Olmoti: das Zürcher Nashorn in Ruanda
Vor sieben Jahren verliess das Östliche Spitzmaulnashorn Olmoti den Zoo Zürich. Heute lebt das Weibchen wild – aber gut überwacht – im Akagera-Nationalpark in Ruanda. Ein Update.
Zum heutigen Welttag des Artenschutzes (UN World Wildlife Day) gibt es ein Update zur erfolgreichen Auswilderung des «Zürcher» Spitzmaulnashorns Olmoti.
Die Nachrichten aus dem Akagera-Nationalpark in Ruanda könnten besser nicht sein: Olmoti, das letzte im Zoo Zürich geborene Spitzmaulnashorn, hat den Einstieg ins Leben in der Wildnis erfolgreich gemeistert. Sie ist in guter körperlicher Verfassung und sucht in ihrem bevorzugten Streifgebiet mit gesundem Appetit nach Blättern.
Mit zwei anderen ausgewilderten Nashörnern, dem Weibchen Jasiri aus dem Safari Park Dvůr Králové (Tschechien) und dem Männchen Mandela aus dem Ree Park Safari (Dänemark), pflegt sie lockeren Kontakt, wenn immer sich ihre Wege kreuzen. Die Nationalpark-Ranger, die alle Nashörner beobachten und überwachen, sind sehr zufrieden: «Alles weist darauf hin, dass Olmoti sich gut an das Leben in der Natur gewöhnt und anpasst».
Mit Mandela hat sich Olmoti auch schon mehrfach gepaart. Ob die Vereinigungen der beiden erfolgreich waren, wird die Zeit zeigen.
Vom Aussterben bedroht
Spitzmaulnashörner sind nach Einstufung der Roten Liste der Welt-Naturschutzunion IUCN vom Aussterben bedroht. Gemäss der IUCN gibt es derzeit noch etwas mehr als 3000 wildlebende erwachsene Tiere der Art. In weiten Teilen seines ursprünglichen Verbreitungsgebiets in Afrika ist das Spitzmaulnashorn ausgerottet.
Neue Gene für gesunde Population
Olmoti war Mitte Jahr 2019 zusammen mit vier weiteren zoogeborenen Spitzmaulnashörnern nach Ruanda gereist (wir berichteten), im Rahmen einer vom Safari Park Dvůr Králové initiierten Kooperation zwischen dem europäischen Zooverband EAZA, dem Rwanda Development Board RDB und der Non-Profit-Naturschutzorganisation African Parks, die den Akagera-Nationalpark in Kooperation mit dem RDB verwaltet. Die Tiere aus europäischen Zoos sollten neue Gene in die seit 2017 im Nationalpark wiederangesiedelte Population von rund 20 Spitzmaulnashörnern bringen.
In Ruanda kamen die drei Weibchen Olmoti (7), Jasiri (5) und Jasmina (22) und die zwei Männchen Mandela (6) und Manny (10) zunächst in eingezäunte Bereiche innerhalb des Nationalparks, sogenannte «Boma». Unter ständiger Aufsicht und Betreuung wurde ihr Aktionsradius nach und nach erweitert.
Inzwischen leben die ausgewilderten Tiere nahezu wild im Akagera-Nationalpark. Einzig von der bestehenden Nashornpopulation sind sie vorderhand noch getrennt. Ein spezialisiertes Ranger-Team überwacht die Tiere weiterhin täglich. Ebenfalls zur Überwachung sind auch alle Tiere mit einem Sender ausgerüstet.
Schweiz, England, Tschechien, Ruanda
Olmoti kam am 28. Dezember 2014 im damaligen Afrikahaus im Zoo Zürich zur Welt. Schon damals stand fest, dass die Spitzmaulnashörner wenig später Zürich verlassen würden, da der Zoo das Afrikahaus zum Australienhaus umnutzte und die Nashornhaltung bis zum Bau der Lewa Savanne vorübergehend aufgab. Olmoti reiste darauf mit ihrer Mutter Samira im September 2015 in das Flamingo Land in Malton (England).
Die Auswahl der Tiere für das Auswilderungsprojekt in Ruanda erfolgte durch den Koordinator des Europäischen Erhaltungszuchtprogramms EEP für das Spitzmaulnashorn. Olmoti reiste im November 2018 schliesslich in erster Etappe in den Safari Park Dvůr Králové (wir berichteten). Von dort aus reisten alle fünf für die Auswilderung vorgesehenen Nashörner gemeinsam weiter nach Ruanda.
Ein komplexer Prozess
Eines der fünf Tiere, der Bulle Manny, verstarb im Februar 2020 im Verlauf der Auswilderung. Die pathologischen Untersuchungen ergaben keine klare Todesursache. Sie lassen aber darauf schliessen, dass Manny – trotz aller Betreuung und Zufütterung – sich nicht an die neuen Lebensbedingungen anpassen konnte. Im Oktober 2020 fanden die Ranger dann das Weibchen Jasmina tot auf. Ein Elefant hatte sie bei einer Auseinandersetzung tödlich verletzt.
Die beiden Todesfälle zeigen, dass Auswilderungen komplexe Prozesse sind und ihr Erfolg von sehr vielen Faktoren abhängig ist. Umso erfreulicher ist es, dass Olmoti und die zwei anderen Nashörner diesen grossen Schritt bisher so gut gemeistert haben.
Weiterführende Links
BILDER
Bilder unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.

Spitzmaulnashorn Olmoti im Akagera-Nationalpark in Ruanda.
Copyright: Akagera National Parks/African Parks, Drew Bantlin

Spitzmaulnashorn Olmoti im Akagera-Nationalpark in Ruanda.
Copyright: Akagera National Parks/African Parks, Drew Bantlin

Olmoti im Safari Park Dvůr Králové vor Ihrer Abreise nach Ruanda, 2019.
Copyright: Safari Park Dvůr Králové, Dominika Stempa

September 2015: Olmoti (liegend) und Samira gewöhnen sich an die Transportkiste, die sie später nach England bringen wird.
Copyright: Zoo Zürich

Mai 2015: Olmoti (klein) und Samira im Aussenbereich der alten Nashornanlage.
Copyright: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Mai 2015: Olmoti im Aussenbereich der alten Nashornanlage.
Copyright: Zoo Zürich, Enzo Franchini

März 2015: im alter von drei Monaten hebt Olmoti bereits ab.
Copyright: Zoo Zürich, Enzo Franchini

Januar 2015: Samira (gross) und Olmoti nur wenige Tage nach der Geburt im damaligen Afrikahaus.
Copyright: Zoo Zürich, Enzo Franchini
VIDEOS
Videos unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.
Archiv-Video 28.12.2014
Archiv-Video: Bilder Überwachungskamera der Geburt Olmotis am 28.12.204.
Copyright: Zoo Zürich
Archiv-Video Januar 2015
Archiv-Video vom Januar 2015, Olmoti mit ihrer Mutter Samira im Afrikahaus des Zoo Zürich.
Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schnyder
Archiv-Video März 2015
Archiv-Video vom März 2015, Olmoti mit ihrer Mutter Samira in der Aussenanlage des Afrikahauses im Zoo Zürich.
Copyright: Zoo Zürich, Peter Bolliger