
Lisztaffe
Saguinus oedipus
Die Lisztaffen gehören zur Familie der Krallenaffen und zeichnen sich durch ihre Krallen an den Händen aus, im Gegensatz zu den flachen Fingernägeln anderer Primaten. Ihr Rücken und Schwanz sind braun bis schwarz gefärbt, während ihr Bauch und ihre Beine weiss sind. Das auffälligste Merkmal ist jedoch die charakteristische weisse Kopfbehaarung. Der Name „Lisztaffe“ wurde zu Ehren des österreichisch-ungarischen Pianisten Franz Liszt vergeben, dessen Frisur Ähnlichkeiten mit der des Affen aufweisen soll.
Lisztaffen leben in Gruppen von 2 bis 15 Tieren. Innerhalb dieser Gruppen herrscht ein strenges Hierarchiesystem, in dem ein dominantes Paar die Führung übernimmt. Bemerkenswert ist, dass das dominante Weibchen die Gruppe anführt. Die Gruppen sind territorial und benötigen im natürlichen Lebensraum eine Fläche von etwa 8 Hektar, um ihren Nahrungsbedarf zu decken. Männliche Lisztaffen markieren ihr Revier häufig durch laute Rufe, während Weibchen Äste mit Duftstoffen aus ihren Genitaldrüsen markieren. Die Verantwortung für den Nachwuchs liegt ausschliesslich beim dominanten Paar. Die Jungtiere werden vor allem vom Vater auf dem Rücken getragen, während auch andere Gruppenmitglieder bei der Aufzucht helfen. Der Mutter werden die Jungtiere hauptsächlich zum Säugen gebracht.
Wie bei anderen Krallenaffen ist auch bei den Lisztaffen die Geburt von Mehrlingen die Regel. Dies steht im Gegensatz zu anderen Primaten wie dem Menschen. Das dominante Weibchen bringt in der Regel zweimal im Jahr zweieiige Zwillinge zur Welt. Besonders faszinierend ist, dass sich die Zwillinge während der Schwangerschaft Stammzellen austauschen, wodurch sie zu sogenannten Chimären werden.
Verwandtschaft | Neuweltaffen, Familie der Krallenaffen (Callitrichidae, ca. 50 Arten), Gattung der Saguinus (24 Arten) |
Lebensraum | Wälder und Buschland im nordwestlichen Kolumbien |
Lebensweise | tagaktive Baumbewohner, territorial |
Sozialstruktur | Gruppen von 2 – 15 adulten Tieren, darunter ein dominantes Pärchen, welches für den Nachwuchs zuständig ist |
Futter | Früchte, Knospen, Blätter, Baumexsudaten, Nektar, Insekten, Baumfrösche und Echsen |
Gewicht | ca. 400 g |
Körperlänge | ca. 23 cm |
Schwanzlänge | ca. 37 cm |
Tragzeit | ca. 183 Tage |
Wurfgrösse | zweimal im Jahr Zwillinge |
Geschlechtsreife | Weibchen mit 18 Monaten, Männchen mit zwei Jahren |
Lebenserwartung | im Zoo über 20 Jahre, im natürlichen Lebensraum ca. 10 Jahre |
Nutzung | In den 1960er und -70er Jahren wurden zehntausende Lisztaffen gefangen und als Labortiere für Tierversuche in der Krebsforschung exportiert. Dies ist heute verboten. |
Aktueller Bestand | 2000 adulte Tiere im natürlichen Lebensraum |
Im Zoo Zürich seit | 2024 |
Verbreitung

Pat*innen
R. Singer, Hinwil | |
L. Schär, Urdorf | |
K. Konya, Zürich | |
E. Thieme, Zürich | |
Y. Barbidou, Winterthur |