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  • Kurzkopf-Taggecko im Zoo Zürich.

    Medien-Apero Mai: Trockenwald für gefährdete Geckos

    Im Terrarium des Zoo Zürich sind zwei neue Geckoarten eingezogen: der Kurzkopf-Taggecko und der Querstreifen-Taggecko. Beide Arten stammen aus Madagaskar und sind nicht nur in ihrem Bestand gefährdet, sondern auch an den speziellen und einzigartigen Lebensraum Trockenwald angepasst. Dieser dominiert vor allem den Süden der afrikanischen Insel und ist extrem trocken. Regen fällt hier so gut wie nie. Im Terrarium wurde diese Landschaft nun nachgebildet.

    Über 2000 Geckoarten gibt es weltweit. Geckos gehören zu den Reptilien, deren Bestände immer weiter abnehmen. 21 Prozent der Reptilienarten weltweit sind laut der Roten Liste der Weltnaturschutzunion IUCN gefährdet und die Familie der Geckos zählt zu den am stärksten gefährdeten. Viele Menschen schreiben Geckos – zermahlen zu Pulver, aufgebrüht als Tee oder eingelegt in Alkohol – noch immer besondere Heilkräfte zu. Dafür fehlt allerdings jegliche wissenschaftliche Grundlage. Generell sind die Schuppenkriechtiere einer Vielzahl von Bedrohungen ausgesetzt – das reicht vom übermässigen Absammeln der Tiere für den Heimtierbedarf über Lebensraumverlust bis hin zum Verzehr als Delikatesse.

    INTERNATIONALER TAG DER BIODIVERSITÄT

    Grund genug, dass der Gecko das Zootier des Jahres 2024 ist und wir am heutigen Internationalen Tag der Biodiversität auf diese Bedrohung aufmerksam machen. Als Naturschutzzentrum setzt sich der Zoo Zürich für den Erhalt verschiedener Geckoarten ein. Neben Regenwaldbewohnern gibt es auch Arten, die besonders gut an trockene Lebensräume angepasst sind. Mit der Schaffung eines neuen Trockenwald-Habitats im Exotarium kann der Zoo Zürich nun zwei neue Arten halten: den Kurzkopf-Taggecko und den Querstreifen-Taggecko. Zusammen mit dem ebenfalls im Exotarium gehaltenen und in der Natur stark bedrohten Blauen Bambus-Taggecko möchte der Zoo Zürich mit einer erfolgreichen Zucht zum langfristigen Schutz aller drei Geckoarten beitragen.

    Trockenwälder sind ein sehr spezieller Lebensraum. Sie erstrecken sich vor allem entlang der tropischen und subtropischen Breitengrade und sind auch auf Madagaskar zu finden. Die Insel verfügt über sehr unterschiedliche Klimazonen. Im Osten ist das Klima feucht und regenreich. Hier stehen Madagaskars Tropenwälder. Der Westen und Süden dagegen sind sehr trocken. Hier befinden sich Dornbuschsavannen und – durch intensive Abholzung mittlerweile stark fragmentiert – vereinzelt auch Trockenwälder. Die Regenzeit dauert nur wenige Wochen. Dann gedeiht die Vegetation, der Trockenwald erblüht in voller Pracht. Diese Periode ist kurz. Sobald die Trockenzeit einsetzt, werfen die Laubbäume ihre Blätter ab, um Wasser zu sparen. Dadurch verdunstet weniger Wasser, die Luftfeuchtigkeit sinkt stark und am Boden bildet sich eine dicke Laubschicht. An diese kargen, trockenen und heissen Bedingungen sind der Kurzkopf-Taggecko und der Querstreifen-Taggecko ideal angepasst. 

    KLEIN, ABER OHO (PHELSUMA BREVICEPS)

    Der Kurzkopf-Taggecko hat eine braun-gräuliche Grundfarbe überzogen mit grünen und braunen Punkten – die perfekte Tarnung auf trockenen, rauen Baumrinden wie sie zahlreich im Trockenwald zu finden sind. Seinen Namen verdankt er seinem für Geckos eher kurzen und gedrungenen Kopf. Und mit nur 10-12 Zentimetern Länge (inkl. Schwanz) zählt er zu den kleineren Geckoarten. 

