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  • Junge Arabische Oryx im Zoo Zürich.
    Arabische Oryx im Zoo Zürich.
    Arabische Oryx im Zoo Zürich.

    Medien-Apéro April: Arabische Oryx

    Die Wüste lebt – es lebt in der Wüste! Urururenkel der ersten Zürcher Arabischen Oryx geboren.

    Wüsten bieten schwierige Lebensbedingungen. Wenn es sich, wie in diesem Fall, um Sandwüsten handelt, prägen Trockenheit, extrem heisse Temperaturen, spärliche Vegetation, kaum Schatten und viel Wind den Lebensraum. Das Überleben unter diesen harschen Bedingungen setzt spezielle Anpassungen voraus.

    Einer dieser Wüstenbewohner ist die Arabische Oryx mit langen, säbelartigen Hörnern und einer schwarz-weissen Gesichtsmaske. Ihre helle Fellfarbe reflektiert das Licht und schützt so den Körper vor zu starker Erwärmung. Um den Wasserbedarf zu minimieren, gibt die Arabische Oryx sehr trockenen Kot und sehr konzentrierten Harn ab. Sie kann ihre Körpertemperatur tagsüber auf deutlich über 40 °C ansteigen lassen und mit Hilfe der Kühle der Nacht wieder absenken. Die breiten Hufe geben ihr einen guten Stand im Sand und mindern das Einsinken.

    1972 ausgerottet

    Das ursprüngliche Verbreitungsgebiet der Arabischen Oryx liegt in den Wüsten der Arabischen Halbinsel bis Sinai und Mesopotamien. Bereits im 19. Jahrhundert ging der Bestand zurück. Um 1935 waren nur noch zwei voneinander getrennte Populationen übrig. Die Jagd auf die Tiere aus Fahrzeugen und mit modernen Waffen liess die Bestandszahlen weiter sinken. Das Erlegen einer Arabischen Oryx galt als Zeichen der Männlichkeit und durch den Genuss ihres Fleisches wähnten sich die Einheimischen vor feindlichen Kugeln geschützt. Etwa 1950 erlosch der nördliche Bestand, 1960 wurde der südliche Bestand noch auf ca. 200 Tiere geschätzt. 1972 wurde in Oman das letzte freilebende Tier gewildert und die Art damit ausgerottet.

    Eine Familiengeschichte

    Arabische Oryx gelangten in verschiedene private Kollektionen und 1962 starteten die internationalen Bemühungen zur Erhaltung der Art. In einer Fangexpedition gelang es, drei Tiere einzufangen. Mit weiteren acht Tieren aus Zoos und privaten Sammlungen bildeten sie den Grundstock der «Weltherde», die zunächst in Phoenix (USA) aufgebaut wurde.

    Aus dieser Weltherde kamen ab 1979 erste Tiere nach Europa in die Zoos von Berlin (Tierpark), Zürich und Antwerpen. Sechs Tiere bildeten in Zürich den Grundstock einer äusserst erfolgreichen Zucht. 1994, 1999 und 2006 importierte der Zoo Zürich neue Zuchtmännchen aus Rabat, Abu Dhabi und zuletzt Sharjah. Diese Männchen brachten neue Blutlinien in den europäischen Bestand der Arabischen Oryx.

    Eines der Gründertiere des Zürcher Bestandes war das Weibchen Amine. Sie kam bereits trächtig in Zürich an und sorgte so hier 1980 für die erste Geburt einer Arabischen Oryx, einer Tochter namens Ghaida. Ghaida ihrerseits brachte 1987 ihre Tochter Nour zur Welt. Eine der Töchter von Nour war die 1999 geborene Zama, gezeugt vom aus Rabat importierten Männchen. Hier bricht die weibliche Linie ab, aber ein Sohn von Zama, der 2014 geborene Orli, ist weiterhin in unserem Bestand (sein Vater stammte aus Sharjah).

    Orli bildet mit den beiden gleichaltrigen und seit 2016 in Zürich lebenden Weibchen Nawak (aus Marwell, GB) und Khalipo (aus Jardin des Plantes, FR) den aktuellen Grundbestand. Und dieser wird nun ergänzt durch die Zürcher Nachzuchttiere Nummer 95 und 96: Am 21. Januar gebar Nawak nach einer Tragzeit von etwa 270 Tagen ihre Tochter Thuraya. Es war dies, abgesehen von einer Totgeburt, die erste Geburt einer Arabischen Oryx in Zürich nach einem Unterbruch von fünf Jahren. Am 8. April doppelte Khalipo nach, gleichfalls mit einer Tochter namens Tahani. Diese beiden Jungtiere sind die Urururenkel von Amine, einer der ersten Zürcher Arabischen Oryx!

    Jungtiere der Arabischen Oryx zählen zu den sogenannten Abliegern. Wenn auch eine junge Oryx wenige Minuten nach der Geburt auf eigenen Beinen stehen kann, folgt sie in den ersten zwei Lebenswochen nicht der Mutter hinterher, sondern verbringt die meiste Zeit liegend und meist gut getarnt an einem schattigen Platz. Bei uns birgt dieses Verhalten zu dieser Jahreszeit das Risiko, dass das Jungtier bei den hierzulande zu erwartenden tiefen Temperaturen nur mit grossem Aufwand von der Aussenanlage wieder zurück in den Stall gebracht werden kann. Deshalb haben die beiden Jungtiere ihre ersten Lebenswochen mit der Mutter im Stall verbracht.

    Erfolgreiche Auswilderung mit Rückschlägen

    Ende der 1970-er Jahre kehrten die ersten Arabischen Oryx zum Aufbau von Zuchtgruppen für Auswilderungsprojekte nach Jordanien, Israel und Oman zurück. Am 31. Januar 1982 erfolgte in Oman nach sorgfältiger Vorbereitung die erste Freilassung einer Gruppe von zehn Tieren. Es zeigte sich, dass sich die vornehmlich aus Zoos stammenden Tiere in ihrem neuen Lebensraum gut zurechtfanden. Weitere Auswilderungen erfolgten in Saudi-Arabien (1990-1995), Israel (1997), den Arabischen Emiraten (2007) und in Jordanien (2014) in Schutzgebiete. In Zürich geborene Jungtiere wurden an Auswilderungsprojekte in Jordanien (Shamari-Reservat) und Saudi-Arabien (Taïf) abgegeben.

    Was anfänglich ein sehr erfolgreiches Wiederansiedlungsprojekt war, erlitt Mitte der 1990-er Jahre einen herben Rückschlag. Erneute Wilderei und der Fang von Tieren für Private gefährdeten den wieder freilebenden Bestand, sodass die Schutzmassnahmen massiv verstärkt werden mussten. In Oman wurden viele Tiere aus Sicherheitsgründen wieder eingefangen. Weitere Gefährdungsfaktoren sind eine reduzierte Lebensraumqualität durch Übernutzung durch Haustiere sowie andauernde Trockenperioden. 

    Noch immer als gefährdet eingestuft

    Die Arabische Oryx gilt gemäss der Roten Liste der Internationalen Welt-Naturschutzunion IUCN immer noch als «gefährdet». Der Bestand im Freiland (das heisst: meist in eingezäunten Schutzgebieten) wurde 2016 auf etwa 850 adulte Tiere geschätzt. 6000-7000 weitere Tiere leben weltweit in Menschenobhut, die meisten davon auf der Arabischen Halbinsel. In Europa wird die Zucht dieser Tiere im Rahmen eines Europäischen Erhaltungszuchtprogramms (EEP) koordiniert. In 16 Institutionen leben etwas über 60 Tiere.