau sagen. Klar ist aber auch, wir sollten es nicht darauf ankommen lassen. Denn ohne ein funktionierendes Ökosystem ist der Mensch aufgeschmissen.
Die Ringelnatter fühlt sich im Zoo Zürich sehr wohl und sonnt sich gerne auf Felsvorsprüngen. Foto: Zoo Zürich, Enzo Franchini
Als Naturschutzzentrum setzen wir uns im Zoo Zürich auf vielfältige Weise für den Erhalt der Artenvielfalt ein. Zum einen durch unser Engagement in verschiedenen Naturschutzprojekten weltweit, damit Lebensräume und Arten überleben können. Durch den Aufbau und Erhalt gefährdeter Arten mit Reservepopulationen bei uns im Zoo. Durch Forschungsprojekte, indem wir fehlendes Wissen für den Natur- und Artenschutz generieren. Und natürlich, indem wir bis zu 1,3 Millionen Menschen pro Jahr, die unseren Zoo besuchen, über all diese Themen informieren und sie so sensibilisieren für den Erhalt unserer wertvollen Natur. Artenschutz, Naturschutz, Forschung und Bildung – das sind unsere vier Hauptaufgaben als moderner Zoo.
Magerwiese als Artenhotspot
Und dafür setzen wir uns auch abseits der Wege und Zooanlagen ein. Hier ein paar Beispiele: Die erste spannende Begegnung könnten Sie bereits bei Ihrer Ankunft haben. Zwischen dem oberen und dem unteren Masoala-Parkplatz befindet sich eine Magerwiese. Magerwiesen sind Hotspots der Artenvielfalt. Hier tummeln sich unzählige Wildbienen, Schmetterlinge, Käfer, aber auch Spinnentiere. Zu den bekannteren Arten zählen hierbei zum Beispiel Erdhummeln, Wiesenhummeln, Mauerbienen, aber auch Schmetterlinge wie der Admiral oder der Zitronenfalter. Und auch Rosenkäfer haben unsere Mitarbeiter*innen schon gesichtet.
Die Erdhummel ist nur eines von vielen Insekten, das sich im Zoo Zürich zwischen den Anlagen tummelt. Foto: iStock/ Frank Ramspott
Wenn Sie den Zoo betreten, kommen sie meist recht schnell an den Nistkästen der Mauersegler vorbei. Diese sind knapp unterhalb des Daches des Exotariums montiert und in der Regel gut besucht. Der Zoo Zürich unterstützt vier Arten aktiv mit Nisthilfen: Mauersegler, Kohlmeisen, Blaumeisen und Weissstörche. Doch nicht nur diese vier nutzen das Angebot, auch die zahlreichen Haussperlinge freuen sich darüber.
Mehr als 50 verschiedene Vogelarten haben unsere zoointernen Vogelexperten bereits ausgemacht. Darunter auch gefährdete Arten wie der Turmfalke. Er gehört zu den zahlreichen Arten, die im Zoo brüten. Andere Vögel nutzen den Zoo vor allem als Futter- oder Rastplatz oder um hier zu überwintern. Sowohl die gefährdete Waldschnepfe als auch der ebenfalls gefährdete Fitis rasten gerne im Zoo, der gefährdete Mittelspecht schaut zur Futtersuche vorbei und die Wasserralle ist immer häufiger unser Wintergast.
Jetzt im Frühling sind vor allem die Weissstörche und Graureiher sehr präsent. Beide Arten haben bei uns im Zoo eine Kolonie und kehren jedes Jahr zur Brut zurück.
Doch nicht nur Vögel fühlen sich wohl. Auch verschiedene Säugetiere können mit etwas Glück beobachtet werden. Neben Wald- und Rötelmaus fühlen sich auch Steinmarder, Iltis und Hermelin wohl im Zoo. Flink wuseln sie durch die Grünanlagen und haben es vor allem auf die zuvor genannten Mäuse abgesehen, die zahlreich im Zoo leben. Und am Australienhaus haben sich einige Siebenschläfer eingenistet. Dort befindet sich auch eine weitere Biodiversitätsfläche des Zoos – in der ehemaligen Wildkaninchenanlage. Gut sichtbar aus dem Haus heraus.
Beim Australienhaus haben es sich einige Siebenschläfer eingerichtet. Foto: iStock/ Michel Viard
Tümpel, Teiche, Totholz
Dagegen nicht immer sichtbar, aber an mehreren Orten vorhanden im Zoo, sind verschiedene Tümpel und Teiche sowie verschiedene Totholzareale. Beispielsweise hinter der Halle des Masoala Regenwalds oder oberhalb des Kaeng Krachan Elefantenparks befindet sich solch ein Minibiotop. Dort fühlen sich auch Amphibien wie Bergmolch, Grasfrosch und Erdkröte wohl. Ebenso schlängeln sich zahlreiche Ringelnattern durchs Gebüsch. Im Semien-Gebirge, dort wo Dscheladas, Klippschliefer und Steinböcke untergebracht sind, bietet die Felslandschaft besonders günstige Bedingungen für das Reptil. Hier lässt es sich ausgiebig sonnenbaden und aufwärmen. Und im Wald nebenan, durch den auch unser Betriebsweg führt, beobachten unsere Mitarbeiter*innen immer wieder blauleuchtende Schillerfalter und auch Aurorafalter.
Der Aurorafalter ist ein häufiger Sommergast entlang des Betriebswegs im Zoo Zürich. Foto: iStock/ Andyworks
Der Zoo ist eben nicht nur ein Zuhause für Exoten, sondern auch für viele einheimische Arten. Sie zu entdecken ist sicherlich nicht immer ganz einfach. Aber wenn das nächste Mal wieder etwas im Gebüsch raschelt oder sie einen lieblichen Gesang vernehmen, bleiben Sie doch stehen und schauen etwas genauer hin. Mit etwas Glück entdecken Sie ein Tier, dass Sie vielleicht gar nicht erwartet hätten.