    Als Trockenspezialist kommt er mit wenig Wasser aus. Er leckt lediglich ein wenig morgendlichen Tau von den Pflanzen. Eng verbunden ist er besonders mit Euphorbia stenoclada. Das Sukkulentengewächs mit spitzen Dornen ist der bevorzugte Brutort des Geckos. Dieses bietet ihm und seinem Gelege idealen Schutz vor Fressfeinden. Hat ein Weibchen eine passende Stelle auf der Pflanze gefunden, verkeilt es die Eier zwischen den Ästen. Die Eier sind ungewöhnlich stabil und sehr glatt, was – so vermuten Forscher*innen – ebenfalls eine Anpassung an den heissen und trockenen Lebensraum ist. Die fast wie poliert wirkende Oberfläche sorgt für eine grössere Reflektion der Sonnenstrahlen und schützt die Eier so vor Überhitzung.

    Um sich selbst zu schützen, nutzt der Kurzkopf-Taggecko noch einen besonders raffinierten Trick: Seine Haut ist sehr dünn und löst sich leicht vom Körper. Gerät er in Bedrängnis, wirft er nicht wie viele andere Echsen seinen Schwanz ab, sondern stopft seinem Verfolger im wahrsten Sinne des Wortes das Maul – mit jeder Menge Schuppen und Hautfetzen. Diese wachsen wieder nach. 

    GROSS UND SOZIAL (PHELSUMA STANDINGI)

    Ist der Kurzkopf-Taggecko besonders klein, so ist der Querstreifen-Taggecko besonders gross. Mit bis zu 26 Zentimetern Gesamtlänge ist er die zweitgrösste Taggeckoart. Die namensgebenden Querstreifen sind vor allem bei den Jungtieren gut sichtbar, während sie bei ausgewachsenen Tieren immer unregelmässiger werden. Besonders farbenprächtig mit leuchtend grünem Kopf und türkisblauen Schwanz sind die Tiere vor allem während der Paarungszeit, welche in die regenreichen Monate Dezember bis März fallen. Die restliche Zeit des Jahres verblassen die Farben, wodurch sie für Fressfeinde weniger gut sichtbar sind und durch die unregelmässige Musterung meist gut mit dem Untergrund verschwimmen. 

    Für einen Gecko sind Querstreifen-Taggeckos geradezu sozial. Hat sich ein Paar gefunden, bleibt es offenbar ein Leben lang zusammen und lebt monogam. Was eine lange Zeit sein kann, da diese Geckoart bis zu 25 Jahre alt wird. Ebenfalls unüblich: Eltern und Jungtiere leben in einer Art Familienverband zusammen. Unter vielen Geckoarten ist Kannibalismus weit verbreitet. Eltern fressen auch schon mal den eigenen Nachwuchs. Nicht so bei den Querstreifen-Taggeckos. Die auffällige Färbung der Jungtiere mit markanten Querstreifen bildet offenbar eine Art Fressbarriere. Erst mit circa neun Monaten verlieren die Jungtiere diese Färbung.    

    SELTEN UND LANGE UNENTDECKT (PHELSUMA KLEMMERI)

    Über eine aussergewöhnliche Färbung verfügt auch der letzte der drei Geckoarten, der Blaue Bambus-Taggecko. Sein Körper ist leuchtend blau, sein Kopf grasgrün gefärbt. Trotz seines auffälligen Äusseren wurde er erst 1991 das erste Mal wissenschaftlich beschrieben. Auch er lebt in den eher trockenen Regionen Madagaskars, allerdings nicht im Trockenwald, sondern – daher der Name – im Bambuswald. Das Verbreitungsgebiet des eher kleinen Geckos erstreckt sich lediglich über sehr kleine, einzelne Gebiete in der Küstenregion Nordwestmadagaskars. Auch dass ein Grund, warum der Blaue Bambus-Taggecko von allen drei Geckosarten am stärksten bedroht ist. 

    Ziel des Zoo Zürich ist es mit allen drei Geckoarten zu züchten und eine stabile Reservepopulation sicherzustellen. So trägt der Zoo aktiv zum Artenschutz bei. Denn neben dem Naturschutz, der Bildung und Forschung ist der Artenschutz eine der zentralen Aufgaben eines modernen wissenschaftlichen Zoos. In Zukunft werden daher weitere gefährdete Arten im Zoo Zürich einziehen und nicht gefährdete Arten den Zoo verlassen.

    VIDEOS

    Das Video ist unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.

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    VIDEO: GEFÄHRDETE GECKOARTEN (MIT UNTERTITEL)

    Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    VIDEO: GEFÄHRDETE GECKOARTEN (OHNE UNTERTITEL)

    Copyright: Zoo Zürich, Nicole Schnyder

    BILDER

    Bilder sind unter Quellenangabe zur redaktionellen Berichterstattung über den Zoo Zürich freigegeben.

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    Blauer Bambus-Taggecko im Zoo Zürich.

    Blauer Bambus-Taggecko (Phelsuma Klemmeri) im Zoo Zürich. Copyright: Zoo Zürich, Enzo Franchini